Freudenberg. Es ist ein allumfassendes Thema, das im Mittelpunkt der Ausstellung steht, die am Samstagabend in der Amtshausgalerie in Freudenberg eröffnet wurde. "Menschen und Orte" heißt die Präsentation, die Bilder von Rainer Bergmann zeigt.
Dem malenden Autodidakten sei es "mit seinen Werken gelungen, einen kostbaren Augenblick zu erfassen, unwiederbringliche Momente, die er auf seinen Reisen festhalten konnte", lobte Bürgermeister Roger Henning in seiner Begrüßung. Bergmann bilde die Situation ab, in der Menschen und ihr Umfeld auf ihn besonders Eindruck machten. "Es ist ihm gelungen, seinen Bildern eine ganz besondere Ausstrahlung einzuhauchen", so der Bürgermeister.
Die Auswahl der Bilder vermittle einen authentischen Einblick in das Leben der Menschen und gebe dem Betrachter die Möglichkeit, einer der besonderen Begegnungen zu erleben, die Bergmann in Istanbul, Barcelona, Paris oder Madrid festgehalten habe.
Henning zitierte Alexander von Humboldt, der einmal sagte, "die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben". Gerade in der heutigen, schwierigen Zeit sei es von großer Bedeutung, sich selbst ein Bild vor Ort zu machen, betonte er. "Nehmen wir hier doch mal unsere neuen Mitbürger, die Flüchtlinge: Wir können über sie reden oder mit ihnen reden. Ich denke, das miteinander reden birgt mehr Chancen und Verständnis für den anderen."
Die Gemälde Bergmanns nannte der Bürgermeister einen "Angriff auf die Sinne". Sie regten an, über das Dargestellte nachzudenken, und überließen es der Fantasie des Betrachters, das Motiv gedanklich weiter zu entwickeln. Schon alleine deshalb seien die Bilder wertvoll, ließen sie doch freien Raum für den persönlichen Eindruck und die eigene Interpretation.
Die Serie "Menschen und Orte" umfasst nach Angaben des Künstlers mittlerweile rund 40 Bilder. Die realistischen und figurativen Gemälde seien seit 2013 entstanden. Er sammle darin Momentaufnahmen, "herausgenommen aus der Hektik des Alltags, aufmerksam und authentisch im Blick", so Rainer Bergmann. Seine Motive begegneten ihm zufällig, er halte sie mit dem Stift oder manchmal auch mit der Kamera fest, um dann aus verschiedenen Schnipseln ein endgültiges Konzept zu entwickeln. "Es geht mir nicht um möglichst identische Abbildungen der sogenannten Realität." In der Malerei habe er die Möglichkeit, die Wirklichkeit hinter der Oberfläche, so wie er sie sehe, darzustellen, dabei wegzulassen, was störe und ganz bestimmte Elemente herauszuarbeiten. Ihn interessiere der Mensch in seinem Alltag. Und noch eines entdecke er beim Malen seiner Bilder: "Egal wo Menschen leben, viele haben die gleichen Sehnsüchte nach Frieden und privatem Glück, nach Liebe und Wertschätzung und einem angenehmen Leben (. . .). Und sie haben ein Recht darauf." Es sei ein Verbrechen, ihnen dieses Recht abzusprechen und diese Sehnsüchte zu Feinden zu erklären.
Zu sehen sind im Foyer der Amtshausgalerie auch Informationstafeln zur Situation in dem ostafrikanischen Staat Burundi. Diese Ausstellung wurde initiiert und organisiert von der Lokalgruppe Freudenberg des Global Marshall Plan. Darauf ging zunächst die Leiterin der Amtshausgalerie, Astrid Wulf, ein, während Dr. Dietmar Hildenbrand die Idee des Global Marshall Planes erläuterte und sich kurz mit der Frage beschäftigte, was man von Freudenberg aus dafür tun könne. "Die Kunst und die Informationen harmonieren sehr gut miteinander", befand Ralf Kern, einer der Sprecher der Lokalgruppe. Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage mit Stimme und Gitarre von der jungen Zilan Gökcen. ek
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