Jahreshauptversammlung - Neuwahlen beim Sportverein scheiterten / Außerordentliche Generalversammlung am 27. Juli

Zeit der Lippenbekenntnisse ist vorbei

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Die Vorsitzenden Jürgen Waldherr (links), Frank Hartmann (Vierter von rechts) und Christian Heier (Zweiter von rechts) ehrten folgende Mitglieder: Hermann Höflein (70 Jahre), Ernst Hartmann, Wolfgang Kettner, Philipp Neckermann, Klara Rosner (alle 60 Jahre), Alfred Ditter, Günter Graf, Rudolf Karst, Horst-Dieter Schulz, Peter Stephan (alle 50 Jahre), Roswitha Beil, Carsten Türksch (beide 40 Jahre), Jürgen Sendelbach, Jochen Tröster sowie Heike, Josef und Tina Zipf (alle 25 Jahre).

© Ines Waldherrr

Bei der Jahreshauptversammlung konnte der SV Distelhausen für die zwei scheidenden Vorsitzenden keine Nachfolger finden.

Distelhausen. Ein Verein funktioniert nur, wenn alle zusammen helfen; und beim SV Distelhausen ist das derzeit nicht der Fall. Zu viel Arbeit und Verantwortung - verteilt auf zu wenigen Schultern. Und so erlebten die Mitglieder eine von Bitten, aber auch Brandreden und Appellen geprägte Jahreshauptversammlung, die mit dem Wunsch endete, den Verein wieder in ruhigere Gewässer zu schippern. Mit welchen Kapitänen, das ist allerdings offen. Denn mit Jürgen Waldherr (zwölf Jahre) und Frank Hartmann (zehn Jahre) scheiden zwei von drei Vorsitzenden aus ihren Ämtern aus, und die Posten konnten nicht neu besetzt werden.

Tatkräftige Unterstützung fehlt

Positives gab es aber auch: Die "Erste" hatte mit dem Klassenerhalt in der Kreisliga das erhoffte Ziel erreicht; und neben zahlreichen Ehrungen wurde Eike Grieger aufgrund seiner Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt.

Die Zeit der wertlosen Lippenbekenntnisse muss beendet werden, ging der scheidende Vorsitzende Frank Hartmann gleich zu Beginn in die Vollen und fand mehr als klare Worte für das wenige Engagement und Verantwortungsbewusstsein, das viele SVD'ler an den Tag legen würden.

Angefangen von den Arbeitseinsätzen über Tätigkeiten im Jugendbereich und Schichten bei Veranstaltungen bis hin zum Auf- und Abbau des Pfingstfestes - überall mangele es an tatkräftiger Unterstützung. So sehr, dass man fast Bedenken haben müsse, einen Verein mit knapp 500 Mitgliedern am Leben halten zu können. Es sei höchste Zeit, sich als "Einheit" zu zeigen - und das nicht nur rein sportlich gesehen.

Fußballer schafften Klassenerhalt

In diesem Bereich nämlich wusste Vorsitzender Jürgen Waldherr sehr wohl Positives zu berichten: Die erste Mannschaft habe mit einer beeindruckenden Mannschaftsleistung im Relegationsspiel gegen den FC Gissigheim ein sehr schwieriges und turbulentes Jahr erfolgreich abgeschlossen und sich in den vergangenen Spielzeiten von einem Abstiegskandidaten in der Kreisklasse B zu einem Kreisligisten gemausert. Grundlage dafür sei die Arbeit des langjährigen Trainers Uwe Withopf gewesen, dessen Einsatz höchster Respekt und Dank gebühre.

Mit Mike Standke habe man für die neue Saison wieder einen "richtig guten Trainer" verpflichten können, der in Distelhausen kein Unbekannter ist und sich auf sein Comeback freue.

Auch die zweite Mannschaft habe im ersten Jahr in Konkurrenz einen beachtlichen achten Platz erkämpft und sich unter Leitung von Felix Montag im geregelten Spielbetrieb mehr als wacker geschlagen. "Ein ganz wichtiger Unterbau", empfand Waldherr rückblickend.

Weiter laufen die Damen- und Herrengymnastikstunden sehr gut, während beim Aerobic die Teilnehmerzahlen immer geringer werden und auch bei der AH lediglich der regelmäßige Stammtisch aufrecht erhalten werden konnte. Ein Spielbetrieb sei derzeit nicht möglich.

