Kommunales - Klaus-Dieter Brunotte amtiert in Bad Mergentheim seit 45 Jahren ununterbrochen als Stadtrat / Damit gilt er als der Dienstälteste seiner Zunft im Ländle

Einst das Greenhorn, längst Politik-Urgestein

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Klaus T. Mende
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Seit 45 Jahren sitzt Klaus-Dieter "Ditus" Brunotte ununterbrochen im Bad Mergentheimer Gemeinderat - von Amtsmüdigkeit keine Spur. Sofern es des Wählers Wille ist, "würde ich die 50 Jahre gerne noch vollmachen".

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Klaus-Dieter Brunotte sitzt seit 45 Jahren im Gemeindeparlament der Großen Kreisstadt Bad Mergentheim - und gilt damit als der dienstälteste Stadtrat im Südweststaat.

Bad Mergentheim. Von Amtsmüdigkeit indes keine Spur: "Ja, das halbe Jahrhundert als Gemeinderat würde ich gerne noch vollenden." Klaus-Dieter Brunotte kündigt jetzt schon mal an, dass er bei den Kommunalwahlen 2019 gerne nochmals seinen Hut in den Ring werfen würde. Er schränkt aber ein: "Dies tue ich nur, wenn drei Komponenten passen: der Wähler will es, meine Gesundheit erlaubt es und meine Frau unterstützt mich."

Scheinbar machtlose Ehefrau

Gattin Ingrid sitzt mit am Tisch - und lacht. Ihr Schmunzeln macht deutlich: Hier scheint sie ohnehin machtlos. "Mein Mann steht zu seinem Wort." Wenn er sich etwas in den Kopf setze, versuche er, dies auch umzusetzen, erzählt sie im Gespräch mit unserer Zeitung.

Eine Ratssitzung in der Großen Kreisstadt ohne den "Ditus"? Kaum vorstellbar. Mit gerade mal 24 Lenzen am 24. Oktober 1971 zum jüngsten Stadtrat Deutschlands gewählt, gilt er mittlerweile als Dienstältester seiner Zunft im Ländle. Gewissermaßen "vom anfangs nicht ernstgenommenen Greenhorn zum Urgestein", schmunzelt der 69-Jährige - und damit zum kommunalpolitischen Dauerbrenner.

Seit viereinhalb Dekaden - und das ununterbrochen - sitzt Klaus-Dieter Brunotte mittlerweile als Bürgervertreter im Gemeindeparlament der Großen Kreisstadt. Dr. Mauch, Hülsmann, Dr. Barth, Glatthaar - nicht weniger als vier Stadtoberhäupter hat der ehemalige Pädagoge über- und erlebt. Die Zahl jener Sitzungen von Rat, Ausschüssen und Fraktionen, an denen er teilgenommen hat, dürfte die 1000 weit überschreiten. Die Summe jener Stunden, in denen er sich in verschiedenen Funktionen für die Belange seiner Mitbürger eingesetzt hat, wird weit im fünfstelligen Bereich liegen. Eben ein Tausendsassa. Einer, dessen Lebensmotto "Carpe Diem" lautet, der aber auch von sich sagt: "Nichtstun macht mich nervös."

Rund 45 Jahre liegen zwischen den beiden Fotos auf dieser Seite - eine Zeit, "in der ich viel erlebt und einiges für die Stadt erreicht habe", blickt der Familienvater zurück. Und das sei nicht immer einfach gewesen in einer Kommune, in der politisch in aller Regel die Farbe Schwarz dominiere. "Doch ich sehe mich als Taktiker", der sich seine Mehrheiten gesucht habe, wenn es darum gegangen sei, ein Projekt umzusetzen.

Erstmals richtig "aufgefallen"

"Ditus", Mitbegründer der Jusos in der Kurstadt und seit mehr als einem halben Jahrhundert SPD-Mitglied, ist das erste Mal so richtig öffentlich "aufgefallen" am 26. September 1970 mit dem Leserbrief "Mergentheimer Schlaf". Dieser habe dann wochenlang hohe Wellen geschlagen und schlussendlich dazu geführt, dass die "Interessengemeinschaft Mergentheimer Jugend" aus der Taufe gehoben wurde, "zu deren Sprecher ich gewählt wurde".

"Eine meiner ersten Amtshandlungen war ein Antrag an die Stadt, den 'Stadtgarten' zu einem Jugendhaus umzubauen", resümiert der passionierte Sozialdemokrat.

