Bürgerinitiative für Gesundheit und Naturschutz - "Wichtige Anliegen im Vorfeld nicht beachtet"

"Wir brauchen Alternativen"

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Bretzingen. Die Mitgliederversammlung der Bürgerinitiative für Gesundheit und Naturschutz Hardheim (BGN) fand am Dienstag im Bretzinger Sportheim statt.

Vorsitzender Dieter Popp (Höpfingen) kam in seiner Begrüßung auf die Ziele der 2015 gegründeten Initiative zu sprechen. "Es geht uns darum, aktuelle Informationspolitik mit Verweis auf Chancen und Risiken zu betreiben", betonte Popp. Dazu gehören etwa gezielte Aufklärungsarbeit über den Planungsstand und den unbedenklichen Abstand von Windkraftanlagen zu besiedelten Gebieten. "Allgemein machen Windkraftanlagen in Süddeutschland wenig Sinn", so der Vorsitzende: "Schließlich sind Baden-Württemberg und Bayern die windschwächsten Bundesländer!"

Ein weiteres Kapitel für sich sei, dass nur 16 Prozent der möglichen Leistung im Schnitt erreicht werden, zumal es "sehr große Schwankungen" gebe. Meist sei die Windstärke so schwach, dass keine oder nur eine erschreckend geringe Stromproduktion im Raume steht. Außerdem stünde die "grüne Lunge" auf dem Spiel: "Schöne, gesunde und wertvolle Waldgebiete sollen unbedingt erhalten bleiben", appellierte Dieter Popp mit Blick auf diverse Schaubilder.

Die Rückschau auf das vergangene Jahr erinnerte an die Erfassung von Flugbewegungen und geschützten Arten in der Vorrangfläche. Diese wurden in einer Datenbank ausgewertet, um ein Gegengutachten auszuarbeiten.

Aktuell habe man den Antrag auf Akteneinsichtnahme gestellt und zwei Rechtsgutachten übergeben: "Der Bau von Windkraftanlagen in Baden-Württemberg verstößt gegebenenfalls gegen Bundes- und EU-Richtlinien", argumentierte Dieter Popp und verwies auf mögliche Gefahren: Einerseits seien die Standorte "nicht haltbar", genauso wie auch die Anlagen nicht wahllos verschoben werden können.

Besonders stieß den Aktivisten dabei auf, dass wichtige Anliegen wie mögliche Beeinflussung von Funk- oder Telefonnetzen oder auch die Rücksichtnahme auf etwaige militärische Freiflugzonen "im Vorfeld nicht beachtet wurden". Einwände gegen den Bau des Bretzinger Windparks bestünden nach wie vor in der Lärm-, Schall- und vor allem Infraschallbelästigung sowie der systematischen Zerstörung von Ökosystemen, so Popp.

Weiterhin erklärte er, diverse Verfahrensfehler aufgedeckt zu haben - etwa die inakzeptable Öffentlichkeitsarbeit, mit der "einiges verschleiert wurde". Allerdings habe die Bürgerinitiative "Falschaussagen der Bürgermeister entkräftet": Es bestünde kein genereller Bauzwang. "Wenn es eine Ausweisung wirklich gibt, dann im ganzen GVV-Gebiet und nicht lediglich auf einzelne Kommunen begrenzt", merkte der Vorsitzende an. "Die Gemeinderäte werden langsam wach".

Insgesamt kam er zu dem Fazit, dass der Windpark ohne die Existenz der Initiative "wohl längst stehen würde". Auch schloss er nicht aus, das gesamte Verfahren nochmals komplett aufzurollen. "Ortschafts- und Gemeinderäte im Gemeindeverwaltungsverband erhalten zeitnah ein Schreiben mit der Aufstellung der signifikanten Nachteile", informierte Popp.

Der organisatorische Part umfasste nicht nur den Kassenprüfbericht von Reiner Leis und Wolfgang Hotz, sondern auch Teilwahlen des Vorstands. Da 2. Vorsitzender Steffen Berberich gegenwärtig im Ausland weilt, rückte Reiner Leis als 3. Vorsitzender nach. Der vakant gewordene Posten eines Kassenprüfers wurde von Helmut Haas übernommen.

In der Rubrik "Sonstiges" ergab sich eine angeregte Diskussion. Wolfram Fitz mokierte sich über die Vorenthaltung wichtiger Informationen seitens der Kommunen: "Man sollte die Bürger der Ehrlichkeit halber unterrichten, bevor man etwas hinter ihrem Rücken anordnet." Ortsvorsteher Kaspar Wolf lenkte ein mit dem Vorschlag für Kompromisslösungen, woraufhin Albrecht Reichert sich darauf berief, nicht per se gegen Windkraft zu kämpfen: "Wir brauchen Alternativen - aber eben mit größtmöglichem Schutz für Mensch und Tier!" ad

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