Reinsbronn - Mary Mack verkauft Anwesen an Uwe Ottmar und Thomas Beez / Fast 50 Jahre im Besitz von Familie Mack

Geyer-Schloss kommt in neue Hände

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Arno Boas
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Reinsbronn. Für das Geyer-Schloss im Creglinger Stadtteil Reinsbronn geht eine Ära zu Ende. Nach 47 Jahren im Besitz von Heinz und Mary Mack geht das Anwesen nun in andere Hände über. Neue Besitzer des geschichtsträchtigen Renaissance-Schlosses aus dem 16. Jahrhundert sind Uwe Ottmar und Thomas Beez aus Dainbach.

Fast ein halbes Jahrhundert lang prägten Mary Mack und ihr im letzten Jahr verstorbener Mann Heinz die Entwicklung des Kleinods, das sich in der jüngeren Vergangenheit auch einen Namen als Theaterspielstätte und als Kulisse für die Serenade des Gesangvereins gemacht hatte. Nachdem das deutsch-englische Paar das Schloss 1967 im Zustand einer Fast-Ruine erworben hatte, renovierten es die Beiden in den folgenden Jahrzehnten von Grund auf und formten es zu einem wahren Schmuckstück.

"Das Schloss muss leben, und ich glaube, dass die beiden neuen Besitzer dem Schloss und dem Dorf gut tun werden," so Mary Mack, die ihren Hauptwohnsitz seit längerem in Volkach am Main hat, aber regelmäßig im Geyer-Schloss nach dem Rechten geschaut hatte. Mit Thomas Beez und Uwe Ottmar weiß Mary Mack ihr Schloss in guten Händen, denn "nicht alle würden hier rein passen, die Beiden sind jung und haben gute Ideen".

Es habe zahlreiche weitere potenzielle Kaufinteressenten gegeben, "wir haben mit vielen gesprochen. Aber nicht alle hätten hier reingepasst", meint die gebürtige Engländerin, die ihrem Mann Heinz in den 60-er Jahren zusammen mit Sohn Helmut nach Deutschland gefolgt war und die nach wie vor "jede Ecke des Schlosses liebt". Mit Uwe Ottmar und Thomas Beez habe sie die Nachfolger gefunden, die ins Schloss passen, denn "sie sind sehr positive Menschen".

Der 46-jährige Heimleiter Uwe Ottmar und der 44-jährige Therapieleiter Thomas Beez haben nach eigenem Bekunden "ein Faible fürs Mittelalter". Thomas Beez ist Mitglied in der Deutschen Burgenvereinigung in Braubach bei Koblenz. Vor zwei bis drei Jahren habe man begonnen, auf der Homepage des Landesdenkmalamtes nach einem geeigneten historischen Gebäude zu suchen und sei dabei schnell auf das Geyer-Schloss gestoßen, berichtet Uwe Ottmar. Im Mai 2013 waren die Beiden dann in Reinsbronn, "uns hat es gleich gut gefallen", so Thomas Beez. Den Winter über habe man dann die vertraglichen Dinge geklärt, so dass nun dem Eigentümerwechsel nichts mehr im Weg steht.

Der Plan sieht vor, dass die neuen Besitzer Mitte des Jahres einziehen. Zuvor - bereits ab März - erfolgen Renovierungsarbeiten. "Wir wollen im historischen Sinne modernisieren, das Ganze muss zum Objekt passen", betont Uwe Ottmar. Die Heizung wird modernisiert, zum Teil müssen neue Fenster eingebaut werden, und auch Bad und Küche werden erneuert. Bei aller Technisierung wollen die neuen Besitzer aber das "historische Erbe bewahren". Wenn alles glatt läuft, dann ist der Einzug für Mitte Juni vorgesehen. "Für uns wird das Geyer-Schloss kein Wochenendhaus, sondern Erstwohnsitz", bekräftigt Uwe Ottmar, der seine Arbeitsstätte in Aschaffenburg hat, während Thomas Beez in einer Einrichtung in Igersheim beschäftigt ist.

