Neue Ausstellung im Museum Würth - "A.E.I.O.U." zeigt rund 100 Werke von 70 österreichischen Künstlern

Von Klimt bis zur Postmoderne

Von 
Jürgen Strein
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Alles Erdreich ist Österreich untertan: Blick in die Ausstellung "A.E.I.O.U." im Museum Würth.

© Strein

Gustav Klimt war Österreicher, ebenso Alfred Hrdlicka, Friedensreich Hundertwasser und Hermann Nitsch. Aber auch Peter Pongratz, Hans Staudacher oder Markus Redl. Ob ihrer Kunst etwas spezifisch Österreichisches anhaftet, das können die Besucher der Ausstellung "A.E.I.O.U" ab heute im Museum Würth (Künzelsau) entscheiden. Die ausschließlich aus dem eigenen Sammlungsbestand bestückte Sonderschau zeigt rund 100 Kunstwerke von 70 Künstlern, deren Gemeinsamkeit - vordergründig - ihre Herkunst aus der Alpenrepublik ist.

Immerhin 1500 Werke, zehn Prozent des gesamten Bestandes der Sammlung Würth, kommen aus österreichischen Ateliers, von der klassischen Moderne - beispielhaft seien hier vier Zeichnungen von Gustav Klimt genannt - bis zur Gegenwart, die unter anderem durch das großformatige "Bones and All" vertreten ist, einen postmodernen Stil- und Motivmix des Künstler-Duos Asgar/Gabriel. Zwischen Klimt und Asgar/Gabriel liegen 100 Jahre, in denen das riesige k.u.k.-Reich unterging und Österreich auf den Status eines Mittelstaates herabsank.

Für die Künstler war die nationale Katastrophe des verlorenen Ersten Weltkrieges möglicherweise gar nicht so schlecht, denn danach begannen sie sich an Vorbildern von außerhalb zu orientieren. Trotz ihrer eigenständigen Ausrichtung ist die Entwicklung der modernen Kunst Österreichs deshalb immer auch im Zusammenhang mit den vorherrschenden internationalen Tendenzen zu sehen.

Der Anschluss an die internationale Kunst gelang nach dem Zweiten Weltkrieg: Künstler wie Fritz Wotruba, Alfred Hrdlicka und Rudolf Hoflehner (in der Plastik), Friedensreich Hundertwasser, Rudolf Hausner oder Arnulf Rainer in der Malerei machten von sich reden und waren weltweit erfolgreich.

Seit den 80-ern waren es dann die "Jungen Wilden" wie Siegfried Anzinger, Herbert Brandl und Gunter Damisch (der gerade eine große Ausstellung im Museum Würth hatte), die bei aller Eingebundenheit ins internationale Kunstgeschehen eine eigene, nationale Ausdrucksweise entfalteten.

Herbert Brandls großformatige unbetitelte Alpenlandschaft etwa zeigt eine wunderbare Abendstimmung über einem Gebirgszug der Alpen - bei näheren Herantreten an das Bild zeigt sich allerdings, dass es sich hier auch um "reine" - also ungegenständliche - Malerei handeln könnte.

Eine andere Form der österreichischen Nachkriegskunst verkörperten Hrdlicka und Rainer: die politische Ausrichtung künstlerischen Schaffens. Vor allem Hrdlicka wandte sich mit einer gewissen Radikalität gegen das Vergessen der Nazi-Zeit in Österreich, das Einrichten im Gemütlichen. Seine spannungsreichen Skulpturen, von denen einige im Außenbereich des Museums stehen, aber auch seine Bleistiftzeichnung "Beim Arzt", der Ansammlung eines wahren Horror-Panoptikums an Menschen, zeugen von diesem Kampf.

Aktuelle künstlerische Positionen aus Malerei und Bildhauerei beschließen die Ausstellung zur österreichischen Kunst im Museum Würth. So zum Beispiel die aus einem Marmorblock gehauene und sparsam bemalte Skulptur "Schreibtischtäter" von Markus Redl oder die an die japanischen Mangas erinnernden Gemälde von Berenice Darrer.

Der Titel der Ausstellung orientiert sich übrigens am Wahlspruch des Habsburger-Kaisers Friedrich III. im Spätmittelalter: A.E.I.O.U. Die Bedeutung der aneinandergereihten fünf Vokale konnte bis heute nicht mit Sicherheit geklärt werden; es gibt 300 mögliche Lesarten, wovon eine- Alles Erdreich ist Österreich untertan - am häufigsten zitierte wird. Für die österreichische Kunst gilt das nicht. Sie ist trotz nationaler Eigenheiten Teil des internationalen Kunstmarktes.

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