80. Geburtstag - Freifrau Gabriele von Gemmingen-Guttenberg wurde für ihr langjähriges Engagement das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen

Sie lebt nach dem Grundsatz "Adel verpflichtet"

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Freifrau Gabriele von Gemmingen-Guttenberg feiert heute ihren 80. Geburtstag.

© Brinkmann

Neckarmühlbach. Adel verpflichtet, heißt es. Das trifft auf Gabriele von Gemmingen-Guttenberg in unterschiedlicher Weise zu. Am heutigen Donnerstag vollendet sie ihr 80. Lebensjahr. "20 bis 30 Gratulanten haben sich angesagt, und am Wochenende kommt die Familie", freut sich die Jubilarin. Die Familie: weit, weit verzweigt ist sie. Der Guttenberg'sche Stamm des alemannischen Rittergeschlechts der Freiherren von Gemmingen reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Die heutige Gabriele von Gemmingen-Guttenberg - somit die 17. Generation - stammt selbst aus adeligen Kreisen, derer von Lersner, "eine Frankfurter Patrizierfamilie".

Doch nicht dort ist sie geboren, sondern in Stuttgart. Sie war das vierte von sechs Geschwistern. Die Kindheit und damit die Kriegsjahre verbrachte die Familie in Wien, danach zog man aufs Schloss eines Onkels in Essingen, dann wieder nach Stuttgart. Nach dem Abitur wurde Gabriele in Freiburg zur Krankengymnastin ausgebildet. Auf einem Adelsball lernte sie 1958 ihren Christoph kennen. Ihr linker Tischherr warb um sie, "doch den mochte ich nicht, da habe ich mich zur anderen Seite gewandt". 1961 wurde in Essingen geheiratet, der Pfarrer war ebenfalls ein Onkel. Dann begann die Zeit in der Burg über Neckarmühlbach.

Kommunalpolitik und Kirche

Fünf Kinder gebar die Freifrau zwischen 1963 und 1973. "Ich wurde Hausfrau, kochte, pflegte, erzog." Eine nicht unerhebliche Rolle spielte dabei die religiöse Erziehung: Seit der Reformation waren die Freiherren von Gemmingen-Guttenberg evangelisch. Auch Gabriele ist es - mit Überzeugung und Freude im Glauben. Der mündete in ihr ehrenamtliches Engagement auf verschiedenen Ebenen der evangelischen Kirche, drei Jahrzehnte lang.

Aber nicht nur in kirchlichen Gremien wirkte die Baronin. Eines Tages sei sie auf der Burg angesprochen worden, ob sie nicht der örtlichen CDU beitreten wolle. "Mich interessiert Politik, mich interessieren Menschen und das Land, in dem ich lebe." So (etwa) begann ihre (gesellschafts)politische Zeit - aus dem ersten Kontakt wuchsen weitere und weitere. 1989 führte ihr Weg in den Kreistag des Neckar-Odenwald-Kreises, in dem sie 20 Jahre lang agierte. Gleich lang auch arbeitete sie im Vorstand der Frauenunion, beim CDU-Orts- und -Kreisverband mit. 2012 wurde sie zur stellvertretenden Vorsitzenden der neu gegründeten Senioren-Union im Neckar-Odenwald-Kreis (NOK) gewählt. Vor allem aber steht ihr Name im Zusammenhang mit der Gründung des Frauen- und Kinderschutzhauses und des Tagesmüttervereins im NOK. Für ihr jahrzehntelanges Engagement in Kommunalpolitik und Kirche wurde Gabriele von Gemmingen 2010 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Die meisten Ämter hat sie mittlerweile abgegeben, bzw. sich nicht mehr aufstellen lassen. Sie erkennt, wann es genug ist und Platz für andere da sein soll. Unverändert ist Gabriele von Gemmingen eine, die die Nähe der Menschen sucht. Mit warmherzigen Interesse für ihre Geschichten, Nöte, Ideen. Distanz ist ihr eher fremd. Doch hat sie durchaus Standesbewusstsein, der jedoch nicht in Dünkel umschlägt.

Die größere Freiheit des Alters möchte die Jubilarin dazu nutzen, sich in den Burggärten zu betätigen, durch den Burgwald zu spazieren, mit dem E-Bike zum Einkauf und ins Sole-Bad zu radeln. Der Platz am Neckar und in ihrem Leben, an dem sie seit 54 Jahren ist, gewinnt für sie mehr und mehr an Bedeutung. "Das ist meine natürliche Umgebung", sagt sie und meint damit nicht nur die Mauern, die Gemächer, die Porzellansammlungen und Bilder der Ahnen. Denn: "Damit bin ich verwoben. Ich möchte es erhalten und lebendig halten." Adel verpflichtet. Für Gabriele von Gemmingen hat diese Pflicht ein freudiges, freies und vielgestaltiges Gesicht. ubr

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