Kleinkunst - Auftakt der Saison in Bad Mergentheim mit Martin Herrmann / Programm "Keine Frau sucht Bauer" präsentiert

Gelungener Startschuss mit Musikkabarett

Von 
Peter D. Wagner
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Musikkabarett von Feinsten bot Martin Herrmann mit dem Programm "Keine Frau sucht Bauer" im ausverkauften Kulturforum zum Auftakt der Kleinkunstsaison 2015/2016 der Stadt Bad Mergentheim.

© Peter D. Wagner

Bad Mergentheim. Musikkabarett von Feinsten bot am Freitagabend zum Auftakt der sechsteiligen Kleinkunstsaison 2015/2016 der Stadt Bad Mergentheim der mehrfach mit hochwertigen Preisen ausgezeichnete Kabarettist und Mitherausgeber der früheren Satire-Zeitschrift "Pardon", Martin Herrmann aus Heidelberg. Er präsentierte sein Programm "Keine Frau sucht Bauer".

Herrmann - das ist zum einen "Der amtliche Frauenflüsterer Deutschlands", wie er sich im ausverkauften Kulturforum bezeichnete, zum zweiten "Gewinner des Blitzer-Marathons", so der Kabarettist über seine Anreise an Radarfallen vorbei im Raum Bad Mergentheim, sowie zum dritten der Träger eines "extrem maskulinen Namens". "Herr" und "Mann" - "dieser Name ist eine Herausforderung für jede Gleichstellungsbeauftragte", betonte der Kabarettist, der zudem bei seinem Auftaktlied über Albert Einstein meinte "ich darf singen, Ihr hört zu". Dies sei jedoch nur als Scherz zu verstehen, denn schließlich müssten sich in einem Lied die Verse ja reimen.

Herrmann wusste darüber hinaus ebenfalls Antworten darauf, weshalb keine Frau einen Bauern suche. Unter anderem, weil Bauer sei gleich Problemfall, Suche das Problembewusstsein, und dazu komme dann das Thema Frau... "Auf den Acker stehen heute immer weniger, aber viele stehen auf den Akademiker", konstatierte der Kabarettist. Was treibe also eine Städterin womöglich in die Arme eines Bauern? "Ist es das Platzangebot für die Kinder und der Streichelzoo im Haus? Der Bauer ist familienfreundlich. Und wenn die Frau vom Gebären zu müde ist, trägt sie der Bauer auf Händen - zur Stallarbeit".

"Sie haben sicherlich davon gehört - in Berlin haben Unbekannte einen 30 Meter langen Tunnel gegraben und eine Bank ausgeraubt. Offenbar gibt es in Berlin noch Bauvorhaben, die gelingen", frotzelte der Kabarettist, der sich natürlich nicht auf das Thema "Bauer" beschränkte. Ebenso spitzzüngig beschrieb er die aktuelle Fortschritts-Medizin: Nach einer OP seien im Patienten 16 Operationsbestandteile gefunden worden wie etwa Nadeln, Verbandsmaterial und Tupfer. Ein wesentlicher Faktor in der Bilanz einer Klinik seien anscheinend die gestiegenen Kosten der Müllentsorgung. "Wenigstens haben jedoch keine Organe gefehlt".

Mit Wortwitz gespöttelt

Im weiteren Verlauf nahm Herrmann unter anderem Ärzte-, Kita-, Lehrer- und Pilotenstreiks ebenso aufs Korn wie den ehemaligen Bischof Tebartz van Elst. "Was hat man gegen den? Das ganze Geld ist ja nicht weg, sondern schwimmt doch um Limburg herum", bemerkte er dazu. Und überhaupt sei dies geradezu unbedeutend im Vergleich zu den Bauausgaben durch den bayerischen Erzbischof Reinhard Marx. "Der hat 100 Millionen mehr verbaut. Da kann man wohl zurecht sagen, dass wenn sich einer mit Kapital auskennt, dann Marx", spöttelte Martin wortgewitzt.

"Ich habe mich noch nie heiraten getraut, denn das ist zu viel Stress, da die Scheidungsrate bei 50 Prozent liegt", meinte der Kabarettist zwischendurch erneut in der Rolle eines Bauern. Nur auf dem Land herrsche Stabilität. Der Grund: Die Frauen sitzen alle in der Stadt und lassen sich scheiden". "Und viele heiraten ja nur deshalb, um einmal hupend durch die Stadt fahren zu können". Zudem gebe es ja die CD "Nie mehr alleine" mit "Partnergeräuschen" wie etwa Staubsaugen. "Der Idealpartner" lautete gleichwohl der Titel einer weiteren Ballade - "ein sehr kurzes Lied", wie Herrmann ankündigte. "Handy in der Suppe, Löffel am Ohr", sei einer der Ergebnisse von (vermeintlich erfolgreichem) "Multitasking", wie er zudem feststellte. Zur Abrundung präsentierte er zum Abschluss ein Lied übers Älterwerden, denn "darin sind wir alle Spezialisten".

Exzellentes Kabarett

Mit solchen Überlegungen, Erzählungen, den Bauerngedanken sowie vielfältigen Liedern an der Gitarre und an der "Tibetanischen Taschenharfe" (einem Eierschneider) bot Herrmann exzellentes Kabarett für Neoromantiker, mit sehr viel Feingeist, hintergründigen Tiefsinn und Wortwitz, mal heiter und lustig, mal ironisch bis hin makaber oder sogar frivol, jedoch allemal durchgängig sehr intelligent und auf anspruchsvollem Niveau.

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