Würzburg. Die personalisierte Immuntherapie mit gentechnisch veränderten Abwehrzellen ist ein großer Hoffnungsträger in der Behandlung von Krebserkrankungen, die das blutbildende System betreffen. Das Uniklinikum Würzburg (UKW) ist sowohl in der Erforschung und Optimierung der Immuntherapien als auch in der Behandlung weltweit mit an der Spitze.
Würzburg. Auf der Station M41 des Uniklinikums Würzburg hat in dieser Woche der hundertste Patient eine CAR-T-Zelltherapie erhalten. Die personalisierte Immuntherapie mit gentechnisch veränderten Abwehrzellen ist eine große Hoffnung für Patientinnen und Patienten, die an einer hämatologischen Krebserkrankung leiden.
Damit die körpereigenen Abwehrzellen die bösartigen Zellen in Blut, Knochenmark oder Lymphknoten besser aufspüren und vernichten können, wird den Betroffenen Blut abgenommen und eine so genannte Leukopherese durchgeführt. Das heißt, für die Gewinnung der individuellen T-Zellen werden die weißen Blutzellen, die Leukozyten, aus dem Blut des jeweiligen Erkrankten gefiltert und die verbleibenden Bestandteile des Blutes, Plasma und rote Blutzellen, wieder in den Kreislauf zurückgeführt. Im Labor werden die T-Zellen mit einem auf die Krankheit zugeschnittenen Oberflächenmarker, dem chimären Antigenrezeptor, kurz CAR, ausgestattet. Mit diesem Biosensor können die CAR-T-Zellen die Krebszellen besser erkennen und eliminieren.
Seit r 2016 hat das Team der Station M41 insgesamt 100 Infusionen mit diesen gewissermaßen scharf gestellten T-Zellen verabreicht. „Das ist in vielerlei Hinsicht ein Meilenstein“, freut sich Professor Dr. Max Topp. Der Schwerpunktleiter der Hämatologie und Leiter des CAR-T-Zellprogramms in der Medizinischen Klinik und Poliklinik II dankt vor allem seinem Team für die hervorragende Betreuung der Patientinnen und Patienten.
Große Herausforderung
„Die ersten 14 Tage nach der Infusion sind eine große Herausforderung für die Therapierten, das Pflegepersonal und das ärztliche Team.“ Durch die erhöhte Menge an Botenstoffen, die das Immunsystem ausschüttet, kann es zu extremen Reaktionen des Körpers kommen, Blutdruck und Atmung verändern sich, Wortfindungsstörungen oder gar Krampfanfällen können auftreten. Alles sei in der Regel reversibel, aber für den Moment natürlich bedrohlich.
Für die Betreuung wurde daher das Personal durch eine zusätzliche Überwachungseinheit aufgestockt. „Durch detaillierte Schulungen und Erfahrungen hat jeder einzelne von uns ausgezeichnete Kompetenzen und Selbstvertrauen erlangt“, sagt Max Topp. „Das, gepaart mit exzellenter Infrastruktur, hilft uns, Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu handeln. Dadurch müssen am Uniklinikum Würzburg im internationalen Vergleich nur sehr wenige Patienten aufgrund von Komplikationen intensivmedizinisch betreut werden“, sagt Max Topp.
„Wo andernorts zehn bis 15 Prozent der Patientinnen und Patienten nach der Infusion auf der Intensivstation betreut werden müssen, sind es in Würzburg nur zwei Prozent.“ Zusätzlich gibt es eine CAR-T-Zell Koordinatorin am UKW, die sämtliche Schritte – von der Leukopherese, über Herstellung der CAR-T-Zellen, ihrer Lagerung bei -180 Grad und der Applikation bis zum Behandlungsergebnis kontrolliert und dokumentiert.
Bislang ist die CAR-T-Zelltherapie für vier Erkrankungen zugelassen: Für die Therapie des aggressiven, sehr schnell wachsenden Lymphoms, des langsam wachsenden, so genannten niedrig malignen Lymphoms, für die Behandlung der akuten lymphatischen Leukämie und des Multipen Myeloms, einer bösartigen Erkrankung des Knochenmarks.
Einen Namen gemacht
Das Uniklinikum Würzburg hat sich weltweit einen Namen auf dem Gebiet der Immuntherapien gemacht und war an sämtlichen Zulassungen für die verschiedenen Indikationen mit hochrangig publizierten Studien beteiligt. Inzwischen sind die CAR-T-Zelltherapien schon bei verschiedenen Erkrankungen als Standardtherapie zugelassen, da sie der konventionellen Therapie überlegen sind.
Zum Beispiel beim Non-Hodgkin-Lymphom, an dem der 35-jährige Christian Straub erkrankt ist, der hundertste Patient, der am UKW eine CAR-T-Zelltherapie erhielt.