Vom „Zweiten“ abgehängt

Von 
Klaus T. Mende
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ARD und ZDF finanzieren sich zum Großteil aus den Rundfunkbeiträgen von uns Bürgern. Und als regelmäßiger Zuschauer und Gebührenzahler, von dessen Konto Monat für Monat mehr als 18 Euro abgebucht werden, kann ich doch erwarten, dass die Zuständigen bei der Programmgestaltung auch die Wünsche der Zuseher an den TV-Geräten berücksichtigen – wenigstens zum Teil.

„Mit dem Zweiten sieht man besser“ propagiert das ZDF gerne zwischen zwei Sendungen. Bei mir entsteht immer mehr der Eindruck, als ob sich die Macher bei den Öffentlich-Rechtlichen stets weiter von der Basis – also von uns Zuschauern – entfernen. Am letzten Wochenende hätte das Motto der Mainzer besser gelautet „Vom Zweiten abgehängt“.

Was war geschehen? Das Zweite Deutsche Fernsehen übertrug am Wochenende von der Nordischen Ski-WM im slowenischen Planica jeweils am frühen Abend zwei Entscheidungen im Skispringen – am Samstag das Einzel der Männer von der Normalschanze und am Sonntag das Mixed-Teamspringen.

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Ständige Windunterbrechungen hatten die Wettbewerbe zugegebenermaßen etwas in die Länge gezogen – jeweils bis nach 19 Uhr. Anstatt jedoch die äußerst spannenden finalen Entscheidungen einem mitfiebernden Millionen-Publikum an den Bildschirmen bis zum Schluss zu zeigen, hieß es plötzlich: „Wegen der 19-Uhr-„Heute“-Sendung beenden wir jetzt sofort unsere Übertragung. Wer weiter dabei sein möchte, kann sich im Internet auf unseren Livestream zuschalten.“

Für mich und viele andere Wintersportfans umso mehr ein Schlag ins Kontor, standen doch im Einzel Karl Geiger und Andreas Wellinger sowie im Mannschaftswettstreit das deutsche Team dicht vor Medaillen, die sie dann auch holten. Doch stattdessen flimmerte die „Heute“-Sendung über die Mattscheibe. Unglaublich! Die Reaktion des Verbands ist ebenso nachvollziehbar wie die große Fanwut.

Liegt es etwa daran, dass Skispringen, Nordische Kombination oder Langlauf lediglich Randsportarten sind, die keine allzu große Lobby haben? Man stelle sich nur mal vor, es ist kurz vor 19 oder 20 Uhr, es läuft die 85. Minute eines wichtigen Fußballspiels und es steht 3:3. Glauben Sie, ARD und ZDF würden in solch einem Fall wegen der Weltnachrichten die Übertragung beenden? In 1000 kalten Wintern nicht. Da funktionieren plötzlich jene Flexibilität und jenes Fingerspitzengefühl, was die Mainzer am letzten Wochenende gleich zweimal haben vermissen lassen.

Im Übrigen bezweifle ich, dass alle Zuschauer in der Lage sind, schnurstracks vom Fernseher auf den Livestream umzuswitchen.

Was mich in diesem Zusammenhang außerdem gewaltig ärgert ist der Umstand, dass ARD und ZDF zu sportlichen Großereignissen wie Welt- und Europameisterschaften sowie Olympischen Spielen jeweils ein eigenes Team entsenden. Doppelter Personalaufwand, bedeutend höhere Kosten – alles finanziert aus unseren Gebühren.

Jetzt, wo die Öffentlich-Rechtlichen Sender (mal wieder) auf den Trichter gekommen sind, unbedingt Kosten einsparen zu müssen, wäre es aus meiner Sicht angebracht, jeden Stein umzudrehen – dazu gehören auch diese personellen „Doppelbesetzungen“. Denn Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt