Külsheim. Das Külsheimer 12-Stunden-Mountainbike-Rennen erwies sich am Samstag als ebensolches Spektakel wie die Jahre zuvor. Bei 450 Teilnehmern waren alle möglichen Plätze vergeben, die Brunnenstadt also für einen Tag "Hauptstadt der Mountainbiker". Die Teams und Einzelstarter blieben von 9 bis 21 Uhr im Sattel und absolvierten Runde um Runde, häuften Kilometer um Kilometer. Viele Zuschauer beobachteten die sportliche Großveranstaltung, für die der FC Külsheim und dessen Förderverein 2003 Verantwortung trugen.
Viele der Teilnehmer kannten die Schönheiten und Schwierigkeiten der etwa 9,5 Kilometer langen, mit 162 Höhenmetern ausgestatteten Runde bereits. Die Neulinge sollten diese Besonderheiten im Laufe des Tages zur Genüge kennenlernen. Nächtlicher Regen und Wind hatte die mentalen Vorbereitungen der im Zelt Übernachtenden etwas beeinträchtigt, aber dies gehört auch zu einer Freiluftveranstaltung. Die Teilnehmer kamen aus ganz Deutschland, natürlich vor allem aus dem Süden der Republik, dazu aus den angrenzenden Ländern und auch Radsportler aus Malaysia, der mit der Familie im Urlaub in Deutschland weilt und kurzfristig die Chance als Einzelstarter ergriff.
Giftige Steigungen
Auf der Strecke wechselten zähe, lange Anstiege und giftige Steigungen mit stete Konzentration fordernden Abfahrten, Schotter- mit Asphaltstrecken oder durch den vorherigen Regen rutschig gewordenen Bereichen. Manchmal galt es, dem Gestrüpp zu beiden Seiten nicht zu nahe zu kommen oder die sehr welligen Panzerhügel zu bewältigen. Ab und an konnten es die Bikerinnen und Biker auf entspannenden Abschnitten auch mal etwas ruhiger angehen lassen.
Josef Hochstatter, Vorsitzender des FC Külsheim, betonte morgens bei der Fahrerbesprechung, bei dem Spaß-Event stehe "Fairplay an erster Stelle". Pfarrer Joachim Seraphin sagte zu den Teilnehmern, der "Segen Gottes solle euch begleiten, mögen die Lungen voll Luft und die Beine voll Kraft sein". Derart mit guten Wünschen versehen, machte sich das Starterfeld dicht gedrängt auf die sportliche Reise. In dem im Laufe des Tages langgezogenen Fahrerfeld tummelten sich die diversen Altersklassen ebenso wie die unterschiedlichen Zielsetzungen.
Die Fahrerinnen und Fahrer hatten selten Zeit für die landschaftlichen Schönheiten. Sie beschäftigten sich eher damit, möglichst auf der Ideallinie zu bleiben oder mit dem eigenen inneren Schweinehund, wenn wieder mal eine besonders schwierige Passage vor einem lag.
Energie tanken
Im Start-/Zielbereich inklusive Wechselzone feuerten Teamkollegen wie Zuschauer an, auch an einigen besonderen Ecken auf der Strecke. Nach einem Wechsel konnten die Biker wieder Energie tanken, geistig wie körperlich. Die Einzelstarter indes mussten dies zwischendurch erledigen.
Felix, 16 Jahre jung, kommentierte seine Eindrücke nach seiner ersten Runde im Viererteam prägnant so: "Toll!" Manuela und Erwin aus Beilstein (bei Heilbronn) zeigten sich zwischenzeitlich weniger begeistert, denn ihr Team platzte unvermutet nach dem Sturz eines Teamkollegen. Die Beiden hatten vor einigen Jahren in Külsheim als Mixed-Team überhaupt ihr erstes Mountainbike-Rennen zusammen mitgemacht, sind damals auf den Geschmack gekommen und seither dabei, inzwischen kommt auch der Bruder aus dem Ruhrgebiet mit.
