Konzert

Tolles Ständchen für das Wertheimer Dietrich-Bonhoeffer- Gymnasium

Von 
Carsten Klomp
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Beim Konzert zum Auftakt der Jubiläumsfeiern „650 Jahre Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Wertheim“ sorgte die Phoenix-Band der Schule für Begeisterung. © Carsten Klomp

Wertheim. Einen äußerst gelungenen Auftakt des Jubiläumsjahrs des Wertheimer Dietrich-Bonhoeffer- Gymnasiums (DBG) erlebten am Samstagabend etwa 250 Besucherinnen und Besucher im Bernhardsaal des Klosters Bronnbach. Gelungen nicht nur in der Summe der einzelnen Beiträge, sondern auch in deren Dramaturgie. Diese ließ den immerhin dreistündigen Abend zu einem abwechslungsreichen, interessanten und musikalisch mitreißenden Erlebnis werden.

Musikalisch stand das Programm ganz im Zeichen des Big-Band-Sounds und wurde gestaltet von der Phoenix-Band des DBG unter der Leitung von Claus Lippert und der Landes-Lehrer-Big-Band, die Stefan Send vom Platz des Alt-Saxofonisten aus leitet.

Die Phoenix-Band ist mit ihrer Besetzung aus fünf Holzbläsern, drei Trompeten und Rhythmus-Section aus Klavier, Gitarre, Schlagzeug und auf dem Keyboard gespielten Bass noch keine Big Band, entwickelt sich aber langsam dorthin. Sie eröffnet den Abend mit „April in Paris“ und konnte gleich mit einer (bei Schulbands nicht immer selbstverständlichen) sauberen Intonation und präzisen Grooves überzeugen.

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Die Dramaturgie des Abends erlaubte es der Schulband, den ersten Teil zu prägen, ohne sich übernehmen zu müssen, denn nach dem ersten Stück folgten die Grußworte des DBG-Schulleiters Reinhard Lieb und des Oberbürgermeisters Markus Herrera-Torrez.

Oberstudiendirektor Reinhard Lieb, der auf die Integrationskräfte der am DBG gut funktionierenden „Schulfamilie“ verwies und den Zuhörern „genussvolle Momente“ wünschte, stellte auch die Aktivitäten im Rahmen des Schuljubiläums dar. Der OB machte die Bedeutung von 650 Jahren Bildung als Möglichkeit des Aufstiegs des Einzelnen, aber auch des Gemeinwesens deutlich. Bildung ist und führt zu zivilisatorischem Fortschritt, so sein Credo. Zugleich verwies er auf die Verpflichtung der Kommune, das Schulwesen als die wichtigste Aufgabe kommunaler Daseinsfürsorge wahrzunehmen und entsprechend zu fördern. Wertheim, so Herrera-Torrez, setze schon seit langem und auch weiterhin einen Investitionsschwerpunkt in die für die schulische Bildung nötige Infrastruktur.

Vor dem inhaltlichen Schwerpunkt des ersten Teils des Abends, der Rede des Vorsitzenden des historischen Vereins Wertheims, war noch einmal ein Quintett aus der Phoenix-Band zu hören. Mit ihrer „Take-five“-Interpretation erhielten die beiden Solisten Christian Hartke, Trompete, und Christoph Klomp, Schlagzeug, die ersten begeisterten Ovationen des Abends.

PD Dr. Frank Kleinehagenbrock führte dann die Besucher in die Schulwelt des Mittelalters ein und machte deutlich, dass die älteste Bildungseinrichtung Badens deutlich älter sein müsse als die derzeit gefeierten 650 Jahre. Denn diese Zahl bezieht sich auf die erste urkundliche Erwähnung der Schule, die gräfliche Stiftungsurkunde, die man heute vielleicht als eine Mischung aus Verwaltungsvorschrift und Gebührenordnung bezeichnen würde. Aber selbst mit „nur“ 650 Jahren wäre die Wertheimer Schule älter als die meisten Universitäten Europas– lediglich die Prager Uni ist noch älter - und habe damit im Trend einer umfassenden Bildungsinitiative gelegen. Auch wenn sich seit damals die Unterrichtsinhalte stark verändert hätten, so gehe es doch damals wie heute darum, durch Bildung die umgebende Welt zu durchdringen und zu verstehen.

Vor der Pause dann wieder die Phoenix-Band mit „Autumn leaves“ und einem nicht nur rhythmisch komplexen eigenen „Funkology“-Arrangement – klasse!

Nach der Pause begeisterte die Landes-Lehrer-Big-Band sofort mit „Strike up the band“ von Gershwin. Das groß besetzte Ensemble (fünf Saxofone, vier Trompeten, vier Posaunen, Vocals und Rhythmussection) mit dem nicht wirklich mitreißendem Namen bezeichnet sich selbst als die heißeste Boy-Band Baden-Württembergs. Da der Schreiber dieser Zeilen leider die falsche Brille auf hatte, kann das weder bestätigt noch dementiert werden. Auf jeden Fall überzeugten die Jungs – die Besetzung war beim Wertheimer Auftritt tatsächlich eine rein männliche – mit heißen Rhythmen und coolen Sounds. Gleich zu Beginn trat Ulf Hannig solierend in den Vordergrund. Er ist zugleich der Anker zwischen beiden Bands, spielt er doch in der Schul- wie in der Lehrerband mit.

Von den zahlreichen Solisten des Abends sind vor allem der Sänger und Conférencier Klaus-Dieter Mayer und der in Wertheim nicht unbekannte Michael Geiger zu nennen, der nicht nur kurzfristigst als vierter Trompeter eingesprungen war, sondern in „Moanin“ eines der virtuosesten Soli des Abends sauber ablieferte. Die in ganz Baden-Württemberg lebenden Ensemblemitglieder überzeugten mit Klassikern wie „As time goes by“ ebenso wie mit neuen Arrangements wie „Drip Drop“ von Tobias Becker.

Den Abschluss des Abends bildeten mit „Superstition“ und noch einmal der Funkology zwei Stücke, bei denen beide Ensembles zusammen spielten. Erstaunlich, wie präzise und homogen die Klangkörper nach nur einer Probe zusammen wirkten, und entzückend zu sehen, wie überwältigt die Mitglieder der Schulband von dem tosenden Applaus waren, der ihnen und ihren älteren Kollegen zu Recht entgegenbrandete.