Spielebranche - Firma HandyGames bewährt sich auf rasch wandelndem Markt

Glückliche Schafe aus Giebelstadt

Von 
Pat Christ
Lesedauer: 

Danko Pantovik aus Serbien zeichnet ein Kriegsschiff für ein neues Strategiespiel.

© Pat Christ

Giebelstadt. Der Markt für Handy-Spiele ist noch lange nicht ausgereizt. "Wir sind vielmehr erst am Anfang des Booms", sagt Christopher Kassulke. Dass sich der Handy- und Spielemarkt so rasant entwickeln würde, hätten er, sein Bruder Markus und ihr gemeinsamer Mitstreiter Udo Bausenwein, Gründer der Firma HandyGames, vor 15 Jahren nie für möglich gehalten.

Damals begannen die drei mit ersten Überlegungen, Spiele fürs Mobiltelefon zu entwickeln. Im April des Jahres 2000 ging "HandyGames" an den Start. Heute nutzen mehrere 100 Millionen Spieler weltweit die kostenlosen Spieleprodukte.

Ähnlich wie Printmedien, Radio- und Fernsehstationen setzt HandyGames seit 2010 auf Werbung, damit nach Herzenslust gespielt werden kann, ohne den Geldbeutel zu belasten. Dieses Konzept hat sich als tragfähig erwiesen. Die Spieler lieben es, dass sie zocken können, ohne zu zahlen. Wobei jeder Nutzer die Möglichkeit hat, die Werbung auszuschalten: "Was auch rund zwei Prozent unserer Kunden tun." Sie zahlen dafür 1,99 Euro. Um an Werbung zu kommen, kooperiert das 60-köpfige Team mit internationalen Agenturen. Firmen zu gewinnen, die Werbung schalten möchten, ist laut Kassulke nicht schwer. Im Gegenteil. Handyspiele gelten als attraktive Werbeträger.

Mobile Telefone bieten heute Nutzungsmöglichkeiten, die vor 15 Jahren undenkbar gewesen wären. Man kann mit Smartphones E-Mails oder digitale Zeitungen lesen, sich Notizen machen, auf Webseiten surfen oder sich in sozialen Netzwerken tummeln. Schlägt sich die Multifunktionalität auf die Spielelust nieder? "Nein", sagt Kassulke und verweist auf eine Untersuchung aus dem Jahr 2012, der zufolge Spiele weltweit gesehen mit 43 Prozent den größten Zeitanteil an der Handynutzung haben.

Natürlich werden auch soziale Netzwerke mit dem Mobilgerät genutzt. Und das viele Male am Tag. Allerdings jeweils stets nur für Momente. Kassulke: "Ein Game wie das von uns entwickelte 'Frozen Front' hingegen wird 17 Minuten lang am Stück gespielt."

Ideen spinnen und verwerfen, gute Ideen weiterverfolgen, Grafiken entwickeln und Sounds kreieren, den Gamemarkt analysieren, fertige Spiele testen - all das geschieht am Firmensitz von HandyGames im Giebelstadter Gewerbegebiet i-Park Klingholz. Sechs Produktionsteams sind derzeit am Schaffen. Ein siebtes Team wird gerade aufgebaut, ein achtes soll 2014 an den Start gehen. Bis zu sechs Monate dauert es im Durchschnitt, bis ein neues Spiel "geboren" ist. Viel Detailarbeit ist dafür nötig.

So darf die Spielidee für Anfänger keineswegs verwirrend sein. Ziel und Spielkonzept müssen vielmehr klar sein und dennoch Herausforderungen bieten. Ständig wird nach kreativen Köpfen gefahndet, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Im Moment ist Kassulke auf der Suche nach 15 neuen Fachkräften. Leicht sei es nicht, gute Leute zu finden, der Fachkräftemangel im Gegenteil spürbar. Um den entgegenzuwirken, bildet HandyGames selbst aus. Acht Azubis gehören derzeit dem Team an. Einer fährt sogar täglich aus Aschaffenburg nach Giebelstadt.

Die Firma will 2014 weiter expandieren und es schaut gut aus, dass das auch gelingt. Auftrieb geben Auszeichnungen, die das Team immer wieder einheimst. Besonders stolz ist Kassulke darauf, dass "Frozen Front" zu den Top-Spielen 2013 aus dem Google Play Store gewählt wurde. HandyGames ist es laut dem Geschäftsführer besonders wichtig, dass die Kunden ihre Begeisterung rückmelden.

Vielen Spielen zollen sie aufgrund der Spielidee und der grafischen Umsetzung auch hohes Lob. Kassulke: "Für 'Clouds & Sheep' haben wir über 200 000 Fünf-Sterne-Bewertungen bei Google Play erhalten." Vor wenigen Tagen erhielt HandyGames für dieses Spiel bei der Samsung Smart App Challenge 2013 außerdem ein Preisgeld in Höhe von 100 000 Euro. Bei Clouds & Sheep geht es darum, Schafe so gut wie möglich zu versorgen. Nur glückliche Schafe erzeugen Glückssterne. Die dafür investiert werden, noch mehr Schafe glücklich zu machen.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten