Walldürn. In die Welt des Mittelalters eintauchen - das war am Mittwochabend in Walldürn möglich. Bei einer Lesung stellte die Buchautorin Anne Grießer ihr neuestes Werk "Das Heilige Blut" vor. Passagen aus dem spannenden Krimi rund um die Walldürner Wallfahrt las sie an historischen Orten: dem Miltenberger Torplatz, vor der Basilika und dem Pfarrhaus und im Bürgersaal des Alten Rathauses.
Zahlreiche Interessenten hatten sich am Miltenberger Torplatz eingefunden, um sich mit der Autorin auf historischen Spuren zu bewegen. In mittelalterlicher Tracht las Anne Grießer Passagen aus dem Buch und bot noch manch Wissenswertes aus der Welt des Mittelalters.
"Das Heilige Blut" - das ist der Titel eines Romans, der sich um die Walldürner Wallfahrt und das Blutwunder dreht. Es geht um die Erlebnisse der jungen Magd Fronika, die 1391 aus Mainz nach Walldürn zu ihrem Onkel Heinrich Otto fliehen muss, dem damaligen Pfarrer der Stadt.
Im Bürgersaal begrüße Gabriele Eder-Herold vom BücherLaden am Alten Rathaus die Zuhörer. Veranstalter der Lesung war der BücherLaden in Zusammenarbeit mit der Stadt. Das Buch habe ihr sehr gut gefallen. Ebenso äußerte sich Bürgermeister Markus Günther, der von "einem tollen und spannenden Buch" sprach.
Anne Grießer nannte ihren Auftritt gleich eine doppelte Premiere. Einmal war es ihre erste Lesung aus diesem Buch, zweitens ihre erste Lesung in Walldürn. Neben dem reinen Lesen gab sie auch Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Werkes (die FN berichteten). Von der Idee über eine erste grobe und dann feinere Gliederung, das Kreieren der Personen und ihrer Vita bis hin zum fertigen Plan.
"Und dann will alles aufs Papier", sagte sie. "Das Schreiben ist für mich das absolute Sahnehäubchen", so die Autorin weiter, "Denn dann kann ich die Figuren mit Leben erfüllen." Wer in Walldürn aufgewachsen ist, der ist auch mit der Wallfahrt aufgewachsen, sagte sie weiter. Und so habe es die Idee zu solch einem Buch schon lange gegeben.
Großen Wert lege sie dabei auf historische Genauigkeit. "Die Rahmenhandlung darf erfunden sein, aber die historischen Fakten müssen stimmen." Ihr Ziel sei nicht gewesen, die Wallfahrt zu rekonstruieren, sondern vielmehr die Frage, wie ein solches Wunder seinerzeit auf die Menschen gewirkt hat. Im Mittelalter, einer Epoche, in der Zeichen, Glauben und Aberglaube eine große Rolle spielten, "da hat ein solches Wunder einen ganz anderen Stellenwert als heute".
Das Schreiben eines Buches sei ein langer Prozess - in diesem Fall dauerte es rund zweieinhalb Jahre -, an dem natürlich nicht nur die Autorin mitwirke. Sie nutzte daher die Lesung, um allen zu danken, die an der Entstehung des Buches und an der Gestaltung des Abends mitgewirkt haben.
Gesungene Geschichte
Musikalisch war es im Bürgersaal auch. Denn im Mittelalter wurden Geschichten häufig nicht vorgelesen, sondern vorgesungen. Und so griff Anne Grießer zur Gitarre und trug das "Lied vom Pfannenflicker" vor. Das Publikum sang den Refrain lautstark mit und spendete für die Einlage kräftigen Beifall.
Andreas Ströbel vom Sutton-Verlag in Erfurt, selbst als Kind in Walldürn aufgewachsen, sagte, man sei vom Manuskript überzeugt gewesen, da das Thema gut zu einem regionalgeschichtlichen Verlag passe. Und Achim Ullrich vom Bücherladen sprach am Ende von einem unterhaltsamen Abend, "der einen spannenden Blick auf ein Ereignis wirft, das bis heute nachwirkt".
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