Westfrankenbahn - Verschlankung ist aus Sicht der Geschäftsführer eine notwendige Konsequenz / Weitere Investitionen in Infrastruktur und Zugmaterial

Lauda fällt als Personalstandort weg

Von 
Heike von Brandenstein
Lesedauer: 
© Westfrankenbahn

Barrierefreiheit, W-Lan, Touch-Monitore für Fahrgastinformationen in Echtzeit, Steckdosen und neue LED-Zielanzeigen wird es in der aufgerüsteten Fahrzeugflotte der Westfrankenbahn ab Dezember 2019 geben.

Main-Tauber-Kreis. "Hier in der Region wird sich ganz schön was tun", meinte Denis Kollai, Sprecher und Geschäftsführer Infrastruktur der Westfrankenbahn gestern beim Pressegespräch im Landratsamt. Vorgestellt wurde, was das Unternehmen für sein Streckennetz plant und welche Neuerungen und Baumaßnahmen es im Main-Tauber-Kreis geben wird.

Dass die Westfrankenbahn als bewährter Partner des Main-Tauber-Kreises bei der Vergabe der Streckenausschreibung von Dezember 2019 bis Dezember 2031 die Nase vorn hatte, freut nicht nur die Geschäftsleitung, sondern auch die Verantwortlichen vor Ort. "Als Landkreis begrüßen wir, dass die Westfrankenbahn das Vergabeverfahren gewonnen hat", so Amtsleiter Dr. Heiko Schnell. Auch aus den Reihen des Kreistags war immer wieder betont worden, wie gut es wäre, wenn die Westfrankenbahn, die sich auch für die Bahninfrastruktur vor Ort engagiere, den Zuschlag bekäme.

Denis Kollai beschrieb die Bewältigung des Ausschreibungsverfahrens als "Kraftakt für so eine kleine Firma" gerade vor dem Hintergrund, dass der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) auch andere Anbieter mit einer Neufahrzeugflotte lieb gewesen wären. Gerade deshalb sei die Westfrankenbahn stolz, mit einer hochwertigen Gebrauchtwagenflotte gepunktet zu haben, so Kollai.

Der Sprecher räumte allerdings ein, dass die derzeitige Westfrankenbahn nicht das Unternehmen sei, das angeboten habe. In einer Teilbetriebsversammlung habe die Geschäftsführung den Mitarbeitern die daraus resultierenden Konsequenzen erläutert. "Knapp 60 Mitarbeiter werden nicht mehr in ihrer jetzigen Funktion tätig sein." Konkret heißt das: Verschlankung durch Stellenabbau.

Durch den hohen Altersschnitt von 52 Jahren im Unternehmen würde es allerdings keine Entlassungen geben. Vielmehr greife die natürliche Fluktuation. "Kein Mitarbeiter muss Angst haben", betont der Geschäftsführer. Eingespart wird bei den Zugbegleitern und bei der automatischen Abfertigung, die von den Triebwagenführern übernommen werden kann. Außerdem entfällt ab 2018 die Strecke Lauda-Würzburg, die von der Westfrankenbahn als Subunternehmerin bedient wurde. Laut Kollai sind von den Stellenstreichungen jeweils zu einem Drittel Zugbegleiter, Verwaltungsmitarbeiter und Personal für die Fahrzeuginstandhaltung betroffen.

"Ganz gravierende Auswirkungen wird das auf Lauda haben", räumte Denis Kollai ein. "Den Personalstandort Lauda wird es so für die Westfrankenbahn nicht mehr geben. Wir sind auf der Suche nach einer neuen Immobilie." Vorstellbar seien mittelfristig der i_park in Lauda, ein Gebäude in Bad Mergentheim oder ein völlig anderer Standort, weil die Züge nicht mehr in Lauda endeten, sondern über das Netz verstreut. Nach einer Modernisierung der Strecke mit einem elektrischen Stellwerk in Abstimmung mit der NVBW sollen drei Fahrdienstleiter die Strecke zwischen Lauda und Crailsheim von Niederstetten aus betreuen. Die Trasse von Tauberbischofsheim bis Miltenberg wird dann von Miltenberg aus überwacht. Die erste Baustufe soll aber erst bis 2025 in Angriff genommen werden. Im Zuge dieses Ausbaus soll auch Niederstetten einen stufenfreuen, modernen Bahnsteig bekommen.

Schon wesentlich früher, nämlich ab Beginn des neuen Vertrags im Dezember 2019, wird es montags bis freitags einen durchgehenden Stundentakt zwischen Wertheim und Crailsheim mit Halt an fast allen Stationen geben. Zusätzliche Züge werden auch zwischen Tauberbischofsheim-Lauda-Osterburken sowie Lauda-Bad Mergentheim eingesetzt, um eine bessere Anbindung an die Schulen und die Regionalexpress-Züge in Lauda zu ermöglichen.

Bereits in diesem Jahr beginnt die Erneuerung der Haltepunkte in Niklashausen und Laudenbach. Wie beim Haltepunkt Bronnbach werden auch hier die Bahnsteige 55 Zentimeter hoch und 100 Meter lang, verfügen über taktile Leitsysteme für Menschen mit Sehbehinderung, moderne Fahrgastinformationsanlagen mit Akustik, Wetterschutz und Fahrkartenautomat. Mit den ab Dezember 2019 eingesetzten nachgerüsteten Fahrzeugen entstehen vollständig barrierefreie Stationen.

In die komplette technische Modernisierung der gesamten Strecke Lauda-Crailsheim wird auch der derzeit noch handbetriebene Bahnübergang in Bad Mergentheim einbezogen. Unterschiedliche Varianten würden auch bei der Anbindung des Mall-Geländes zum Bad Mergentheimer Bahnsteig erarbeitet. Konkrete Terminplanungen gibt es bislang aber nicht.

Markus Hoffmann, Geschäftsführer Verkehrsbetrieb, wies auf die Situation in Lauda hin. Durch den neuen Partner Go-Ahead, der die Ausschreibung für die Frankenbahn für sich entschieden hat, ist ein neuer Partner vor Ort ins Spiel gekommen. "Lauda ist der Brennpunkt, der sich neu entwickelt", so Hoffmann. Auf Go-Ahead werde die Westfrankenbahn zugehen, um gemeinsame Anschlüsse auszuloten. Auch über den Fahrkartenverkauf, der derzeit noch im Bahnhofsgebäude in Lauda angesiedelt ist, müsse verhandelt werden, da die Westfrankenbahn nur einer von drei Verkehrnetzbetreibern sei und keine Ausweitung des Vertriebs vorsieht.

Viel Lob gab es von den Chefs der Westfrankenbahn für den Main-Tauber-Kreis und die Kommunen, die sich finanziell am Ausbau der Infrastruktur beteiligten. Bei einem Tag der offenen Tür, der am 30. April in Miltenberg unter dem Motto "Genau meine Schiene: Westfrankenbahn" stattfindet, wird auch ein Zug der Baureihe VT 642 vorgestellt, wie er ab Dezember 2019 auf der Tauberbahnstrecke zum Einsatz kommt.

Redaktion Zuständig für die Kreisberichterstattung Main-Tauber

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten