Guten Zuspruch fand der "Geschichtenabend" im Rahmen des Hardheimer Wendelinusmarktprogrammes.
Hardheim. Auch im digitalen Zeitalter hören Kinder nach wie vor gerne Geschichten - besonders vor dem Einschlafen. Wenn sich Erwachsene aber in der heute von den modernen Medien dominierten Welt von anderer Erwachsenen Geschichten erzählen lassen und diese hören wollen, ist dies schon eher eine Besonderheit.
Eine ebensolche und zudem noch sehr gelungene "Besonderheit" war die als "Märchen- und Geschichtenabend" angekündigte Abendveranstaltung am Samstag im Hardheimer Rathaus mit frei und in überzeugender Weise dargebotenen Schilderungen.
Gelungene Abendveranstaltung
Gleich mehrere Erzählerinnen und ein Erzähler begeisterten im Foyer des Schlosses mit imponierendem, einfallsreichem und abwechslungsreichen Erzähl- und Gestaltungsvermögen einen zahlenmäßig beachtlichen Interessentenkreis.
Ausgegangen war diese Idee von der aus Bretzingen stammenden Eva Dannbacher-Frei, die zusammen mit ehrgeizigen Gleichgesinnten wie Jutta Gromes, Peter August Kessler und Marlies Kramer den Mut zur Gestaltung eines solchen Geschichtenabends hatte und somit das Programm des Wendelinusmarktes mit einer ansprechenden Abendveranstaltung bereichere. Sie führte auch in den für die Besucher genussreichen literarischen Abend ein, den die Harfenistin Heide Christian musikalisch bereicherte.
Zu Beginn verdeutlichte die in Weikersheim als Schlossführerin tätige Jutta Gromes mit ihrem sprachlichen und schauspielerischen Talent den Zuhörern die Entstehung des Begriffes "Schäferstündchen" anschaulich. Sie ließ die Zuhörer miterleben, mit welchen einfallsreichen Möglichkeiten ein Schäferbursche - natürlich ganz entgegen den Vorstellungen der königlichen Familie - die Königstochter als Frau gewinnt.
Peter August Kessler verband seine Erzählgeschichte mit der Darstellung eigentlich geschichtlich schlimmen Geschehens in der Zeit des Nationalsozialismus, das Großmütter von zwei aufeinander folgenden Generationen auf Wunsch ihren Enkeln erzählen. Er verdeutlichte dabei, wie "Heldengeschichten" auch ausgehen können, weil man sich der Macht des Terrors nicht widersetzen kann.
Mit seiner zweiten "Heldengeschichte" veranschaulichte er das Schicksal der schönen Französin Mathilde, die mit dem in ihrem Stand Erreichten nicht zufrieden ist, möglichst viel erleben und genießen möchte und sich dann in hohe Schulden stürzt, als sie sehr teuren Ersatz für eine von ihrer Freundin für einen Ball entliehene und ihr schließlich entwendete Kette leisten muss.
Sie gerät mit ihrem Mann in tiefe Not, schafft es aber, die hohen Schulden zu tilgen und muss dann - Ironie des Schicksals - erfahren, dass die ihr entwendete Kette billiger Tand und überhaupt nichts wert gewesen war. Dass sich das Bemühen, reich und gesellschaftsfähig zu werden, nicht immer auszahlt, sahen die gespannt mitgehenden Zuhörer damit bewiesen. Eva Dannbacher-Frei - eine äußerst gewandte und wortfreudige Geschichtenerzählerin - hielt mit der durch ihren Dialekt verdeutlichten Herkunft aus Bretzingen nicht hinter dem Berg. Sie amüsierte die Besucher zunächst mit ihrer, dem Kind aus der Stadt erzählten Geschichte vom Aufenthalt des ersten Zirkus und dessen hochtrabend angekündigtem Gastspiels und Programm mit "besonderen Attraktionen" in ihrer Heimatgemeinde.
Erinnerung an die Bretzinger Zeit
Als allerdings sowohl der Zauberer, der als stärkster Mann angekündigte Bosniak, und schließlich der Messerwerfer im Dorf ihre Meister finden, lässt sich in den Folgejahren im Dorf kein Zirkus mehr sehen, da sich die Aufgeklärtheit der dörflichen Bevölkerung wohl weithin herumgesprochen hat.
Die Geschichte von der kranken Königstochter und dem Bemühen um die Erfüllung ihrer Wünsche und dem Umstand, wie sie zu schönen Träumen kam, ließ Eva Dannbacher-Frei in ihrer traumhaft erzählten Darbietung erleben.
Zudem erzählte die in Anbetracht des im Hardheimer Schloss angesetzten Geschichtenabends eigens aus München angereiste Marlis Kramer mit enthusiastischer Begeisterung die Geschichte von Ritter Reginald und der Erfindung des "Stiefelknechtes", einer Hilfe zum Anziehen der Stiefel. Eva Dannbacher-Frei wie auch Bürgermeister Volker Rohm dankten abschließend für den abwechslungsreichen Abend. Z
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