Erwin und Manuela unterstreichen, das Külsheimer Rennen stehe fest im Kalender drin, "wir kommen nicht dran vorbei". Die Strecke sei sowohl für Racer wie für Techniker interessant, "da ist für jeden etwas dabei". Besonders gefällt ihnen das tolle Publikum, das sogar unterwegs anfeuere, die "super Bewirtung auch im Start-/Zielbereich" und ebenso das Rahmenprogramm drum herum. Exakt zu jeder vollen Stunde bekam derjenige Fahrer/diejenige Fahrerin, welche der Ziellinie am nächsten war, eine Flasche Külsheimer Wein. Zwischenergebnisse der verschiedenen Wettbewerbe konnten live betrachtet werden.
Zum Teil festigten sich die vorderen Platzierungen recht früh, bei anderen Konkurrenzen blieb es bis zum Schluss spannend. Manchmal entschieden nur Minuten hinsichtlich der Reihenfolge auf dem Treppchen. Die drei schnellsten männlichen Einzelstarter legten allesamt gleich viele Runden zurück, bei den "4er-Teams Männer" trennten die Ersten "Team Müller 1" von den Zweiten "Schlappe Waden Cycle Point T1" ganze 15 Sekunden.
Noch spannender blieb der Zieleinlauf bei den "4er-Teams Mixed". Der Schlussfahrer von "Bite the Dust old school" kam nur drei Sekunden vor Toresschluss ins Ziel, wurde von einer Mitfahrerin umgehend geherzt und sicherte den Seinen zudem den Sieg. Für drei Teams reichte es letztlich nicht, sie verpassten den rechtzeitigen Zieleinlauf nur um wenige Meter.
Abgekämpfte Sportler
Letztlich gab es überwiegend gleichermaßen abgekämpfte wie glückliche Gesichter, eben bis auf wenige Ausnahmen. Jedes Team, das 30 oder gar mehr Runden schaffte, hatte insgesamt so viele Höhenmeter eingesammelt, dass es vom Meeresspiegel aus gerechnet bis über den Montblanc als höchsten Gipfel Europas reichte.
Vom Deutschen Roten Kreuz war zu hören, ein Mal mussten Notarzt plus Rettungswagen eingreifen, ein weiteres Mal der Rettungswagen solo, drei ambulante Behandlungen seien von den Beteiligten selbstständig in die Wege geleitet worden. Gravierende Folgen blieben insgesamt aus, zudem wurden 45 Hilfeleistungen von Schürfwunden bis zu Insektenstichen erbracht.
Bürgermeister Thomas Schreglmann sagte vor der Siegerehrung, das zwölfte 12-Stunden-Mountainbike-Rennen sei erfolgreich gewesen. Er dankte den Teilnehmern, die sich der Konkurrenz gestellt hätten, und würdigte die Veranstalter ob der Monate der Vorbereitung, das Rennen sei "ein wunderbarer Werbeträger für die Stadt".
Thomas Lippert vom Hauptsponsor "Weberei Pahl" unterstrich, es freue ihn, "für euch Sponsor zu sein, da geht mir das Herz auf". Hochstatter bedankte sich bei allen, welche mitgeholfen hatten, speziell dem Organisationsteam mit Benny Baumann an der Spitze.
Das 12-Stunden-Mountainbike-Rennen im nächsten Jahr ist am Samstag, 16. Juli. Viele Teilnehmer wie Zuschauer haben sich den Termin bereits notiert. hpw
Die Ergebnisse
- Nachfolgend die Ergebnisse des 12-Stunden-Mountainbike-Rennens 2015 in Külsheim (eine Runde entspricht etwa 9,5 Kilometer Strecke):
- Einzel Frauen (sechs Fahrerinnen im Ziel): 1. "ATBienen 1" mit Maren Brockmann (15 Runden, 11.15.03 Stunden); 2. "Kettenreaktion Fischlein 1" mit Julia Fischlein (13, 11.25.24); 3. "NoLimit" mit Simone Hädicke (12, 11.23.41).
- Einzel Männer (49 Fahrer im Ziel): 1. "Kona Factory/Bike Ranch" mit Markus Ziegler (26 Runden, 11.42.16 Stunden); 2. "toMotion Racing by black tusk" mit Heiko Röhrig (26, 11.53.04); 3. "Lokomotive Stuttgart" mit Marcus Brennenstuhl (26, 11.56.45).
- 2er-Teams Frauen: 1. "Bite the Dust - langsam aber geil" mit Emi Irnleitner, Julia Wahle (17 Runden, 11.21.13 Stunden).