Second-Hand-Party am Samstag

"In einem verträglichen Rahmen wollen wir das Schloss auch künftig der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, allerdings nach Absprache", sagt Uwe Ottmar. Grundsätzlich denkbar sei etwa die Beteiligung am Tag des offenen Denkmals im September oder die Nutzung durch örtliche Vereine. Die beiden neuen Besitzer können sich auch vorstellen, den Rittersaal für Veranstaltungen zu nutzen oder die Einliegerwohnungen als Ferienwohnungen anzubieten.

Ein Gedankenspiel geht auch dahin, im Sommer an bestimmten Tagen eventuell einen kleinen gastronomischen Betrieb anzubieten.

Auch die Offenheit gegenüber dem Dorf ist den neuen Besitzern ein wichtiges Anliegen. "Wir wollen uns nicht abschotten, sondern uns öffnen", unterstreicht Thomas Beez. "Wir sind zwar keine Vereinsmeier, aber wenn wir beispielsweise beim Dorffest helfen sollen, dann tun wir das gerne," ergänzt Uwe Ottmar.

Noch ist das alles Zukunftsmusik, zuerst geht es jetzt darum, die baulichen Veränderungen auf den Weg zu bringen.

Für Mary Mack heißt es nun, schweren Herzens die Koffer zu packen. Nach knapp 47 Jahren fällt ihr der Abschied sehr schwer. Aber natürlich kann sie nicht die ganze Einrichtung mitnehmen.

Das Geyer-Schloss und seine Geschichte

Das Geyer-Schloss kam 1587 in den Besitz von Philipp Geyer (1542 - 1607). Er zahlte dafür 23 000 Gulden an Philipp Albrecht von Schaumberg.

Die Hauptlinie des Geyer-Geschlechts stammt aus dem unterfränkischen Giebelstadt, der berühmteste Vertreter ist Florian Geyer, ein Adliger, der im Bauernkrieg 1525 auf der Seite der Unterdrückten kämpfte.

Philipp Geyer ließ auf den Resten des alten Reinsbronner Schlosses durch den Baumeister Michel Nicklas ein neues, größeres Schloss erschaffen, das 1588 fertig wurde. 2013 war demnach das Jahr des 425-jährigen Bestehens.

Philipp Geyer fand nach seinem Tod am 18. Juni 1607 seine letzte Ruhestätte in der Kirche zu Reinsbronn. 1708 starb der letzte Vertreter des Geyer-Geschlechts.

Von da an gingen Schloss und Dorf von Reinsbronn einem wechselvollen Schicksal entgegen. 1810 kam Reinsbronn schließlich zu Württemberg.

1923 stürzte der nördliche, baufällige Teil des Schlosses ein.

1967 erwarben Heinz und Mary Mack das Schloss im Zustand einer Ruine und bauten es in vielen Jahren zu einem echten Juwel aus. abo

Kultur- und Wohnstätte

Die im Renaissance-Stil 1587/88 erbaute Schlossanlage war einst vierflügelig. Ein Flügel stürzte 1923 ein.

Das Schloss mit seinen rund 350 Quadratmetern Wohnfläche bietet neben der Schlossherrenwohnung vier vermietbare Appartements. Das Areal hat eine Größe von knapp 2500 Quadratmetern. Die Schlossanlage steht unter Denkmalschutz.

Einen Namen gemacht hat sich das Geyer-Schloss auch in kultureller Hinsicht. Zum einen fand dort in regelmäßigen Abständen die Sommerserenade des Gesangvereins Reinsbronn statt, zuletzt im Juli 2013.

Zum anderen spielte seit 1999 der Theaterverein Reinsbronn im Zwei- beziehungsweise Vier-Jahres-Rhythmus im Innenhof Theater, zuletzt 2011.

Die neuen Schlossbesitzer wohnen bislang in Dainbach. Der 46-jährige Uwe Ottmar stammt aus der Nähe von Nagold im Nordschwarzwald, während der 44-jährige Thomas Beez in Bad Mergentheim geboren wurde und eine Zeit lang in Apfelbach lebte.

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