Bad Mergentheim. Spannung und Unterhaltung pur bot am Freitagabend die "Lange Kriminacht" der Bad Mergentheimer Buchhandlung Moritz und Lux in deren Geschäftsräumen vor ausverkauftem Haus.
Vier Autorinnen und Autoren, die als Gemeinsamkeit alle irgendwie mit Bad Mergentheim und dem Taubertal verbunden seien, wie Geschäftsführer und Abendmoderator Rainer Moritz erklärte, stellten auf einem Podium ihre aktuellen kriminalistischen Literaturwerke vor.
"Schönheitsfehler" lautet der Titel von Heike Wolperts Debutbuch. Protagonist ist der Kater namens Socke. Es scheint nicht der beste Tag für ihn zu sein, denn zuerst in einer Katzenbox ausgesetzt und kaum befreit, findet er anschließend eine Leiche. Ausgerechnet bei der Feier zur Präsentation eines neuen Antifaltenmittels wurde Karl-Heinz Finkenburg, der renommierte Schönheitschirurg und Inhaber einer Schönheitspraxis im gut bürgerlichen Stadtviertel "Zoo" in Hannover, erschossen. Gibt es etwa einen Zusammenhang mit seinem Beruf oder liegt das Motiv eher im Privaten? Neben Hauptkommissar Peter Flott und seinem Team stellt auch Kater Socke samt tierischer Nachbarn Ermittlungen an. Schnell stoßen sie auf einen vergangenen, aber nicht vergessenen Skandal.
Heike Wolpert, Jahrgang 1966, wurde in Bad Mergentheim geboren. Als Kind auf ihren Berufswunsch angesprochen habe sie stets zur Antwort "Schriftstellerin" gegeben. Nach dem Abitur begann sie dann jedoch eine Ausbildung zur Softwareentwicklerin in Schwäbisch Hall. 1990 zog sie nach Hannover, wo sie heute als Businessanalystin in einer großen Landesbank tätig ist. Lesen, insbesondere Krimis, sei schon immer ihre bevorzugte Freizeitbeschäftigung gewesen. Nachdem ihr vor fünf Jahren Kater "Socke" zugelaufen sei, habe sie zudem eine Vorliebe für Katzenromane ergriffen. Ihr Hobby Schreiben entdeckte sie allerdings erst Anfang 2013, als ihr Mann in Vorruhestand ging und sie seitdem mehr Freizeit zur Verfügung hat.
Uwe Klausner ist Freunden von Regionalkrimis schon seit zahlreichen Jahren wohlbekannt. Bereits mit seinen beiden Erstlingswerken "Hans der Pfeifer von Nicklashausen" und "Die Pforten der Hölle" gelang dem Hobbyautor in den Jahren 2006 und 2007 als fast 50-Jähriger der Durchbruch zum Erfolg. Es folgten weitere historische Kriminalromane, die ebenfalls im Mittelalter spielen. Parallel dazu begann Klausner, zeitgeschichtliche Berlin-Krimis zu verfassen. Auch im zu Ende gehenden Jahr 2015 hat der Bad Mergentheimer Autor mit "Führerbefehl" wieder ein bemerkenswertes Literaturwerk in dieser Serie auf den Markt gebracht, in der Kommissar Tom Sydow erneut die Hauptrolle zukommt.
Berlin im April 1945 - Hitler erteilt den Befehl, in seinem Besitz befindliche Manuskripte und Aufzeichnungen von Richard Wagner aus der belagerten Reichshauptstadt fortzuschaffen. Später im März 1968, ebenfalls in Berlin, werden kurz hintereinander zwei Männer tot aufgefunden. Zum einen ein Journalist, der sich im Besitz von Originalpartituren Richard Wagners befindet, und zum zweiten ein Münchner Staranwalt. Zwei verschiedene Fälle? So sieht es zumindest im ersten Moment aus, doch dann kommt Hauptkommissar Sydow einer geheimnisvollen Verbindung auf die Spur.
Auch Theaterstücke verfasst
Der in Heidelberg geborene und aufgewachsene Autor, der seit langem mit seiner Familie in Bad Mergentheim lebt, studierte Geschichte und Anglistik. Anschließend war Klausner Englisch- und Geschichtslehrer am Gymnasium in Weikersheim. Die Idee, selber Bücher zu schreiben, sei ihm jedoch erst spät gekommen. In seiner Tätigkeit als Schriftsteller hat er neben bereits zahlreichen Büchern auch einige Theaterstücke verfasst.
Ulrike Ladnar wurde in Baden bei Wien geboren und wuchs in Bad Mergentheim auf, wo sie bis zu ihrem Abitur und Studium lebte. Danach arbeitete sie als Gymnasiallehrerin, Lehrerausbilderin und Schulbuchautorin in Frankfurt am Main. Jetzt, in Pension, habe sie Zeit für viel Neues - vor allem auch für das Schreiben Historischer Kriminalromane wie etwa ihrem jüngsten Werk "Das Geheimnis der fünf Frauen".
Im November 1893 wird ein angesehener Wiener Bankier ermordet in seiner Bibliothek aufgefunden. Am Tatort stößt Inspektor Karl Winterbauer auf fünf seit ihrer Kindheit befreundete Frauen und ahnt bald, dass alle ein Geheimnis haben. Allmählich wird aus seinem Misstrauen jedoch Sympathie und er beginnt, an ihre Unschuld zu glauben. Dann geschieht allerdings ein zweiter Mord - und wieder sind nur die fünf Frauen am Ort des Verbrechens. Das Leben des Inspektors treibt einem gefährlichen Strudel entgegen.
"Blütenreine Weste" lautete der Titel, der zum Abschluss der sehr unterhaltsamen "langen Kriminacht" präsentiert wurde. Mülheim an der Ruhr im Jahr 1951 - noch ragen Ruinen in den Himmel über dem Ruhrgebiet, dunkle Gestalten gehen in dunklen Ecken dunklen Geschäften nach. Doch der Schutt ist weitgehend weggeräumt, die Schaufenster füllen sich, und die goldenen Tage der Schieber und Schwarzhändler neigen sich ihrem Ende zu. Alfred Poggel, der nach dem Krieg nur deshalb zum Kriminalinspektor aufsteigen konnte, weil es sonst keinen unbelasteten Kandidaten gab, versucht gerade, einem Naziopfer zu seinem Recht zu verhelfen. Das passt Alfreds Vorgesetztem, dem Staatsanwalt Dr. Goeke mit der nicht ganz so reinen Weste, gar nicht. Als der zwielichtige Heinz Lennewegs, der Liebhaber von Poggels neuer Zimmerwirtin Anna Puff, ermordet wird, ist Goeke deshalb richtig froh, Poggel auf den neuen Fall ansetzen zu können. Aber der Inspektor hat zu viel erlebt, um sich so einfach ablenken zu lassen. Oder an weiße Westen zu glauben.
Der in Lauda lebende Autor dieses Kriminalromans, Horst-Dieter Radke, lernte seine Autorpartnerin Monika Detering über den renommierten Schriftstellerkreis "42er Autoren" kennen. Seitdem verfassen Radke und die in Bielefeld lebende Detering immer wieder auch gemeinsam zeitgeschichtliche Krimis, zu denen jeder von beiden gleichermaßen seinen Teil beitrage, wie Radke betonte.
Am Samstag, 28. November, präsentiert die Buchhandlung Moritz und Lux um 19.30 Uhr wieder eine alljährliche Literatur-Soiree mit Ulrike Goetz und Peter Jakobeit.
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