Billigheim. Bürger von Billigheim wollen nicht als "Billigheimer" in Werbespots auftauchen. Sie wehren sich gegen Dreharbeiten von "redcoon" in der Gemeinde. Der Discount-Onlineshop, der zur "MediaSaturn"-Holding gehört, hat sich angekündigt und wirbt bereits um Mitwirkende. Das Unternehmen war zuvor an die Gemeinde und den Gemeinderat herangetreten und hatte sein Projekt der Werbung mit dem Wortspiel "billig" und "Billigheim" vorgestellt.
Der Gemeinderat sah sich dabei mit der Tatsache konfrontiert, dass man Drehaufnahmen im Ort wohl aus rechtlichen Gründen nicht verbieten könne, erklärte Bürgermeister Reinhold Berberich gestern im Gespräch mit den FN. Das sei eine Frage der Pressefreiheit.
Billig muss nicht negativ sein
Auch deshalb habe der Gemeinderat dem Thema in nichtöffentlicher Sitzung mehrheitlich befürwortet, allerdings mit Einschränkungen.
Vier Tage will das Team in Billigheim drehen und würde dafür der Gemeinde die Möglichkeit einräumen, Elektrogeräte im Wert von 20 000 Euro zu erwerben, weitere 9000 Euro wären als eine Art "Einkaufsgutschein" dazugekommen. Außerdem hätten die "redcoon"-Vertreter dargelegt, dass der Begriff "billig" nicht negativ verkauft werden solle. "Billig einkaufen kann ja auch clever sein", so Bürgermeister Berberich. Außerdem habe der Gemeinderat Bedingungen gestellt: "Wir forderten einen Vertrag und Öffentlichkeitsarbeit, um den Bürgern das Projekt zu erläutern".
Vertrag wurde nie vorgelegt
Einen Vertrag habe das Unternehmen jedoch nie vorgelegt. Auf Nachfrage habe ein Unternehmenssprecher eingeräumt, dass Mitarbeiter von "redcoon" am Donnerstag und Freitag bereits in Billigheim waren, um per Wurfzettel Mitwirkende zu werben. Der angekündigte vorherige Anruf im Rathaus sei ausgeblieben.
Berberich seinerseits hatte wie abgesprochen eine Informationsveranstaltung für den 25. Juni um 18.30 Uhr angesetzt und im Amtsblatt angekündigt, um den Bürgern die Situation zu erklären. Diesen Termin habe man nun nach Abstimmung mit Fraktionssprechern und stellvertretenden Bürgermeistern sowie nach Rücksprache mit Landrat Dr. Achim Brötel abgesetzt.
"Da solche Vorhaben für uns Neuland sind und wir nicht wissen, wie 'redcoon' auf unsere Absage reagiert, müssen wir unsere weiteren Schritte noch überlegen", so Berberich weiter. Bereits gestern Abend hat eine kleine interne "Krisensitzung" stattgefunden.
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