70. Geburtstag - Külsheims Alt-Bürgermeister und Ehrenbürger Günther Kuhn ist an der Stadt und der Kommunalpolitik weiter interessiert, mischt sich aber nicht ein

"Ich habe gerne gearbeitet und losgelassen"

Von 
Susanne Marinelli
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Als Pensionär fühlt er sich mittlerweile sichtlich wohl: Günther Kuhn, Alt-Bürgermeister und Ehrenbürger von Külsheim, feiert am heutigen Donnerstag seinen 70. Geburtstag.

© Marinelli

Külsheim. "Der Verantwortung und der Schwere des Amtes bin ich mir bewusst", betonte Günther Kuhn, als er am 10. Juli 1979 erstmals als Bürgermeister der Stadt Külsheim feierlich verpflichtet wurde. Dieses Amt übte er dann 32 Jahre lang aus - mit 100-prozentigem Engagement bis zum Schluss, wie er zurückblickend sagt. Seit gut zwei Jahren ist er nun Pensionär. Wenngleich für ihn die lange Zeit an der Spitze der Kommune "ein riesiger Lebensabschnitt war", will er nicht zurückschauen. Offen bekennt er beim Blick auf sein jahrzehntelanges kommunalpolitisches Engagement, das er bis auf seinen Sitz im Kreistag mit dem Ruhestand beendet hat: "Ich habe 32 Jahre Verantwortung getragen. Mein Beruf war für mich beinahe ein Hobby. Ich habe gerne gearbeitet und losgelassen." Am heutigen Donnerstag feiert Günther Kuhn seinen 70. Geburtstag.

Er habe Ende Juni 2011 "das Rathaus verlassen und nach vorne geschaut", beschreibt er im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten seinen damaligen Schritt in den Ruhestand. Natürlich habe er sich sehr über die herzliche Abschiedsfeier sowie die Ehrenbürgerwürde gefreut. Und auch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes sei eine tolle Überraschung gewesen. Insgesamt "bin ich so gewürdigt worden, dass es bis heute noch nachwirkt."

Die letzten acht Jahre seiner Amtszeit seien eine "Riesenherausforderung" und "eine tolle, hochinteressante Zeit" zugleich gewesen. Man habe manches erreicht, auf dem nun aufgebaut werden könne. Doch: "Vorbei ist vorbei!" Wert legt Kuhn dennoch darauf, dass "das Verhältnis zwischen dem neuen und dem alten Bürgermeister gut ist". Gleichzeitig gilt für ihn aber auch: "Ich mische mich nicht in örtliche Angelegenheiten ein. So fühle er sich "überhaupt nicht als graue Eminenz". Generell müsse jeder Bürgermeister seinen eigenen Stil finden.

Dieser "Rückzug" bedeute jedoch nicht, dass er sich nicht für das Geschehen in Külsheim interessiere, betont Kuhn. Dabei genüge es ihm aber, zu sehen, wie sich alles entwickelt. So gefalle ihm etwa, wenn eine Straße ausgebaut werde. Gut sei außerdem, dass der städtische Haushalt finanziell "nicht mehr so eng ist, wie er viele Jahre lang war".

Zu den größten Erfolgen in seiner Amtszeit zählt Kuhn die Konversion des Kasernenareals. Der Kauf damals sei ein gewaltiges Risiko gewesen. Auch die Stadtsanierung sei gut verlaufen. Einen "Glückstreffer" nennt er die Entwicklung der Pater-Alois-Grimm-Schule mit dem "Haus des Lernens". Als einen Misserfolg wertet er dagegen die Tatsache, "dass es nicht gelungen ist", einen großen Wasserzweckverband für den Main-Tauber-Kreis einzurichten. Er selbst sei davon überzeugt gewesen, "dass es für alle eine gute Lösung wäre". Das habe sich aber politisch nicht durchsetzen lassen.

Doch offensichtlich kann Kuhn auch bei diesem Thema "loslassen". Denn er bekennt: "Ich bin auch froh, dass ich mit manchem nichts mehr zu tun habe." Zwar habe es eine "Zeit lang gedauert, bis ich das Pensionärsdasein begriffen habe." Doch mittlerweile plage ihn kein schlechtes Gewissen mehr, wenn er einmal nichts tue. Kuhn: "Ich genieße die Freiheit des Rentnerlebens."

Das war aber nicht immer so, gibt der Alt-Bürgermeister zu. Zunächst sei alles wie im Urlaub gewesen. "Aber das Urlaubsgefühl ist irgendwann weg." Er habe lernen müssen, seinen Tagesablauf selbst zu bestimmen und den Tag auch auszufüllen. Voller Bewunderung zitiert er in diesem Zusammenhang seine Frau Edeltraud, die zu ihm gesagt hat: "Es ist unser letzter Lebensabschnitt. Es liegt an uns, daraus etwas zu machen."