Nachdem Waldherr sich bei allen bedankt hatte, die das sportliche Geschehen beim SV Distelhausen in irgendeiner Weise vorangebracht haben, stand die Ehrung verdienter Fußballer an: Sowohl Ernest Fischer als auch Alex Gorr und der "Spieler des Jahres 2015" Markus Roth durften für 150 Spiele im Distelhäuser Trikot eine Urkunde entgegen nehmen. Weniger schön war dann, dass man sich von zwei Spielern verabschieden musste: Stéphane Dormoy, der am Ende der Saison als Spielertrainer die Verantwortung übernommen hatte, wechselt mit genau dieser Aufgabe zum SV Windischbuch; Torwart Sven Bornhorst zieht es studiumsbedingt nach Jena. Drei Zugänge konnte der Vorsitzende bereits vermelden, doch gerade auf der Torwartposition habe man noch dringenden Handlungsbedarf.

"Unhaltbare Kritik"

Neben zwei Spielern verabschiedeten sich in der Versammlung aber auch zwei Vorsitzende. Waldherr erinnerte in persönlichen Worten an schöne aber auch unschöne Momente seiner zwölfjährigen Amtszeit. Mit harter Arbeit und den richtigen Leuten im Team habe man dem Fußball, der zwischenzeitlich am Tiefpunkt angelangt war, wieder Leben eingehaucht.

Auch Geselligkeit und Zusammenhalt seien nie zu kurz gekommen, und obendrein sei es ein interessantes Unterfangen, ein finanzielles Gleichgewicht zu halten sowie allen Ansprüchen von Mitgliedern und Spielern zu genügen.

Als "Tiefschläge" bezeichnete er völlig falsch geäußerte und unhaltbare Kritik. "Ich habe den Verein immer mit bestem Wissen und Gewissen geführt", so der scheidende Vorsitzende, "und diese Arbeit war immens, aber lohnenswert und hat immer Spaß gemacht". Er könne nicht genug erwähnen, welche Fortschritte man bei er Ausübung eines solchen Amtes im persönlichen Bereich mache. Nach seinem Dank an sein "klasse Vorstandsteam" schloss er mit dem Wunsch, dass "wir gemeinsam die Zukunft in die Hand nehmen". Nur dann funktioniere es.

Ehrung für Frank Hartmann

"Ein Verein ist immer so gut wie seine Mitglieder", appellierte auch Georg Alter, Vorsitzender des Fußballkreises Tauberbischofsheim, an die Versammlung. Der SVD sei unter Waldherr und Hartmann wieder eine feste Größe im Fußballkreis geworden, würdigte er die Leistung der beiden und warb gleichzeitig für ein deutliches Mehr an Wertschätzung und Respekt für das Ehrenamt. Die Jugend brauche wieder echte Vorbilder - Menschen, die mit Idealismus und Leidenschaft Verantwortung übernehmen und teilweise gar als "Sozialarbeiter" wirken. Für zehn Jahre verdienstvolle Aufgaben durfte er Frank Hartmann eine Urkunde und eine Ehrennadel überreichen

Schriftführer Roger Gutrung gab einen Überblick über die Veranstaltungen im vergangenen Jahr, Frank Hartmann informierte als kommissarischer Jugendleiter über den Stand der Dinge im Jugendbereich, in dem derzeit 30 Kinder und Jugendliche dem runden Leder nachjagen. Kassenwart Georg Volkert legte die finanzielle Situation des SVD dar. Er wies darauf hin, dass mit Heizung, Rasentraktor, Regenbewässerungsanlage sowie Türen und Fließen im Vereinsheim kostenintensive Sanierungen anstehen. Nachdem die Kassenprüfer Eike Grieger und Rudi Kraft ihm eine "exzellente Arbeit" bescheinigt hatten, wurde der Vorstand einstimmig entlastet.

Nicht ganz so reibungslos lief dann der Tagesordnungspunkt "Neuwahlen". Obwohl Schriftführer Roger Gutrung schnell einstimmig für zwei weitere Jahre gewählt wurde, Frank Hartmann die Übernahme des Jugendleiter-Postens ankündigte und beide Scheidenden versprachen, den Nachfolgern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, konnten die wichtigsten Positionen neben Christian Heier nicht besetzt werden, sodass sich Ortsvorsteher Lothar Lauer als Vorsitzender des Wahlausschusses laute Gedanken darüber machte, wie man die Leichtigkeit in den Vereinen zurück "zaubern" und die Gemeinschaft stabilisieren könne. Denn die eine Basis, der sportliche Erfolg, sei ja zweifelsohne da.

Nun wurde für den 27. Juli eine außerordentliche Generalversammlung einberufen. Bis dahin wolle man im Rahmen eines Arbeitskreises versuchen, den Verein "gemeinsam weiter zu denken".

Eike Grieger nun Ehrenmitglied

Positive Stimmung brachte dann der Antrag, Eike Grieger für seine langjährigen Verdienste für den Sportverein zum Ehrenmitglied zu ernennen. "zig Jahre Schiedsrichter, Stadionsprecher, "Mann für alles" im Sportheim, ehemaliger Vorstand" - einstimmig gab die Versammlung diesem Antrag statt und schloss damit die Versammlung mit etwas Positivem. svd

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