Ein Bilderbogen der Geschichte - Goethes "Götz von Berlichingen" zum Auftakt der Burgfestspiele Jagsthausen

In der Burg wird getanzt und gekämpft

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Götz am Boden: In der Inszenierung von Michael Bogdanov spielt Götz Otto den Titelhelden, Andreas Brucker den Weiselingen.

© Burgfestspiele Jagsthausen

Mit einer Aufführung ihres Traditionsstücks, Goethes "Götz von Berlichingen" begannen die Burgfestspiele Jagsthausen ihre 65. Spielzeit als Freilichttheater. Die Inszenierung besorgte der am Trinity College in Dublin graduierte, inzwischen 75-jährige Brite Michael Bogdanov, der von 1988 bis 1992 Intendant des Deutschen Schauspielhauses Hamburg war, in der Aussttung seines Landsmannes Sean Crowley.

Bereits in einem überflüssigen, vom Bischof von Bamberg vorgetragenen Prolog wird angedeutet, wohin die Reise in dieser Neuinszenierung geht. Vorgestellt wird ein theatralischer Bilderbogen der Geschichte im doppelten Sinn, zum einen des historischen Geschehens im 16. Jahrhundert, zum anderen des von Goethe im 18. Jahrhundert in über 50 Szenen geschriebenen Schauspiels "Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand".

Kanonendonner und Pulverdampf

Dazu gehören höfische aber auch volkstümliche Tänze, für deren stimmende Choreographie Regine Heiden verantwortlich zeichnet, martialische Kampfszenen mit Schwertern, die Peter Theiss einstudiert hat, und dazu Kanonendonner, Böllerschüsse und Pulverdampf, die das Ganze optisch, wie die vom Band gespielte filmische Bühnenmusik akustisch illustrieren.

Was die Szenerie betrifft, ist manches neu, wie etwa ein vor dem linken Burgturm - aus dessen Fenster auch der Titelheld dem Trompeter den Götz-Gruß entbietet - aufgebauter hölzerner Umgang. Auch sind die sogenannten Götz- und Bamberg-Szenen nicht mehr konsequent der einen oder anderen Seite des von der Architektur der Burg dominierten Bühnenbilds zugeordnet.

Vielmehr ist alles, und zuweilen auch der Mittelgang der Zuschauertribüne, Spielplatz für alles. Dabei genügen wenigen Versatzstücke, Podeste, Tische, Stühle, ein Himmelbett und ein Bauernwagen für die Ausstattung. Die Darsteller sind historisierend kostümiert.

Die Titelrolle verkörpert Götz Otto. Er ist ein großer, hagerer, jovialer, die anderen in der Länge überragender und dadurch, aber weniger durch seine Ausstrahlung und durch seine Stellung im Mittelpunkt des Interesses herausragender Ritter mit der eisernen Hand.

Sieht man einmal von der Sterbeszene ab, bleibt er im Grund immer gleich, egal was um und mit ihm geschieht. Er wird nur manchmal etwas lauter, wartet aber stets mit einer klaren, verständlichen Diktion auf, was man diesmal nicht von allen behaupten kann. Leidet doch im einen und anderen Fall die Verständlichkeit des Textes unter dem vorgelegten Tempo. Verena Wolfien ist Götzens fast liebliche Frau Elisabeth, Elena Meißner seine eher herbe Schwester Maria - eine getauschte Rollenbesetzung wäre durchaus möglich gewesen. Forsch und unbekümmert spielt Hannes Träbert Götz-Buben Georg.

Den zwielichtigen Adalbert von Weislingen, der zuerst um Maria wirbt, Franken und Schwaben verschwistert, von seinem Weibe vergiftet wird und in Marias Armen stirbt, gibt Andreas Brucker, der die Möglichkeiten der Rolle nicht nutzt und ziemlich blass bleibt.

Profil in jeder Beziehung gewinnt dagegen Alexandra Kramp als Adelheid von Walldorff, die gleich bei der ersten Beziehung mit ihm tanzt und ihn um den Finger wickelt. Sie sieht gut aus, ist selbstbewusst und raffiniert, wird auf dem Himmelbett massiert, gibt sich auf ihm dem sie bedrängenden Franz hin, Weislingens Buben, den Marc Laade mit Liebessehnsucht ausstattet, und stirbt in ihm, nachdem sie im Lauf des Geschehens eine differenzierte schauspielerische Leistung geboten hat.

Die anderen sieben Berufsschauspieler, die neben den Laiendarstellern in der mit Dialekteinschüben durchsetzten Vorstellung auftreten, spielen jeweils nicht nur eine Polle. Dabei löst Karsten Kramer zwei so unterschiedliche Aufgaben wie die des biederen Bruders Martin und des resignierenden Kaisers überzeugend. Peter Theiss profiliert sich als Selbitz. Olaf Paschner gefällt als Sickingen. Klaus Falkhausen gibt den Bischof, Torsten M. Krogh den Metzler und den Abt von Fulda, Hubertus Brandt den Liebetraut und Philip Schwarz den Selbitz. Dieter Schnabel

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