Brunottes Engagement sollte nicht "folgenlos" bleiben. Denn als man an ihn herangetreten war mit der Bitte, ob er sich denn vorstellen könne, für den Gemeinderat zu kandidieren, sagte er, wenige Jahre nach der Heirat, ein weiteres Mal "Ja". Auch wenn es zwischendurch mal einen Moment gegeben habe, "in dem ich die Brocken hinschmeißen wollte", habe er es, so lässt er unsere Zeitung wissen, bis "auf den heutigen Tag nicht bereut", sich für die Gesellschaft einzusetzen. Heute noch bekomme er Gänsehaut, wenn er an den Tag des Urnengangs im Oktober 1971 zurückdenke: "Als feststand, dass ich mit gut 2000 Stimmen den Sprung in den Rat geschafft hatte, wurde ich auf Händen durch die Straßen getragen."

Erfolge als Orientierung

Klaus-Dieter Brunotte gehört beileibe nicht zu jener Kategorie von Leuten, die sich durch Negativerfahrungen und Fehlschläge einschüchtern und vom eingeschlagenen Weg abbringen lassen. "Ich orientiere mich lieber an den Erfolgen", so seine Devise. Einen ersten solchen habe er gleich am Beginn seiner politischen Laufbahn feiern dürfen, denn knapp vier Jahre später sei das Jugendhaus Realität geworden - und erfreue sich bis heute einer großen Resonanz.

In all den Jahren habe er viele weitere Duftmarken setzen können - und durch sein Engagement sicher auch die Große Kreisstadt vorangebracht. Und noch etwas darf sich der Mergentheimer Bürgermeister-Stellvertreter auf seine Fahnen schreiben: "Ich war es vor vielen Jahren, der sich dafür eingesetzt hat, dass es landesweit Ausgleichs- und Überhangmandate gibt", was letztlich durch Gerichtsbeschluss auch entschieden worden sei.

Gern denkt "Ditus" an manche Anekdoten zurück. So an jene, die man unter das Motto "Eingeschlossen" stellen könnte. "Der damalige OB Dr. Mauch hatte die Fraktionsvorsitzenden zu einer außerplanmäßigen Zusammenkunft in den 'Wolkenkratzer' im Unteren Graben geladen", erinnert sich Klaus-Dieter Brunotte. Keiner habe davon erfahren, "nicht einmal die Putzfrau". Deshalb sei nach einigen Stunden Sitzung der Fall eingetreten, dass "wirklich alle Türen abgeschlossen waren und keiner einen Schlüssen hatte - nicht mal das Stadtoberhaupt." Schon der Resignation nahe, sei man dann aber doch auf eine offene Toilettentür gestoßen. Und die sei "Rettung in höchster Not" gewesen. Einer nach dem anderen, "ich als Jüngster zuerst", habe sich so durch das Fenster gezwängt, sei aus dem Hochpaterre gesprungen, um letztlich wieder sicheren Boden unter den Füßen zu haben.

Ein Dickkopf im positiven Sinn

"Er ist halt kaum daheim", schmunzelt Ingrid Brunotte - und kommt so richtig ins Grinsen, als Augen zwinkernd der Einwurf erfolgt: "Vielleicht auch ein Erfolgsgeheimnis für eine lange und harmonische Ehe . . ." Sie kennt ihren Mann am besten und weiß ihn so treffend einzuordnen wie kein anderer: "Ein Dickkopf im positiven Sinne, der einen langen Atem hat und immer zu seinem Wort steht. Klaus-Dieter ist sehr tolerant", er habe die Geduld, auf seine Mitmenschen zuzugehen, ihnen zuzuhören, um so zu einer Problemlösung beizutragen.

Es allen Recht zu machen ist eine Kunst, die keiner beherrscht - eben auch nicht Klaus-Dieter Brunotte. Deshalb wolle er auch nicht unbedingt "jedermanns Darling" sein. Wenn es um die Sache gehe, seien allerdings persönliche Eitelkeiten hinten anzustellen; es wäre auch völlig falsch, die Person in den Mittelpunkt zu stellen.

"Mir liegt nicht nur Bad Mergentheim, sondern die positive Entwicklung der gesamten Region am Herzen", macht der Taubertäler deutlich. Und dazu wolle er noch einige Jahre seinen aktiven Beitrag leisten. Denn Nichtstun mache ihn ja, nach eigener Aussage, nervös.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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