Die Orangerie im Weikersheimer Schlossgarten war am Dienstagabend der Ort eines besonderen Ereignisses. Die beiden Cellisten Mathias Johansen und Nikolaus Hanjohr-Popa - seit kurzem gemeinsam als das Woodworks Duo unterwegs -gaben ein viel umjubeltes Konzert mit Barockmusik und elektronischen Beats.
Die einen halten so ein Konzert nicht für möglich, die anderen würden es zumindest in eine ernste erste und eine lockere zweite Hälfte aufteilen. Für die beiden bei internationalen Wettbewerben erfolgreichen Berliner ist es aber gar kein Problem. Der herzhafte Griff in die Kiste der Musikstile ist die Grundlage ihres musikalischen Programms der beiden Künstler.
Unvoreingenommen und offen werden da virtuose Solo-Capricen in halsbrecherischem Tempo neben Eigenkompositionen gestellt, die mit elektronischen Beats unterlegt sind und irgendwo zwischen Electro und Dubstep zu verorten sind. Und als wäre das alles noch nicht genug, treten die beiden Musiker mit ihren Arrangements populärer Musik - etwa von Earth, Wind and Fire oder Louis Armstrong - den Beweis an, dass sie in diesem Bereich auch sehr versiert sind.
Woodworks Duo stellen gleich zu Beginn ihr Können am Streichinstrument unter Beweis. Die kongenialen Cellisten nehmen ihre Zuhörer mit in die Klangwelten des französischen Altmeisters Jean-Baptiste Barrière. Der verhalf dem Cello Anfang des 18. Jahrhunderts mit seinen Werken und seinem Instrumentalspiel am Pariser Königshof zum Durchbruch. Die unbändige Lust am Spielen überträgt sich schnell auf das Publikum, das fasziniert die krassen Stilwechsel mitverfolgt.
Johansen verbindet in seinen sechs Kompositionen, die sich wie ein roter Faden durch das Programm ziehen, die klassische Celloausbildung mit seinen Erfahrungen als Produzent von Techno Tracks. Der raue knarzende Klang der Celli in den tiefen Lagen vereint sich ideal mit den vorproduzierten Soundspuren, die die Melodiebögen der beiden Musiker harmonisch und vor allem rhythmisch unterfüttern.
Im stilvollen Ambiente der fürstlichen Orangerie kommt so etwas wie Clubatmosphäre auf. Nicht nur die jüngeren Zuhörer ertappen sich beim Mitwippen und es hätte niemanden gestört, wenn das Konzert nicht bestuhlt gewesen wäre. Die Einladung von Woodworks Duo an das Publikum, die Musiker bei den Zugaben aus der Nähe zu bestaunen und sich vor den Stuhlreihen auf den Boden zu setzen, wurde jedenfalls sehr gut angenommen. Die launige, unterhaltsame Moderation tat ihr übriges: das ist Begeisterung für und Vermittlung von Musik vom Feinsten!
Johansen und Hanjohr-Popa sind schon seit Montag in der Musikakademie Weikersheim als Dozenten beim mu:v-Camp 2014 unterwegs, zu dem etwa 100 Teilnehmer auf Einladung der Jeunesses Musicales aus ganz Deutschland in die Region Hohenlohe gekommen sind. Die beiden Cellisten arbeiten in kleinen Kursen mit jungen Musikern zusammen und ermutigen die Jugendlichen zum musikalischen Grenzübertritt. Philipp Krechlak
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