Gesundheitswesen

Krankenhäuser setzen bei Coronamaßnahmen weiter auf Vorsicht

Gemischte Reaktionen im Main-Tauber-Kreis. Steigende Fallzahlen in den Krankenhäusern, Freude in den Pflegeheimen

Von 
Simon Retzbach
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Pflegepersonal arbeitet im Vollschutz auf der Coronastation. Auch wenn einige Maßnahmen entfallen, setzt man in den Krankenhäusern auf Vorsicht im Umgang mit dem Coronavirus. © Caritas-Krankenhaus

Nach über 1000 Tagen ist Schluss: Etappenweise entfallen nun die letzten Maßnahmen auch in den Gesundheitseinrichtungen. Die FN haben sich hierzu bei Krankenhäusern und Pflegeheimen umgehört.

Main-Tauber-Kreis. Engmaschige Testungen, generelle Maskenpflicht sowie eingeschränkte Besuchsmöglichkeiten begleiteten Krankenhäuser und Pflegeheime von Beginn der Pandemie an. Doch nun ist der Endspurt eingeläutet: Während Baden-Württemberg seine landesweit gültigen Maßnahmen zum 1. März beendet hat, sind auch die bundesweit gültigen Regelungen nur noch bis zum 7. April gültig, eine weitere Verlängerung wird hier nicht mehr angestrebt.

Dementsprechend locker auch der Umgang in der Bevölkerung. „Waren es vor einem Jahr noch 100 Tests täglich, sind wir jetzt bei zehn“, erklärt Stefan Dietz. Der Apotheker bietet in Bad Mergentheim Coronatests an und merkt einen deutlichen Rückgang, obwohl immer noch einige der Tests positiv sind. Häufig hätten diese Tests nur „funktionale“ Gründe, sind beispielsweise zur Einreise nach China erforderlich.

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In Gesundheitseinrichtungen ist der Umgang mit Corona nicht so sorglos wie in weiten Teilen der Bevölkerung. Die Faschingszeit sorgt für einen erneuten Anstieg der Fallzahlen auch im Main-Tauber-Kreis. Derzeit sehe man wieder eine deutliche Zunahme an Corona-Fällen sowohl bei Patienten wie auch bei den Mitarbeitern. Zuletzt wurden 20 positiv getestete Patienten im Caritas-Krankenhaus behandelt, zwei davon auf der Intensivstation, teilt die Pressestelle des Caritas auf Nachfrage mit.

Weiter vorsichtig

Deshalb setzt man im Caritas auch vorerst weiter vorsichtig auf Schutzmaßnahmen. „Da die Testpflicht jetzt entfällt, halten wir zur Sicherheit auch weiterhin an einigen Schutzmaßnahmen fest, um das Risiko einer Infektion sowohl für die Patienten als auch für unsere Mitarbeiter zu reduzieren“, erläutert Pflegedirektor Frank Feinauer. Dazu gehört neben der noch gesetzlich vorgeschriebenen Maskenpflicht auch ein Testregime: So werden stationär aufgenommene Patienten weiterhin bei Aufnahme mit einem Schnelltest auf Corona-Viren getestet. Auch Patienten mit einem ambulanten invasiven Eingriff sowie Schwangere, die zur Geburt kommen, und deren Begleitperson werden im Kreißsaal getestet. „Dies ist eine Sicherheitsmaßnahme, die wir angesichts der aktuell hohen Infektionszahlen für eine Übergangszeit weiterhin aufrecht erhalten“, erläutert der Pflegedirektor. „Voraussichtlich ab April werden wir dazu übergehen, nur noch anlassbezogen bei Verdacht auf eine Infektion zu testen, ähnlich wie bei anderen Infektionserkrankungen.“