Mittlerweile gibt es eine ganze Menge Dinge, mit denen sich der Pensionär Kuhn gerne beschäftigt. So widmet er sich etwa voller Elan dem Bridge. Das hat er vor allem seiner Frau zuliebe gelernt. Doch sieht er in dem anspruchsvollen, "raffinierten" Kartenspiel auch eine gute Möglichkeit, seine "grauen Zellen" fit zu halten. Auf seinem Sportprogramm stehen neben dem Golfen Schwimmen und Spaziergänge mit seiner Frau.

"Wenn man gemeinsame Hobbys hat, dann ist das schon die halbe Miete. Wir haben eine ganz gute Balance gefunden", beschreibt er die Harmonie im Hause Kuhn. Neben allen Gemeinsamkeiten sei es aber auch wichtig, dem anderen seinen Freiraum zu lassen.

Mittlerweile beschäftigt sich Kuhn auch mit Dingen, an die er "früher nicht im Traum gedacht" hat. Obwohl das nicht "heißt, dass ich der tolle Handwerker bin", betätigt er sich gerne als Anstreicher: "Man freut sich, wenn man sieht, was man gemacht hat." Als Vorsitzender des Fördervereins der Katharinenkapelle engagiert er sich mit seinen Mitstreitern für das kleine Külsheimer Gotteshaus.

Um zur Finanzierung der inzwischen von Freiburg genehmigten Sanierung beizutragen, spielen Kuhn und seine Mitstreiter am Samstag, 5. April 2014, Theater. Schon jetzt lernt der Ex-Schultes, der in die Rolle eines älteren Pfarrers schlüpfen wird, seinen Text. Augenzwinkernd verspricht er: "Im Pfarrhaus wird es turbulent zugehen."

Mit Freude widmen er und seine Frau sich auch ihren "Großelternpflichten". Daneben liest der nun 70-Jährige gerne oder er hört klassische Musik. Langweilig ist ihm nie, wie er sagt. Und außerdem: "Ich vermisse die Kommunalpolitik nicht."

Zu Günther Kuhns heutigem Geburtstag gratulieren nicht nur seine Familie, Freunde und Bekannte. Auch die Fränkischen Nachrichten schließen sich den Glückwünschen gerne an.

Zur Person: Günther Kuhn

Günther Kuhn wurde am 14. November 1943 geboren. Nachdem er bereits 1944 den Vater und im Alter von acht Jahren seine Mutter verloren hatte, wuchs er bei seiner Tante und bei seinem Onkel in Hardheim auf.

Vor seinem Amtsantritt in Külsheim arbeitete der Diplom-Ingenieur, Fachrichtung Vermessungswesen, beim Flurbereinigungsamt in Tauberbischofsheim.

Zu ihrem Bürgermeister wählten die Külsheimer Günther Kuhn erstmals 1979. Im Amt bestätigt wurde er jeweils 1982, 1995 und 2003. Seine Dienstzeit als Rathauschef der Brunnenstadt endete am 30. Juni 2011.

Bei seiner Verabschiedung wurden Kuhn die Ehrenbürgerwürde der Stadt Külsheim sowie das Bundesverdienstkreuz verliehen. Außerdem ist er Träger der Staufermedaille sowie der goldenen Ehrennadel des Gemeindetags Baden-Württemberg für seine mehr als 30-jährige kommunalpolitische Tätigkeit.

1974 trat Kuhn der CDU bei. Für diese sitzt er seit Oktober 1979 im Kreistag des Main-Tauber-Kreises. Von 1994 bis 1999 fungierte er als Fraktionsvorsitzender. Eine erneute Kandidatur für dieses Gremium schließt er aus.

Während seiner kommunalpolitischen Laufbahn gehörte der nun 70-Jährige verschiedenen Gremien und Ausschüssen an. So war er etwa Mitglied des Gemeindetags Baden-Württemberg, der Verbandsversammlung des Regionalverbands Franken, des Beirats der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken-Marketing GmbH und des Verwaltungsrats der Sparkasse Tauberfranken. Weiter engagierte er sich als Präsident des Touristikverbands Neckarland-Schwaben sowie als stellvertretender Vorsitzender des Vereins Museumsstraße Odenwälder Bauernhaus. Seit 1984 steht er der Kreisverkehrswacht Main-Tauber vor.

Seit 1971 ist Günther Kuhn mit seiner Frau Edeltraud verheiratet. Sie haben eine Tochter sowie einen Sohn und freuen sich mittlerweile über zwei Enkelkinder. su

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