Jugendhilfeausschuss

Orientierung geben und helfen

Bernhard Bopp und Knut Wöber berichteten über ihre Arbeit

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hvb
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Schweigepflicht ist bei den Psychologischen Beratungsstellen im Main-Tauber-Kreis selbstverständlich. © Monika Skolimowska/dpa

Main-Tauber-Kreis. Verschwiegenheit ist selbstverständlich. Wer sich mit Problemen und Fragen an die Erziehungsberatungsstellen des Caritasverbands oder des Evangelischen Kirchenbezirks Weikersheim wendet, kann auf die Schweigepflicht der Mitarbeiter vertrauen. Mit einer Ausnahme: Bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung. Berichtet jemand etwa konkret von einem geplanten Amoklauf, ist der Beratende von dieser Pflicht befreit. Beim Jugendhilfeausschuss stellten Bernhard Bopp vom Caritasverband und Knut Wöber vom Evangelischen Kirchenbezirk Weikersheim ihre Arbeit vor.

Zwei bis drei Wochen wartet derzeit ein Hilfesuchender auf einen Termin bei Caritas oder Kirchenbezirk Weikersheim.

Dabei ist der Caritasverband für den mittleren und nördlichen Kreisteil zuständig, der Kirchenbezirk Weikersheim mit seiner Beratungsstelle in Bad Mergentheim für den südlichen.

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Inhalte der Arbeit sind der Kinderschutz, begleitete Umgänge bei Trennung und Scheidung, Partnerschaftsfragen, Erziehungsberatung für Kinder, Jugendliche und Eltern sowie Hilfe für junge Volljährige, um selbstständig zu werden.

Auch im Bereich der Prävention sind die Erziehungsberatungsstellen aktiv. Sie bieten Kurse und Elternabende, sind mit Kindertageseinrichtungen, Schulen, dem Jugendamt und dem Familiengericht sowie mit anderen Gremien und Arbeitskreisen vernetzt.

Die Beratung ist kostenfrei und kann von jedem in Anspruch genommen werden, unabhängig von Nationalität und Konfession. Der Landkreis trägt 80 Prozent der Personal- und 60 Prozent der Sachkosten. Laut Bernhard Bopp fließen aus Eigenmitteln in die Caritas-Beratungsstelle 125 000 Euro pro Jahr.

Zur Beratung kommen Menschen wegen familiärer Konflikte, wegen Streitigkeiten um das Umgangsrecht mit Kindern, bei seelischen, schulischen oder beruflichen Problemen von jungen Menschen oder bei Belastungen junger Menschen durch Probleme von Eltern. Fast 50 Prozent der Klientel kämen aufgrund von Trennung oder Scheidung, seien Alleinerziehende oder lebten in Patchwork-Familien.

Den Beratern geht es nicht darum, Tipps zu geben, sondern um den Aufbau einer wertschätzenden und konstruktiven Arbeitsbeziehung, bei der Neutralität das oberste Prinzip ist. Ressourcen gelte es zu aktivieren und Übergänge im Lebensweg zu begleiten.

Im vergangenen Jahr wurden im Main-Tauber-Kreis 871 Fälle in den Erziehungsberatungsstellen verzeichnet, davon 308 im südlichen, 308 im mittleren und 255 im nördlichen Kreisgebiet. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben auch die Erziehungsberatungsstellen zu spüren bekommen. Sie hatten im vergangenen Jahr 20 Prozent mehr Klientenanfragen als noch im Jahr zuvor. Gründe waren die Zunahme an Depressionen bei Kindern und Jugendlichen, der erhöhte Medienkonsum, die nur noch sporadische Teilnahme am Schulunterricht oder den Wiederaufbau einer Tagesstruktur.

Im Ausblick sehen die Experten multiple Krisen als neuen Normalzustand. Herausforderungen werden nach wie vor der Kinderschutz, die Prävention, die Digitalisierung, die kulturelle und sprachliche Vielfalt sowie unterschiedliche Familienkonstellationen und die Inklusion sein. hvb