Walldürn. "Das Heilige Blut" - das ist der Titel eines Romans, der sich um die Walldürner Wallfahrt und das Blutwunder dreht. Es geht um die Erlebnisse der jungen Magd Fronika, die 1391 aus Mainz nach Walldürn zu ihrem Onkel Heinrich Otto fliehen muss, dem damaligen Pfarrer der Stadt. Geschrieben hat den historischen Roman die gebürtige Walldürnerin Anne Grießer. Im März ist das Buch auf den Markt gekommen. Am 30. April wird Anne Grießer ihr Werk bei einer Lesung im Bürgersaal des Rathauses vorstellen. Am 17. Mai gibt es außerdem noch einen literarischen Stadtspaziergang. Über das Buch und seine Entstehungsgeschichte haben sich die FN mit der Autorin und Krimi-Entertainerin unterhalten.
"Die Idee ist schon alt", sagt Anne Grießer. Während ihres Studiums der Volkskunde bei Professor Peter Assion in Freiburg hat sie sich mit Heilig-Blut-Wallfahrten beschäftigt. Und schon damals ist ihr der Gedanke gekommen, "es wäre doch mal spannend, so ein Thema literarisch aufzuarbeiten". Aber zwischen der Idee und der Umsetzung lagen dann doch einige Jahre.
Zunächst galt es einmal einen Verlag zu finden - was ihr mit dem Sutton Verlag in Erfurt gelungen ist. Der nimmt sich gerne historischer Themen an. Und dort arbeite Andreas Ströbel, so die Autorin, und der kommt auch aus der Region und hat hier seine Wurzeln.
"Dann kam alles flott ins Rollen", sagt Anne Grießer. Im Herbst 2012 ging sie an den ersten Rohentwurf, der war im März 2013 fertig. "Dann lässt man so ein Buch gerne noch eine bisschen liegen, eventuell gibt es noch Änderungen, der Verlag lektoriert", so die Autorin im Rückblick. Im März diesen Jahres ist das Buch dann auf den Markt gekommen und auch im örtlichen Buchhandel erhältlich.
Gefühle spielen eine Rolle
Einen historischen Roman zu schreiben, das sei etwas anders als eine wissenschaftliche Arbeit zu verfassen. Bei letzterem stehen die Fakten im Vordergrund, bei ersterem spielen auch Gefühle eine Rolle. Was aber natürlich nicht heißt, dass man beim Schreiben völlig losgelöst agieren kann. "Die historischen Fakten müssen stimmen. Den Rahmen der Geschichte, den kann man nicht erfinden." Bei der Handlung kommt dann die Fantasie der Autorin ins Spiel.
Obwohl, das mit den Fakten ist auch nicht immer so einfach. Im Buch taucht etwa der Walldürner See auf, ältere Walldürner werden sich an ihn erinnern. Unsicher ist aber, ob es den See schon 1391 gab. Wahrscheinlich gab es ihn, aber mit letzter Sicherheit sei das nicht festzustellen. Da gibt es dann eine Anmerkung im Buch.
Interessantes Mittelalter
Ganz am Anfang steht das Thema des Buches, in diesem Fall die Entdeckung des Korporales und was danach mit dem und um das Buch herum geschieht. Für die Hauptfiguren schreibt sie zunächst Lebensläufe, inklusive Charaktereigenschaften und Verhaltensmustern. Und bei Bedarf gibt es auch Änderungen in der Handlung, "wenn eine Figur das erfordert". Dann wird ein "grober Ablaufplan" erstellt, oft kapitelweise. "Beim Schreiben fülle ich dann alles mit Leben."
Das Eintauchen in das Mittelalter, das sei sehr interessant gewesen. "Das war eine Welt, die man sich heute gar nicht vorstellen kann. Heute ist alles rationaler, vieles durchstrukturiert, damals war es emotionaler. Es gab viel Glaube und Aberglaube. In vielem wurde ein Zeichen gesehen. Das ist den Menschen heute oft fremd."
Sehr hilfreich war es, dass die Geschichte in ihrem Heimatort Walldürn spielt. "Es ist einfacher, wenn man die Menschen kennt, die Geschichte, die Verhältnisse, die Mentalität". Weniger hilfreich war die Quellenlage, die ist nämlich dünn. So führte sie viele Gespräche, etwa mit Walter Gramlich oder Gerhard Friedrich, beide Kenner der Materie. Die vorhandene Literatur wurde studiert.
Viele Spaziergänge
Und vor allem ist Anne Grießer sehr viel spazieren gegangen. Etwa in Kleinfrankreich, auf historischem Terrain. "Der alte Stadtkern hat Atmosphäre. Dadurch kann man sich leichter in die Zeit versetzen."
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