Wasser- und Schifffahrtsamt Aschaffenburg - Nach Eichel und Faulbach wird im kommenden Jahr auch die Schleuse Freudenberg an die Leitzentrale angeschlossen

Die letzte Umstellung ist für 2014 geplant

Von 
Bernhard Müller
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Main-Tauber-Kreis. Die Fernsteuerung der Schleuse Eichel läuft seit Anfang dieses Jahres reibungslos. Für die Schleuse Faulbach startet in diesem Monat der Probetrieb. Im kommenden Jahr soll auch die Schleuse Freudenberg an die moderne Leitzentrale in Aschaffenburg angeschlossen werden. Dann werden alle 56 Schifffahrtsschleusen am Main, dem Main-Donau-Kanal und an der Donau, von Mainz bis Passau, auf die weltweit zukunftsweisende Fernsteuerung von Schleusen umgestellt und automatisiert sein. Darüber informierte Baudirektor Diplom-Ingenieur Stephan Momper, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Aschaffenburg in einem Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten.

Rund 50 Millionen Euro

Auf rund 50 Millionen Euro Kosten beläuft sich für den Main die gesamte Umstellung der Schleusen auf die Fernsteuerung. Begonnen wurde damit im Jahr 1999 in Schweinfurt. Den Abschluss bildet schließlich im Amtsbereich Aschaffenburg die Schleuse in Freudenberg, voraussichtlich Ende 2014/Anfang 2015.

Neben einer langfristigen Kostenreduzierung war das "Ziel, mit der Fernsteuerung eine Optimierung des Schleusenbetriebs und damit auch eine Verbesserung im Angebot der Schleusenbetriebszeiten für die Binnenschifffahrt zu erreichen", betonte Stephan Momper.

In diesem Jahr nun wurde auch die Schleuse Faulbach komplett umgebaut, wie Klaus Dieter Naun, Sachbereichsleiter Bau und Unterhaltung beim Wasser- und Schifffahrtsamt Aschaffenburg, erläuterte. Dabei sind die elektromechanischen durch elektrohydraulische Kompaktantriebe ersetzt worden. Dazu wurden unter anderem am Ober- und Unterhaupt der Schleuse neue Gebäude errichtet, in denen die moderne Antriebstechnik auf Rollwagen untergebracht ist. Somit kann sie bei Bedarf problemlos ausgebaut oder ersetzt werden. Auch die neue zentrale Schalt- und Übertragungstechnik wurde installiert.

Sie ist nun im alten Schleusenwärterhaus untergebracht, das entkernt und leicht vergrößert worden ist, um die neue Technik installieren zu können. Die Kosten für den Hoch- und Tiefbau, die Elektrotechnik sowie den Maschinen beliefen sich wie schon in Eichel auch in Faulbach auf rund 2,5 Millionen Euro, informierte Naun.

Während der Umbauphase war ein Container sozusagen als "Notsteuerstand" im Bereich der Schleuse aufgestellt worden. "So konnte der Schichtleiter seinen Dienst tun, ohne durch die Umbauarbeiten beeinträchtigt zu werden", sagte Momper.

Und dieser Container soll im nächsten Jahr nach Freudenberg gebracht werden, um auch dort die Schleuse während der Umbauphase zu bedienen. Wie in Faulbach sind ebenso in Freudenberg Kosten von rund 2,5 Millionen Euro für den Umbau der Schleuse veranschlagt.

Dass die neue Technik in Faulbach funktioniert, wurde bereits vor Ort geprüft und wird in einem Probelauf im Dezember erneut sorgsam unter die Lupe genommen. Denn "Sicherheit genießt oberste Priorität", so Klaus Dieter Naun.

Voraussetzung für eine sichere Schleusung per Fernbedienung ist die hundertprozentig zuverlässige visuelle Übersicht über den Schleusenbereich und die Vorhäfen. Wichtig sind dabei eine ständige Überwachung des gesamten Schleusenvorgangs mit Videokameras und die Möglichkeit, mit den Schiffsführern zu kommunizieren. Die für den Schleusenvorgang notwendigen technischen Bauteile, wie etwa die tonnenschweren Schleusentore, werden durch zahlreiche Sensoren und Kameras überwacht und gesteuert.

