Freudenberg. An "unbewusste Orte" führt die neue Ausstellung mit Fotos von Werner Wieser, die am Samstagabend in der Freudenberger Amtshausgalerie eröffnet worden ist. Vier Jahre lang hat der ambitionierte Amateurfotograf sich für seine Bilderserie Zeit genommen.
"Die verschiedenen Facetten unserer Heimat vermischen sich darin mit urbanen Orten zahlreicher Aufenthalte außerhalb Deutschlands als Gegenentwurf zu den vertrauten Sehgewohnheiten", hieß es im Ankündigungstext. Und weiter, "Aufnahmen aus den arabischen Emiraten, Amerika, Mauritius, Europa und Russland - seinem Sehnsuchtsland - sind in verschiedene Bereiche gegliedert und ziehen den Betrachter schnell in den Bann. Viele Fotos der Ausstellung vermitteln eine stille Einfachheit und ermöglichen intime Einblicke in seine, Wiesers, Welt".
Mit Fotos, so Bürgermeister Heinz Hofmann bei der Vernissage, entdecke man Unbekanntes im Bekannten. Sie zeigten einzigartige, meist nicht wiederholbare Momente. In der Bilderflut gerade der heutigen Zeiten schafften es Einzelne, wie Werner Wieser, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. "Er zeigt, wie viel wir sehen, wenn wir genau hinsehen."
Gute Fotografie, so Dr. Heinz Linduschka, habe viel mit Kunst und Können zu tun. Der pensionierte Lehrer und freie Journalist ist ein Meister des Wortes und als solcher ein gern "gebuchter" Redner, wenn es um die Einführung in Ausstellungen geht. Werner Wieser sei, würdigte er, "ein Amateurfotograf der ganz besonderen Art und keiner der Touristen, der das offene Auge durch das Kameraobjektiv ersetzt". Technik sei hier zwar wichtig, aber nicht das Wichtigste. "Das Auge macht das Bild, nicht die Kamera", zitierte der Redner.
Mit seiner ganz speziellen Bildsprache mache Wieser verborgene Verbindungen sichtbar, stelle vertraute Sehgewohnheiten in Frage. Die Besucher der Ausstellung seien gefordert, die 43 Fotografien auf sich wirken zu lassen. Diese erschlössen sich häufig erst auf den zweiten oder gar dritten Blick. Sich dabei die Frage zu stellen, "befinden wir uns jetzt in Bürgstadt" - Wiesers Wohnort - "oder in Abu Dhabi, ist das nun eine Metro-Station in Paris oder in Moskau, das ist eine ganz spannende Erfahrung".
Alle Bilder Wiesers zeichneten sich durch eine dichte Atmosphäre aus, er ermögliche Blicke jenseits des journalistischen, aber auch des touristischen Mainstreams. Der kreative, neugierige Blick auf die Welt, sei es nun die kleine oder die große, könne durch das Internet nicht ersetzt werden. Es sei zwar eine Binsenweisheit, aber "ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, enthält tatsächlich mehr als einen Kern Wahrheit".
Gemeinsam eröffneten die Leiterin der Amtshausgalerie, Astrid Wulf und Werner Wieser dann die Ausstellung, wobei Letzterer ankündigte, dass der Erlös der am Samstag und am Sonntag verkauften Bilder dem Freudenberger Kindergarten zugutekommen solle.
Für die musikalische Umrahmung der Vernissage sorgte mit Chris Noise erstmals ein DJ. Nicht nur neue Seh-, sondern auch Hörgewohnheiten waren von den Besuchern also gefordert. ek
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