Distelhausen. Vor zehn Jahren eröffnete Bertold Hollerbach im ehemaligen Hof der Familie Englert in Distelhausen sein Bauernhof-Museum. Seit über 30 Jahren sammelt der Distelhäuser Landwirt Exponate aus der Geschichte des Landlebens von Einst. Am Pfingstmontag ist das Bauernhof-Museum ab 13 Uhr wieder für alle Besucher geöffnet. Seit kurzem gibt es Neues im Museum. Im ehemaligen Wohnhaus hat Bertold Hollerbach zwei neue Räume eingerichtet. Im Erdgeschoss ein Zimmer mit Ausstellungstücken aus der Distelhäuser Ortsgeschichte und im Obergeschoss eine komplette Bauernstube mit Wohn- und Arbeitsraum.
Zehn Jahre sind inzwischen vergangenen, seit sich die Pforten des Bauernhof-Museums von Bertold Hollerbach erstmals für die Besucher öffneten. Auf dem gesamten Hof kann der Besucher über 200 Jahre Landwirtschaftsgeschichte erleben. Ausstellungsthemen sind das Handwerk, Stall, Wohnen und landwirtschaftliche Geräte aus den verschiedensten Epochen.
Schon seit 30 Jahren trägt der passionierte Sammler die verschiedensten Gerätschaften und Dinge des alltäglichen Lebens von Hof und Haus zusammen. Viele der Ausstellungstücke stammen auch aus der näheren Umgebung von Distelhausen und waren auch hier bei den Landwirten in Gebrauch. Immer wieder taucht einmal ein neues interessantes Stück auf, dass er dann seiner Sammlung einverleibt. Im Obergeschoss des Wohnhauses ist in den vergangenen Monaten eine Wohn- und Arbeitsstube entstanden. In ihr gibt es Utensilien des Alltagslebens der vergangenen 150 Jahre zu sehen. Fast alle Objekte, wie auch die GauTrachten, stammen aus unserer Region.
Die Geschichte seines Heimatortes Distelhausen liegt Bertold Hollerbach ganz besonders am Herzen. In den vergangenen Monaten hat er sich mit verschiedenen geschichtlichen Themen im Ort beschäftigt und hierüber Materialien zusammengetragen.
Im Erdgeschoss des ehemaligen Wohnhauses des Hofes ist hierbei ein Geschichtszimmer entstanden. Der Schützenverein von Distelhausen wurde 1924 gegründet Ein tragischer Unfall im Juni 1929, bei dem der erst 22-jährige Josef Schreck ums Leben kam, wird hier ebenso mit Fotos und Zeitungsberichten dokumentiert, wie die Geschichte des Vereines, die mit dem Kriegsende und dem Abbau der Schützenhauses durch die Amerikaner im Jahr 1945 endete.
Ein großes Thema ist hier auch der 1840 errichtete Sommersitz der Familie von Zobel: Vielen älteren Distelhäusern ist die Geschichte noch gut bekannt. Dieser wird von den Distehäusern heute noch immer das neue Schloss genannt. Bis in die 1920er Jahre wurde das Anwesen noch von adeligen Damen bewohnt. Während des Ersten Weltkrieges war hier ein Arbeitskommando des Kriegsgefangenenlagers Tauberbischofsheim mit russischen Kriegsgefangenen untergebracht.
Später kaufte die Familie Hörner das Anwesen und richtet hier eine Gärtnerei ein. Die Familie kaufte das Schloss an die Gemeinde Distelhausen. Mitte der 50er Jahre verkaufte die Gemeinde Distelhausen das Anwesen an den Landkreis Tauberbischofsheim. Von 1958 bis 1970 befand sich hier die Landwirtschaftsschule. Seit 2003 befindet sich in dem Gebäude das Kreismedienzentrum. Ein weiteres Thema ist der Weinbau in Distelhausen, den es schon lange vor der ersten Brauerei, die im Jahre 1811 gegründet wurde, gab. 1758 baute der Weinhändler Johann Simon Abendanz seinen Herrenhof mit einem stattlichen Weinkeller in Distelhausen. Abendanz war einer der reichsten Weinhändler Deutschlands mit Niederlassungen in Großheubach und Frankfurt am Main. Den Armen in Distelhausen zeigte er sich stets großzügig und richtete hier sogar ein Armenhaus ein. 1903 verkauften seine Nachkommen das "alte Schloss" an den Distelhäuser Bauern Leonhard Kaiser. Später kaufte die Gemeinde Distelhausen das Haus und vermietete die Wohnungen an Privatpersonen. Heute befindet sich das Anwesen in Privatbesitz. Im Bauernhof-Museum wird auch dessen Geschichte mit verschiedenen Dokumenten gezeigt. Es gibt hier auch einen Einblick in die Geschichte der Distelhäuser Brauerei und in die lange Tradition des Wolfgangsrittes und der St. Wolfgangskapelle, deren Gesicht sich in den vergangenen 200 Jahren durch Umbauten immer wieder veränderte.
Im Hof des Museum zeigt Bertold Hollerbach verschiedene Feldgrenzsteine, die sich früher auf der Gemarkung von Distelhausen befanden. Im Flurbereinigungsverfahren um 1980 in Distelhausen kamen viele alte interessante Grenz- und Gemarkungssteine zum Vorschein. Nur ihm ist es zu verdanken, dass die steinernen Zeugen weiterhin für die Nachwelt erhalten bleiben. Einige dieser Steine zeigen die Wappen der Familie von Zobel mit dem Pferdekopf und andere grenzten früher den Grundbesitz der Familie Abendanz ab. Beide Familien waren früher "Großgrundbesitzer" in Distelhausen. ubü
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