Alles im Blick

Und hier haben die Mitarbeiter in der Leitzentrale in Aschaffenburg, die als die bundesweit größte und modernste gilt, alles im Blick. Jeder Bedienplatz ist mit sechs Monitoren für die Videokameras ausgestattet und mit einem Monitor für das Prozessbild der Schleusensteuerung. Damit sind die Mitarbeiter in der Leitzentrale, wie etwa Björn Brasch, der zehn Jahre Schichtleiter in der Schleuse Eichel war, immer im Bild. Sie können die Schleusungen wie vom Steuerstand vor Ort mitverfolgen, so der Amtsleiter.

Im Juni 2014 soll die Leitzentrale, in der heute schon im Schichtbetrieb rund um die Uhr Dienst geleistet wird, offiziell eingeweiht werden. Für den 29. Juni ist dazu ein Tag der offenen Tür im Bauhof des Wasser- und Schifffahrtsamtes in der Obernauer Straße vorgesehen.

"Entgegen mancher Befürchtungen bei der Umstellung auf Fernsteuerung ist das Feedback durchweg positiv, wie Gespräche mit den Schiffverbänden deutlich machen", betonte Amtsleiter Momper. Letztlich merkten die Schiffführer nicht, ob die Schleuse ferngesteuert werde oder nicht. Vielmehr habe man eine flexiblere Handhabe erzielen können.

Verschwunden sei auch die anfängliche Skepsis der Schichtleiter, die früher in ihren Schleusenwärterhäusern einen Einzelarbeitsplatz hatten. Hier werde in der Arbeitsphilosophie der deutliche Vorteil gesehen, mit Kollegen an einem Standort zusammenarbeiten und kommunizieren zu können, erklärte Stephan Momper. Das dürfte auch für die vier Mitarbeiter gelten, die derzeit noch in Freudenberg an der Schleuse Dienst leisen. Wie Momper in diesem Zusammenhang nochmals unterstrich, ging es bei der Umstellung auf Fernsteuerung der Schleusen nicht darum, Personal einzusparen. "Vielmehr wollten wir mit der Fernsteuerung so aufgestellt sein, dass wir mit dem vorhandenen Personal die 24-Stundenschicht im Sinne einer reibungslosen Binnenschifffahrt aufrechterhalten können", so der Amtsleiter.

Apropos Schifffahrt: Hier war in diesem Jahr trotz Hochwassers und zwischenzeitlichen Streiks eine leicht steigende Tendenz zu verzeichnen. Etwa 19 000 Güterschiffe mit einer Tonnage von 17 Millionen wurden an der Schleuse Kostheim vom Rhein in den Main registriert. Extrem angewachsen sei aber der Betrieb von Fahrgastkabinenschiffen, von denen derzeit allein 130 für den Main angemeldet seien, wie Sachbereichsleiter Naun informierte. Mit Blick auf die möglichen Schleusungen seien aber für den Schiffsverkehr noch Kapazitäten nach oben vorhanden.

Zahlreiche Maßnahmen stehen 2014 an

Neben dem Anschluss der Schleuse Freudenberg an die Leitzentrale in Aschaffenburg im kommenden Jahr stehen im kommenden Jahr zahlreiche Wartungsarbeiten an verschiedenen Schleusen an.

Wegen einer Bauwerkinspektion, die alle sechs Jahre vorgeschrieben ist, kommt es vom 1. bis zum 11. April zu einer Schleusensperrung in Heubach, weil die Kammern trockengelegt werden. Unter anderem müssen die Antriebe überholt und kleinere Beton- und Wartungsarbeiten vorgenommen werden, wie Klaus Dieter Naun, Sachbereichsleiter Bau und Unterhaltung beim Wasser- und Schifffahrtsamt Aschaffenburg, erläuterte.

Nach dem Umbau und der Abnahme aller Funktionen an der Schleuse in Faulbach findet im kommenden Jahr nochmals eine Schleusenfunktionsprüfung statt. Zudem werden Schäden an der Tordichtung am Unterhaupt behoben.

An der Schleuse Eichel, in der die Umstellung auf Fernsteuerung von der Leitzentrale in Aschaffenburg aus seit diesem Jahr läuft, stehen ebenfalls kleinere Wartungsarbeiten an. So wird die Nutzlängenmarkierung erneuert. ber

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