In Hirschlanden - Bürgerinitiative "Mensch & Natur" gegründet / Abschaltzeiten im Blick / Sachliche und faire Diskussion "selbstverständlich"

Mitglieder machen sich gegen geplante Windkraftstandorte stark

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Hirschlanden. Von 24 Hirschlandenern wurde am Mittwoch vergangener Woche die Bürgerinitiative "Mensch & Natur Hirschlanden" gegründet. Diese wird durch drei gleichberechtigte Sprecher vertreten. Ziel ist es, alle Einwohner über die geplanten Windkraftstandorte zu informieren sowie Möglichkeiten zu finden, den Bau an diesen Standorten zu verhindern.

"Nicht ausreichend informiert"

Die Mitglieder der Bürgerinitiative fühlen sich von der der Gemeindeverwaltung "nicht ausreichend informiert". Aussagen wie "Man kann eh nichts dagegen machen" und "das Ganze ist von oben, vom Gesetzgeber so bestimmt" wollen sie "nicht so stehen lassen".

"Zwei der Windkrafträder befinden sich nicht auf der Vorrangfläche, welche im 'einheitlichen Regionalplan Rhein-Neckar - Teilregionalplan Windenergie' ausgewiesen wird", heißt es in einer Pressemitteilung der Initiative, und weiter: "Da sich aber nur eine Windkraftanlage wirtschaftlich nicht lohnt, wurden beide neuen Flächen auf Betreiben der Gemeindeverwaltung Rosenberg in Zusammenarbeit mit ABO Wind neu ausgewiesen."

Die Nachbargemeinde Ahorn hat bei ihrer Standortwahl festgelegt, mindestens 1000 Meter Abstand zu bewohnten Häusern einzuhalten. Tatsächlich habe dort der nächste, geplante Standort einen Abstand von rund 1300 Metern. "In Hirschlanden plant die Gemeinde Rosenberg mit tatsächlich 754 Metern bis zum ersten Wohnhaus", so Cornelia Euler, Sprecherin der Initiative, in ihrem Pressebericht.

Die Gemeinde Ahorn habe in der Vergangenheit ebenfalls ins Auge gefasst, am "alten Berolzheimer Sportplatz" Windkrafträder zu bauen. Aufgrund der Nähe und deren negativen Auswirkungen für die Einwohner (aufgezählt wurden Infraschall, Schattenwurf, sinkende Grundstücks- und Immobilienpreise) wurde dies verworfen.

Wie kritisch die Laufzeiten für Mensch und Natur sind, unterstreichen die an eine potenzielle Baugenehmigung auferlegten Abschaltzeiten, mit denen sich die Bürgerinitiative befasste.

Diese besage - aufgrund der 19 verschiedenen Fledermausarten (von 25 möglichen) - ein Abschalten vom 1. April bis 31. August eine Stunde vor Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang; vom 1. September bis 31. Oktober drei Stunden vor Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang; bei einer Windgeschwindigkeit weniger als 6 m/s (Nahrungssuche) sowie bei einer Außentemperatur von mindestens zehn Grad in Gondelhöhe (Nahrungssuche) sowie - aufgrund von Schattenwurf - länger als 30 Minuten pro Tag (Gutachten fehlt noch).

Befinde sich ein Horst des Rotmilans in weniger als 1500 Metern Entfernung, so dürfe keine Anlage entstehen. Vor Ort gibt es laut Bürgerinitiative einen Horst in 500 Metern Entfernung, aus dem dieses Jahr die Jungtiere geraubt worden seien. Strittig hierbei sei, ob die "sich im Schockzustand befindenden Jungeltern" (aus dem Gutachten) wirklich den Horst verlassen.

Horst in der Nähe

Um das Gefahrenpotenzial durch Eiswurf zu verringern, muss laut Bürgerinitiative eine Anlage einen entsprechenden Abstand zur Straße aufweisen. "Hier müssten es 388,5 Meter sein. Tatsächlich sind es beim nächsten Windrad nur 114 Meter" - was bei Windrad 1 und 3 relevant sei.

Die Gesamtgemarkung der Gemeinde Rosenberg mit ihren vier Teilorten hat eine Gemarkungsgröße von rund 4000 Hektar. Davon entfallen rund 720 Hektar auf Hirschlanden. Die Mitglieder der Bürgerinitiative beschäftigen sich nun unter anderem mit der Frage: "Gibt es tatsächlich nur hier diese rund zwei Hektar, um neue Windkraftanlagen in Rosenberg zu bauen?"

Warum die Mitglieder sich erst jetzt zu diesem intensiven Vorgehen gegen die Standorte entschieden haben?

"Es wurde immer gesagt, dass alles vom Gesetzgeber vorgegeben sei und man eh nichts dagegen machen kann. Man hat den Aussagen der Entscheidungsgremien getraut - bis Mitglieder der BI damit begonnen haben, sich selbst entsprechende Informationen zu besorgen."

Wünschenswert wäre eine Informationspolitik wie beispielsweise in Mudau gewesen, wo ein Informationsabend mit einem unabhängigen Experten zu Beginn der Planungen stattgefunden habe. Als dieser in Hirschlanden über die Gefahren und die Unwirtschaftlichkeit referiert hatte, sei das Thema, auch für die Entscheidungsgremien, bereits vom Tisch gewesen.

Wichtig ist es der Bürgerinitiative nun, weitere aktive Mitglieder zu gewinnen. Eine sachliche und faire Diskussion sei selbstverständlich, verbunden mit dem Respekt für alle, die für die drei Windkraftanlagen in Hirschlanden sind.

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