Convenartis - Hubert Burghardt präsentierte mit seinem Programm "Keiner will's nachher gewesen sein" niveauvolle Unterhaltung im Gewölbekeller

Lieblingszielscheibe waren die Investmentbanker

Von 
Holger Watzka
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Intelligentes Kabarett präsentierte Hubert Burghardt im Gewölbekeller des Kleinkunstvereins Convenartis und überzeugte damit das Publikum.

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Wertheim. Mit viel Witz, geschliffenen Worten und tiefsinnigen Liedern sorgte Hubert Burghardt im Convenartis-Kleinkunstgewölbe für hervorragende Unterhaltung. Leider war nur die Hälfte der Stühle besetzt. Der guten Stimmung hat dies aber gar nicht geschadet. "Nachher will´s keiner gewesen sein", ist das neue Programm von Hubert Burghardt überschrieben. Eine niveauvolle Unterhaltung, ein kritisches und intelligentes Kabarett mit amüsanter Unterhaltung am Klavier wurde dem Publikum geboten. "Ministerialdirigenten sind keine Musiker", erklärte Burghardt schmunzelnd, der selbst bei Musikwettbewerben schon zu Siegerehren gekommen war.

Seine Gesellschaftskritik packte der Wortakrobat in Witze, die immer wieder Lachsalven auslösten. "Woran erkennt man, dass man Tinnitus in den Augen hat? Man sieht nur noch Pfeifen!" Eine ganz besondere Zielscheibe von Burghardt sind die Banker. So erfuhr das bisweilen johlende Publikum, dass Spekulatius der Schutzheilige der Investmentbanker ist. Und eine Gehhilfe ist eine Abfindung für Topmanager, die man in dieser Position nicht mehr brauchen kann.

Mitdenker waren gefordert, als sich Hubert Burghardt um pharmazeutische Nahrungsmittel Gedanken machte. Probiotische Zusätze waren oft schon vor der Nahrungsaufnahme Sondermüll und werden nach der Verdauung wieder zu Sondermüll. Der Supermarkt wird somit durch die Hintertür zur Apotheke.

Nahrungszubereitung ist in Deutschland mittlerweile ganz große Abendunterhaltung. Auf allen Kanälen wird gekocht. Man bekommt sogar Schokolade zum Abnehmen verkauft. Doch vielmehr sollten sich die Konsumenten einmal mit Grundnahrungsmitteln gegen Leichtgläubigkeit beschäftigen. Düster seien die Aussichten des Kabarettisten für die Bevölkerung in Deutschland: "Die Stückzahl geht zurück, aber das Gesamtgewicht steigt." Folglich wird der Bürger immer dicker, aber der Staat immer schlanker.

Treffend zum Programmtitel "Nachher will´s keiner gewesen sein" war der Ausflug in Sachen Steuergerechtigkeit. "Steuer-Amnesty-International" ist Ansprechpartner bei gewagter Steuerhilfe. Fluchthelfer werden vermittelt und Steuervermeidung wird als patriotische Tat gewürdigt.

Heiterkeit verbreitete die Betrachtung einer partnerfreien Grundschullehrerin auf einer Party. Gelungen war auch der Übergang zur Flexibilisierung von Toleranzgrenzen: "Zu viel Toleranz kann auch ein Fehler sein." Gar nicht gut weg kamen "Lions-Luder" und "Rotary-Tussen".

Originell wirkten auch Burghardts wechselnde Kostüme. Treffend kamen seine Seitenhiebe auf die Politik über die Bühne: "Unsere Demokratie ist wie eine vegetarische Metzgerei." Wenn es um das wirklich Große geht, hat Hubert Burghardt ein Rezept: "Wenn die Klugen immer nachgeben, regieren am Ende die Dummen." Zugaberufe und Begeisterungsapplaus in Wertheim für den Kabarettisten aus Nordrhein-Westfalen. Lachend auf den Heimweg durften sich die Besucher seine Ratschläge für die korrekte Nutzung von Fremdwörtern mitnehmen.

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