Auch im Krankenhaus in Tauberbischofsheim, an dessen Betrieb die BBT-Gruppe ebenfalls beteiligt ist, gelten diese Regelungen nun analog. Besuche sind in den Häusern zwischen 13 und 19 Uhr sowie 15 bis 19 Uhr (in Tauberbischofsheim) möglich. Probleme mit den Maßnahmen gab es kaum. „Die ganz überwiegende Mehrheit der Besucher hat sich kooperativ verhalten und die Vorgaben akzeptiert“, schildert Holger Kraft, Pflegedirektor im Krankenhaus Tauberbischofsheim. Dennoch ist man über die auslaufenden Maßnahmen froh: „Die vergangenen drei Jahre der Corona-Pandemie waren für unsere Patienten und deren Angehörige keine einfache Zeit. Besuchsverbote, Beschränkungen, Testpflicht und Kontrollen haben alle zusätzlich belastet. Mit den neuen Regeln gibt es nun auch für die Kollegen Erleichterungen“, so Feinauer. Ganz verschwinden werden die Masken aber nicht: Im direkten Patientenkontakt tragen die Mitarbeiter weiterhin eine Schutzmaske. Beim direkten Umgang mit infektiösen Patienten bleibt das Tragen von Schutzausrüstung und einer FFP2-Maske Pflicht, ähnlich wie bei anderen Infektionserkrankungen.

Auch in Pflegeheimen werden nun Maßnahmen wegfallen. Im Caritasverband, der mehrere Pflegeheime im Main-Tauber-Kreis betreibt, ist die Reaktion darauf nicht so uneingeschränkt positiv wie andernorts bereits zu beobachten war. „Unsere Mitarbeiter sind auf der einen Seite erleichtert, da die Arbeit an sich und besonders die Kommunikation mit und für unsere Klienten durch den Wegfall der Maskenpflicht deutlich erleichtert wird. Andererseits sind sie sich ihrer Verantwortung bewusst, den vulnerablen Personenkreis zu schützen und können selbstständig auf persönliche Schutzausrüstung zurückgreifen“, erklärt Jutta Steinmetz-Thees, Bereichsleiterin Senioren beim Caritasverband Tauberkreis das Spannungsfeld für Pflegekräfte.

Hoher bürokratischer Aufwand

„Die Auflagen waren mit hohem bürokratischen Aufwand verbunden, in Kombination mit der oft recht kurzfristigen Veröffentlichung der rechtlichen Bestimmungen war dies eine Herausforderung. Die Reaktion von Besuchern auf die Testpflicht war punktuell von Unverständnis geprägt, zumal im nahen Bayern eben wieder andere Regelungen vorherrschten. Für den Eigenschutz der Mitarbeiter hatte die feste Maskenpflicht Vorteile, so beobachten wir jetzt nach Fasching wieder ein erhöhtes Krankheitsaufkommen (unabhängig von der Art der Infektion), da durch die Schutzmaßnahmen auch in der Erkältungszeit deutlich weniger Personal ausgefallen ist“, schildert Leah Bleicher vom Caritasverband die Auswirkungen der Maßnahmen. Erleichterte Besuchsmöglichkeiten werden positiv aufgenommen: „In allen anderen Lebensbereichen hat bereits eine (fast) vollständiger Rückkehr zur Normalität stattgefunden, dies wird nun auch in unserem Bereich ermöglicht. Besonders den Besuchern wird hierdurch wieder die Möglichkeit zum persönliche Kontakt ’face to face’ mit ihren Angehörigen gegeben, welcher auf sozialer Ebene eine sehr hohe Bedeutung hat.“ Doch auch hier müsse man sich des immer noch bestehenden Risikos einer schweren Erkrankung der vulnerablen Personen bewusst sein, so Bleicher.

Der Saarländische Schwesternverband, der Einrichtungen in Creglingen, Boxberg, Assamstadt und Königheim betreibt, sieht den Wegfall der Maßnahmen hingegen uneingeschränkt positiv: „Der Verband begrüßt die Aufhebung der Maßnahmen, da die Masken- und Testpflicht nicht mehr vermittelbar war. Da es aktuell ein überschaubares Infektionsgeschehen und eine hohe Immunisierung in der Bevölkerung gibt, halten wir diesen Schritt für vertretbar. Gerade die Masken hatten die Kommunikation – auch die non-verbale – mit Senioren oder Menschen mit Beeinträchtigungen erschwert.“ Allerdings werde man auch hier an einer wöchentlichen Testung der Mitarbeiter festhalten, berichtet Dirk Sellmann vom Schwesternverband auf Nachfrage.

Redaktion