Gewerbe im Main-Tauber-Kreis

Immer mehr wagen Selbstständigkeit

Zahl der Anmeldungen steigt kontinuierlich, während die Abmeldungen nahezu konstant bleiben

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teb/zds
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Immer mehr Menschen erfüllen sich im Main-Tauber-Kreis den Lebenstraum, der eigene Chef zu sein, und melden ein Gewerbe an. © zds-Weinstadt

Neue Zahlen vom Gründergeist: Die jüngste Auswertung der Regionaldatenbank Genesis zeigt, dass die Zahl der Gewerbeanmeldungen im Main-Tauber-Kreis bis Ende 2021 bei 1007 Firmengründungen lag.

Main-Tauber-Kreis. Verglichen mit dem Jahr davor ging diese Zahl um 57 nach oben. Die Gründer und Gründerinnen im Main-Tauber-Kreis schwimmen derzeit mit dem Bundestrend, der ebenfalls nach oben zeigt. Nach bundesweitem Rückgang 2020 wurden 2021 in Deutschland 704 949 oder 19 576 mehr Gewerbeanmeldungen abgegeben. Für eine Gründerbundesliga müssen die Gewerbeanmeldungen aber auf einen vergleichbaren Wert umgerechnet werden: Hierzu wird die Zahl der Firmengründenden pro 10 000 Einwohner genommen: Für den Main-Tauber-Kreis reichten rund 76 Firmengründer und -gründerinnen je 10 000 Einwohner zu Platz 265 unter 403 ausgewerteten Stadtstaaten, Stadt- und Landkreisen. Spitzenreiter ist der Kreis München mit 161, Schlusslicht ist der Kyffhäuserkreis mit einer Quote von 36.

Der Gründergeist ist in Deutschland gut messbar, weil am Anfang eines etwaigen unternehmerischen Erfolges immer ein Formular auszufüllen ist: die Gewerbeanmeldung (nur Freiberufler brauchen die nicht, deswegen sind ihre Gründungen auch statistisch nicht erfassbar).

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Über das Formular wird die gewerbliche Entwicklung im Vergleich zu anderen Staaten recht genau erfasst. Aktuell liegen in der von den Statistischen Landesämtern betriebenen Regionaldatenbank die Zahlen aus den Gewerbeämtern bis zum 31. Dezember 2021 vor.

Im Main-Tauber-Kreis lautet die Zeitreihe bei den Gewerbeanmeldungen 2021: 1007 Anmeldungen, 2020: 950, 2019: 845 Gründungen, 2018 wagten 858 den Schritt in die Selbstständigkeit. Die absolute Zahl sagt aber wenig, weil sie natürlich von der Bevölkerungszahl abhängig ist: je mehr Menschen, je mehr mit Unternehmungsgeist. Aber wird die Zahl der Gründungen mit der Bevölkerungszahl abgeglichen, kommt ein bundesweit vergleichbarer Wert heraus. Freilich sagt der so für 2021 errechnete Wert von 76 Firmengründern und -gründerinnen je 10 000 Einwohner nur, wie groß der Drang in die Selbstständigkeit ist.

Die Erfolgschancen zu beurteilen, die sich am Ende in Arbeitsplätzen, lokaler Wirtschaftskraft und interessanten Unternehmen niederschlagen, ist schwieriger. Dafür schätzen die Statistiker die Chancen der Gründung ab, soweit das möglich ist: 2021 bekamen von den 1007 Gewerbeanmeldungen im Main-Tauber-Kreis insgesamt 826 das Prädikat „Neuerrichtungen“, womit Gewerbe beschrieben werden, die es bei uns vorher noch nicht gab. In denen wiederum wurden 135 als „Betriebsgründungen“ eingestuft, denen die Experten eine größere wirtschaftliche Bedeutung beimessen, weil sie meinen, dass diese Firmen auf Sicht wirtschaftlichen Erfolg und Arbeitsplätze bringen.

2020 hatte deren Zahl bei 124 gelegen. Diese besonders wichtigen Gründungen lagen 2021 im Main-Tauber-Kreis also um 11 höher als im Vorjahr. Es muss auch nicht jeder unbedingt ein neues Unternehmen gründen. Betriebsübernahmen werden mit zunehmendem Alter der Betriebsinhaber eine wachsende Möglichkeit.

Deswegen lohnt sich der Blick auf die 629 Gewerbeabmeldungen: Nur 480 waren 2021 „echte Aufgaben“, aber von diesen fielen tatsächlich nur 85 in die Klasse der „Betriebsaufgaben“, bei denen auch von größeren Arbeitsplatzverlusten auszugehen ist.

Ansonsten steckten in den Abmeldungen auch 70 Betriebe, die an Nachfolger oder Käufer übergeben wurden, also bei den Anmeldungen in der Zahl der Übernahmen mit 83 größtenteils wieder auftauchen und bei denen unterm Strich die Arbeitsplätze nicht unbedingt verloren gegangen sind.

Bleibt ein letzter Indikator für das lokale Gründungsgeschehen: Ziehen wir die 629 Gewerbeabmeldungen von den Gewerbeanmeldungen ab, bleibt für 2021 ein Gründersaldo von plus 378 Gründerinnen und Gründern, die Hoffnung auf zusätzliche Jobs machen.

Gut oder schlecht? Wenn Chef oder Chefin nicht allein schaffen, schaffen sie Arbeitsplätze. Außer der Fachkräftemangel kommt ihnen in die Quere. teb/zds