Konzert - "Blechschaden" gastierte beim "Sommertraum im Klostergarten" in Gerlachsheim und bescherte dem Publikum einen tollen Abend

Das war schlichtweg "unglaublich"

Von 
Sabine Holroyd
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Bob Ross begeisterte mit "Blechschaden" am Samstag beim "Sommertraum im Klostergarten" in Gerlachsheim.

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Wie Bob Ross tickt, lässt sich am leichtesten durch zwei kleine Episoden am Rande erklären. Die erste ereignete sich beim Soundcheck. Bob Ross, der Dirigent von "Blechschaden", probt mit seinem Ensemble in sengender Sonne. Ein paar Zuschauer haben sich in den ersten Reihen platziert und schauen sich das Ganze an. Immer wieder fragt er sie, ob es zu laut ist oder zu leise. Er spurtet von der Bühne 'runter, hört sich den Sound von unten an, scherzt mit den Leuten, rennt wieder hoch. So lange, bis die Lautstärke stimmt.

Die zweite Episode: Man fragt ihn - er isst gerade Chili con Carne - wo man den Blumenschmuck platzieren soll. Bob Ross ist es es eigentlich egal. Als er hört, dass er nicht mehr zu sehen wäre, wenn die florale Deko vor ihm am Mikro steht, muss er herzlich lachen. Die Blumen werden dann unten hingestellt. Bob Ross kommt mit seinen Sonntagsschuhen auf 1,60 Meter, an "normalen" Tagen auf 1,58 - eine Tatsache, über die er selbst am meisten lachen kann.

Der Größte auf der Bühne

Auf der Bühne aber ist er der Größte, hat Musik im Blut, Energie für Drei und - wie schon vor dem Konzert bewiesen - eine ganze Menge Humor. Mit seinem Ensemble "Blechschaden" ist der gebürtige Schotte (leicht erkennbar an der schottischen Fahne an seinem Dirigentenpult) seit 30 Jahren erfolgreich, tourt durch die Welt und war sogar schon im Nahen Osten - "in Leipzig und in Dresden", wie er sehr zur Erheiterung des Publikums zum Besten gab. Seine Moderationen sind das Tüpfelchen auf dem I an diesem Abend, an dem einfach alles gestimmt hat.

Der Heimat- und Kulturverein Gerlachsheim hat gewagt und gewonnen. Im Dezember 2013 hat man sich "Blechschaden" im Würzburger Congress Centrum angeschaut und war so begeistert, dass man beschloss: "Wir probieren's!" - wohl wissend, dass man damit ein anderes Publikum anspricht als in den Jahren zuvor.

Das Risiko hat sich gelohnt. Mit seinem fast schon lausbubenhaften Charme hatte Bob Ross, der schon vor George Bush sen. und Helmut Kohl aufgetreten ist, das Publikum schnell auf seiner Seite. Bereits nach der ersten Hälfte ("wir spielen zwei mal 45 Minuten wie beim Fußball und dann gehen wir in die Verlängerung", so der 61-Jährige) gab es "Zugabe!"-Rufe.

Musikalische "Fremdenlegion"

Das Programm, eine bunte Mischung aus Klassik ("Das nächste Stück geht dreieinhalb Stunden. Wir spielen die schottische Version, die dauert nicht mal dreieinhalb Minuten"), oder Songs von Chicago, den Beatles oder Glenn Miller, war kurzweilig und spannend. Die Bläser, Ross bezeichnet sie als die "Fremdenlegion der Philharmoniker", kommen aus allen Himmelsrichtungen und sind jeder für sich ein Ausnahmetalent. Viel beklatschte Solo-Einlagen bewiesen das immer wieder.

Schlagzeuger Arnold Riedhammer, der auch auf dem Bühnenrand trommeln kann, wenn's sein muss, sang sogar die "Blue Suede Shoes" von Elvis.

Man könnte noch viel schreiben über diesen ganz besonderen Abend, dem 20. "Sommertraum im Klostergarten", den Bob Ross am Ende als "schönsten Park Deutschlands" bezeichnete. Es war alles "unglaublich", ein Lieblingswort des Dirigenten.

Das Publikum fand am Ende ebenfalls einfach alles "unglaublich" - auch die tolle Version von "YMCA". Da machten Schirmherr MdB Alois Gerig, Landrat Reinhard Frank und der Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins Gerlachsheim, Harald Hammer, keine Ausnahme.

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