Daniel Mahr ist gestorben - Der Maler und Poet wurde 69 Jahre alt / 1988 in den Odenwald übergesiedelt

Ein Verlust für die Kunstszene der Region

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Rippberg. Daniel Mahr ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 69 Jahren. Mahr, der sich selbst als Maler und Poet bezeichnete, war eine feste Größe in der Kunstszene des Neckar-Odenwald-Kreises.

Mahr hatte ein bewegtes Leben. Am 9. Oktober 1944 wurde er als Sohn jüdischer Eltern in Tschkowitz im Sudetenland geboren. Sein Vater wurde ermordet, seine Mutter und er überlebten den Krieg und das Naziregime.

1945 kamen beide zunächst nach Mannheim, dann nach Heidelberg, wo sie im Stadtteil Kirchheim sesshaft wurden. Hier ist Daniel Mahr aufgewachsen.

Dort hat er einen katholischen Kindergarten besucht. Zu Hause wurde er freilich jüdisch erzogen. Zwei Lehren hat Daniel Mahr absolviert. Eine als Schlosser, eine als Maschinenbauer.

Schon früh hat sich Daniel Mahr Gedanken über sich und das Judentum gemacht. "Jude zu sein, das wurde lange versteckt, das wurde nichtöffentlich gemacht", sagte er einmal im Gespräch mit den FN. Bei Daniel Mahr war das anders: Er machte kein Geheimnis daraus, dass er Jude war.

In Heidelberg hat Daniel Mahr seine ersten künstlerischen Schritte gemacht. Zuerst hat er Gedichte geschrieben, dann mit dem Malen angefangen. Schon früh, mit 26 Jahren, hat er sich ganz der Kunst verschrieben. Das Malen, mehr noch die Gedichte, das war für Mahr auch immer eine Möglichkeit, mit sich selbst ins Reine zu kommen, sein Leben zu verarbeiten. In Heidelberg hat er künstlerisch fruchtbare Phasen erlebt, aber auch eine schwere Schaffenskrise. Das war in den 80er Jahren. Letztlich führte diese Krise dazu, dass Mahr in den Odenwald übersiedelte. 1988 zog er nach Laudenberg. Külsheim, Hornbach, Reinhardsachsen und Rippberg waren weitere Stationen. Die Gegend hat ihn beflügelt. Beim Malen hat er neue Stile entwickelt, neue Formen gefunden, seine Gedichte gingen ihm leichter von der Hand.

Neben der Malerei und dem Dichten ist vor allem das "Kultur- und Kunstmuseum" untrennbar mit dem Namen Daniel Mahr verbunden. Mit der Einrichtung wollte er eine Brücke zwischen Kunst und Religion schlagen und den Dialog zwischen Juden und Nichtjuden fördern. Und er hat damit durchaus Erfolg gehabt. "Sein" Museum genoss europaweit Anerkennung. 2007 schloss die Einrichtung ihre Pforten. Und Daniel Mahr litt darunter, dass sich kein Ort mehr fand, wo er sein Projekt hätte fortsetzen können. Die mangelnde Unterstützung machte ihm zu schaffen. Und auch wenn er das Gegenteil sagte: Wer ihn kannte, der spürte seinen Verdruss.

Seine Ziele verfolgte Mahr immer mit Konstanz und Zielstrebigkeit. "Juden sind stur und dickköpfig", sagte er einmal. Da hat er sich nicht ausgenommen. Das machte den Umgang mit ihm nicht immer einfach. Dafür gab es mit ihm aber auch keine halben Sachen, sondern immer eine klare Ansage.

Mit dem Maler und Poeten ist die Kunstszene der Region ein großes Stück ärmer geworden. mar

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