- 2er-Teams Mixed (sieben Teams im Ziel): 1. "Dowe - TrailOn Racing Team" mit Sandra Lindner, Tobias Drunkemöller (24 Runden, 11.19.17 Stunden); 2. "7 Onsight" mit Anette Kaufmann, Paul Ziegler (24, 11.42.02); 3. "RSV-Sulzfeld" mit Cristin Becker, Bernd Mayer (23, 11.31.54).
- 2er-Teams Männer (27 Teams im Ziel): 1. "12 h Revival/Concordia Karbach" mit Volker Abert, Raphael Ruppel (29 Runden, 11.54.09 Stunden); 2. "Die Zwei könnten Vater und Sohn sein ..." mit Rolf Tack, Sammy Kern Ruppel (28, 11.38.04); 3. "Huk" mit Manuel Stanislowski, Wolfgang Dieterle (28, 11.40.13).
- 3er-Teams Frauen (vier Teams im Ziel): 1. "Bite the Dust - die Mamis" mit Sonja Selle, Lisa Klanne, Christiane Schnell (22 Runden, 11.51.34 Stunden); 2. "ATBienen II" mit Heike Müller-Schulz, Susanne Kroll, Cornelia Wick (20, 11.30.17); 3. "ATBienen I" mit Elisabeth Kusche, Sandra Frässdorf, Andrea Schmidt (20, 11.31.12).
- 3er-Teams Mixed (vier Teams im Ziel): 1. "Franzi & die Keller´s" mit Franziska Pawlik, Bastian Keller, Bernd Keller (24 Runden, 11.48.26 Stunden); 2. "Nur zum Essen da!" mit Franziska Neubert, Jan Scherrle, Stefan Brunner (24, 11.56.32); 3. "Easy riders" mit Sabine Hugo, Florian Richartz, Rene Repp (21, 11.46.25)
- 3er-Teams Männer (21 Teams im Ziel): 1. "Team Radhaus Ilsfeld 3.0" mit Daniel Schilling, Jochen Scholz, Andreas Lang (30 Runden, 11.55.41 Stunden); 2. "Multisport Team Wein" mit Michael Meurer, Torsten Wambold, Oliver Frings (30, 11.57.55); 3. "The Real - Bite The Dust" mit Florian Bemmann, Markus Nottbohm, Fabian Konrad (29, 11.53.29).
- 4er-Teams Frauen (drei Teams im Ziel): 1. "Schlappe Waden / Bikes & Boards Ladies" mit Katrin Mussler, Tanja Schell, Silja Pfitsch, Anna Wasilew (22 Runden, 11.45.26 Stunden); 2. "Biker-Boarder.de" mit Cornelia Frohberg, Regina Roschmann, Katja Frohberg, Stephanie Frohberg (21, 11.42.42); 3. "Hai heels" mit Lisa Groß, Christa Hahn, Pauline Florczyk, Anne Katrin Nehring (20, 11.28.50).
- 4er-Teams Mixed (13 Teams im Ziel): 1. "Bite the Dust old school" mit Tina Chrobok, Peter Chrobok, Felix Klanner, Alrik Selle (29 Runden, 11.59.57 Stunden); 2. "SG Sparkasse Mainfranken Würzburg 1" mit Michael Grüb, Konstantin Jung, Franziska Hübner, Matthias Kersten (27, 11.47.16); 3. "RSV Germania Sulzfeld YoungStars" mit Mara Mayer, Marcel Mütsch, Nicklas Vogel, Philipp Mayer (27, 11.53.15).
- 4er-Teams Männer (32 Teams im Ziel): 1. "Team Müller 1" mit Florian Siegler, Günther Fischer, Heiko Portner, Andreas Kolb (31 Runden, 11.54.13 Stunden); 2. "Schlappe Waden Cycle Point T1" mit Lukas Wiche, Johannes Wiche, Sebastian Heinl, Markus Hoffmann (31, 11.54.28); 3. "Kette links Team" mit Constantin Kolb, Luis Blattner, Fabio Rinn, Tobias Storch (30, 11.37.38). hpw
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/kuelsheim_artikel,-kuelsheim-freudenberg-kreuzwertheim-die-hauptstadt-der-mountainbiker-_arid,684697.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/kuelsheim.html