Wartberg. Es ist ein einladender Raum, den Besucher betreten, wenn sie mittwochs zwischen 15.30 und 17 Uhr in die Bücherei im Familienzentrum am Wartberg kommen. Es gibt eine gemütliche Sitzecke, einen gigantischen Ausblick über die Stadt, nette Menschen – und natürlich viele Bücher, vor allem für Kinder.
„Dass die Bücherei wieder mit uns einzieht, stand immer außer Frage“, betont Sozialpädagogin Linda Gans, Hauptamtliche des Diakonischen Werks Main-Tauber-Kreis, dem Betreiber des Familienzentrums. Sie hat die Aufgabe übernommen, sich um die Bücherei zu kümmern. Dazu hat sie viele Ideen. Unterstützt wird sie von vier ehrenamtlichen Helferinnen. Gemeinsam kümmern sie sich mit Eifer und Freundlichkeit darum, dass sich alle willkommen fühlen.
Gerade kommt ein ukrainisches Kleinkind herein und bestaunt die Wände mit Büchern, zieht schließlich eines, das es interessant findet, aus dem Regal. Seine Mutter möchte wissen, ob man hier Bücher kostenlos ausleihen kann (ja, das ist der Fall) und ob es Pony-Bücher gibt. Dass die Ehrenamtlichen Irene Schleining und Elena Felsing Russisch sprechen, macht vieles einfacher. Schleining ist sozusagen das „Urgestein“ unter den Helferinnen. Seit 13 Jahren ist sie dabei, hat den Auszug der ökumenischen Bücherei aus dem Kirchenzentrum, die Interims-Zeit auf dem Reinhardshof und den Wiedereinzug in die neuen Räume miterlebt.
Gearbeitet wird noch ganz analog mit Papierlisten, auf denen jeder Benutzer und jeder Ausleihvorgang handschriftlich vermerkt ist. Eine Digitalisierung scheitere aktuell an den Kosten. Aber man hat auch das Gefühl, dass das Aufschreiben irgendwie zu dieser kleinen, familiären Bücherei passt.
Katja Schmitz, Leiterin der Stadtbücherei, habe beim Neuanfang wertvolle Tipps gegeben, freut sich Schleining. Die Stadt als Träger des Familienzentrums unterstützt finanziell, hat erst wieder 300 Euro für neue Bücher freigegeben. Andrea Schwitt-Graf von der örtlichen Buchhandlung rät zu den passenden Neuerscheinungen. Der Schwerpunkt der Bücherei liegt auf Medien – es gibt auch Brettspiele – für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter. Doch auch Romane und Jugendbücher lassen sich finden, vereinzelt auch russisch- oder zweisprachige Bücher. Die Ausleihzeit beträgt für Kinderbücher zwei Wochen, für Lesestoff für Erwachsene vier Wochen. Wichtig sei, dass die Bücherei in der Nähe sei, Kinder auch mal alleine kommen könnten.
Die große Stadtbücherei in der Kernstadt stelle für viele Familien, gerade neu zugewanderte oder solche mit Migrationshintergrund, oft eine große Hürde dar, verbunden mit Unsicherheit, weil sie vielleicht noch nicht so gut Deutsch sprechen, meint die 68-jährige Petra Karcher aus dem Hofgarten, die seit dem Wiedereinzug ins Familienzentrum als Ehrenamtliche mit von der Partie ist. Mit Linda Bamberger komplettiert sie das Quartett der ehrenamtlichen Helferinnen. Karcher betreute bereits die interne Bücherei des Kindergartens „Kinderfreude“ im Hofgarten, als sie beschloss, sich am Wartberg zu engagieren.
Die Liebe zu Menschen und Büchern sei es, die sie für dieses Ehrenamt begeistere. Sie lädt alle ein, einfach mal vorbeizuschauen. Man habe Zeit. „Zum Beispiel können wir gerne mit einzelnen Kindern hier in der Bücherei das Lesen trainieren.“
Derzeit ist die Besucherzahl noch überschaubar. Rund zehn Personen kommen bei jedem Öffnungstermin. Die Verantwortlichen hoffen auf steigendes Interesse. Ideal sei, dass die Krabbelgruppe zeitgleich stattfinde, da würden etliche Eltern in diesem Zusammenhang mal hereinschauen.
„Es geht auch ums Kennenlernen und sich Treffen. Erwachsene lassen sich ungern belehren. Hier lernen sie die Sprache ungezwungen und nebenbei“, zeigt Schleining weitere Vorzüge der Bücherei auf.
Aktuell lässt die Anzahl der Ehrenamtlichen keine weiteren Öffnungszeiten zu. Doch wenn man die Kapazitäten hätte, würde man das gerne machen, sind sich alle einig. Man freue sich über jeden, der bereit wäre, sich in das Team einzubringen. Dann könnte etwa freitags parallel zur „Kids World“, dem Kindertreff im Zentrum, geöffnet werden. Denn wichtig sei, die Kinder niedrigschwellig abzuholen und an das Angebot heranzuführen.
Dafür haben die eifrigen Damen beispielsweise schon Führungen für Kindergarten- und Schulgruppen organisiert. Ab dem kommenden Monat sollen Vorlesestunden stattfinden. Abenteuer-Abende für ältere Kinder gab es in Kooperation mit der Kids-World auch schon.
Was die Zukunft sonst noch bringt, darauf wollen sich die Damen nicht festlegen. Wichtig sei, im Gespräch zu bleiben und flexibel neue Ideen umzusetzen. Klar ist: Mit ihrem bewundernswerten Engagement, um im Stadtteil Kinder und Erwachsene mit Büchern und miteinander zusammenzubringen, werden sie noch vieles auf die Beine stellen.
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