Bad Mergentheim. Auf Einladung der Umweltakademie Baden-Württemberg und des Deutschen Wildgehegeverbandes fand ein Umweltbildungssymposium in Bad Mergentheim statt. Nahezu zwei Tage diskutierten Vertreter von Wildparks, Zoos, Naturschutzorganisationen und Naturschutzbehörden unter dem Themenschwerpunkt "Wildpark, Tierpark, Zoo - außerschulische Lernorte zwischen Anspruch und Wirklichkeit" verschiedenste Bildungsthemen unter dem Fokus Tier- und Naturvermittlung.
Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen besuchen nahezu 70 Millionen Menschen deutschlandweit Zoos, Wildparks und Wildgehege mit dem Ziel, die dortigen Tiere zu beobachten und kennenzulernen. Zum anderen konstatiert nicht nur die Umweltakademie eine immer größer werdende Wissenserosion in Sachen Natur in unserer Gesellschaft. Das bedeutet, dass ein Großteil der Besucher etwa den Unterschied von Reh und Hirsch nicht kennt, geschweige denn über ökologische Zusammenhänge Bescheid weiß, so Dr. Karin Blessing, stellvertretende Leiterin der Umweltakademie Baden-Württemberg. Diesem Phänomen gelte es entgegenzutreten, so Eckhard Wiesenthal vom mitveranstaltenden Wildgehegeverband. Denn Tiergärten sind weit mehr als Orte des Freizeitvergnügens, sie können Lernorte für Naturwissen als Basis für eigene Handlungskompetenz sein, sagt Dr. Karin Blessing von der Umweltakademie Baden-Württemberg. Voraussetzung sei, dass die tierrechtlichen Bestimmungen auch eingehalten werden.
Wie Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung in Tiergärten heute schon gelungen umgesetzt werden können, wurde im ersten Themenblock des Umweltsymposiums anschaulich aufgezeigt mit Beispielen aus dem Wildpark Eekholt in Schleswig-Holstein, der Stuttgarter Wilhelma aber auch dem Wildpark Bad Mergentheim, der am Nachmittag Ziel der Exkursion der Symposiumsteilnehmer war.
Die meisten Betreiber von Wildparks, Tierparks und Zoos bieten ihren Besuchern bereits jetzt ein vielfältiges Bildungsangebot. Dabei stehen sie immer auch vor der Herausforderung, wie gute Beobachtungsmöglichkeiten und Wissensvermittlung mit bestmöglicher Tierhaltung in Einklang gebracht werden können. Dazu geben Standards und Qualitätskriterien zur Umsetzung der Bildung für nachhaltige Entwicklung wie etwa die Qualifizierungsoffensive des Deutschen Wildgehegeverbandes eine gute Orientierungshilfe.
Trotzdem gebe es immer auch Kritik, inwieweit bestimmte Arten überhaupt "zur Schau gestellt" werden sollen. Hierbei waren sich die Teilnehmer einig, dass eine transparente Kommunikation zum einen der Schlüssel zu mehr Verständnis bei kritischen Besuchern ist, zum anderen aber auch erst das Denken in ökologischen Gesamtzusammenhängen bei den Besuchern ermöglicht.
Wenn die Menschen die Tiere und deren Bedürfnisse verstehen lernen, setzen sie sich auch eher für den Erhalt der Wildnis ein, so der Tenor der Expertentagung. In den vielfältigen Diskussionen beim Umweltbildungssymposium war man sich einig, dass Zoos und Wildparks beim Artenschutz den Naturschutz vor Ort keinesfalls ersetzen können, aber zur Sensibilisierung der Menschen für Natur- und Artenschutz beitragen können.
Für den Deutschen Wildgehege-Verband mit seinen mehr als 150 institutionellen Mitgliedsinstitutionen Wild- und Tierparks, Zoologischen Gärten, Auffangstationen und Falknereien unterstreicht der erste Vorsitzende Eckhard Wiesenthal den pädagogisch, didaktischen Wert der Tiergärten ebenso wie die enge Verzahnung mit Naturschutzorganisationen regional vor Ort wie auch bundesweit. Das gelte sowohl für heimische als auch exotische Arten, ganz im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung.
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