Kreative Köpfe

Bestenheid: Schubkarren und Bollerwagen erleichtern den Transport

„Der Gartenorganizer 5.0“ ist eine Schubkarre mit Köpfchen und Komfort. Der „Easy Roll Bollerwagen“ bietet elektrische Unterstützung auf langen Wegen.

Von 
Birger-Daniel Grein
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Leonas Weidmann (Mitte) und Leon Kempf entwickelten bei den kreativen Köpfen eine rückenschonende Schubkarre mit allerlei Zusatzmöglichkeiten für den Transport von Gartengeräten. Als Fachexperte unterstützte sie unter anderem Ralf Ballweg. © Birger-Daniel Grein

Bestenheid. Zwei Ideen aus dem Wettbewerb Kreative Köpfe Wertheim sorgen nun für noch mehr Komfort bei deren Nutzung. Die Multifunktionsschubkarre „Der Gartenorganizer 5.0“ von Leonas Weidmann und Leon Kempf (beide 14) von der Werkrealschule Urphar-Lindelbach überzeugt durch ausgeklügelte Mechanik und clevere Anbauteile, die das Arbeiten mit der Schubkarre und den Transport von Gartengeräten deutlich erleichtern. Der „Easy Roll Bollerwagen“ von Amelie Roth (15) von der Comenius-Realschule Wertheim unterstützt mit einem stufenlos einstellbaren Elektromotor den Transport von Getränken und Gepäck auf langen Wanderungen.

Arbeit soll rückenschonender werden

Die Idee zu ihrer besonderen Schubkarre kam Leonas und Leon nach getaner Gartenarbeit. „Wir schoben uns in Leonas‘ Garten mit einer Schubkarre hin und her – so kamen wir auf die Idee“, erzählte Leonas. Mit ihrer Erfindung soll das Arbeiten rückenschonender werden, da die Belastung beim Schieben und Abkippen einer vollen Schubkarre deutlich reduziert wird. Zudem lassen sich Werkzeuge wie Schaufeln außen anbringen, wodurch die Ladefläche frei bleibt. Eine zusätzliche Erhöhung der Ladefläche schafft mehr Stauraum und kann zum Entleeren geöffnet werden.

In ihre Schubkarre integrierten die Jugendlichen eine Abkippfunktion, sodass beim Entleeren nicht das ganze Gefährt angehoben werden muss – lediglich der Ladebereich wird gekippt. Eine installierte Bremse verhindert, dass der Schubkarren dabei wegrollt. Ihr selbstgebautes Spezialmodell verfügt über drei Reifen statt einem, wobei zwei parallel angeordnet sind. „Dadurch lässt er sich viel leichter schieben“, erklärten die jungen Erfinder. Neben der Werkzeughalterung für größere Geräte gibt es auch Halterungen für Getränke oder eine Musikbox sowie eine abschließbare Schublade für Kleinwerkzeug. Bei der Planung der Anbauteile legten sie großen Wert auf den richtigen Schwerpunkt des Gesamtaufbaus.

Den Metallunterbau fertigten Leonas und Leon mit Unterstützung der Firma König & Meyer selbst. Sie übernahmen die Planung sowohl von Hand als auch mit CAD, schnitten teils Gewinde und montierten den Schubkarren eigenständig. Auch das Schweißen durften sie im Unternehmen ausprobieren. „Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, sagten beide. Eine Herausforderung sei vor allem das Verschrauben an schwer zugänglichen Stellen gewesen. Insgesamt waren sie 14 Mal im Betrieb und arbeiteten auch zu Hause weiter an ihrem Projekt. Die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen lobten sie ausdrücklich. Betreut wurden sie von Peter Reichert und Ralf Ballweg, der die beiden für ihren Einsatz und ihre Lernbereitschaft pries. Leonas nahm bereits zum dritten Mal am Wettbewerb teil, Leon zum ersten Mal. Beide wollen, wenn es die Zeit erlaubt, auch künftig wieder teilnehmen. Vor der Jurysitzung seien sie „richtig aufgeregt“ gewesen, erzählten sie. Die Juroren seien sehr freundlich gewesen, ebenso wie Wettbewerbskoordinatorin Iris Lange-Schmalz: „Wir wurden gut aufgenommen.“

Familienurlaube sorgten für die Inspiration

Amelie Roth wurde bei der Umsetzung ihrer Idee von der Firma Industronic sowie den Fachexperten Jonas Wukovich und Ali Eskibal unterstützt. Die Inspiration für ihren motorisierten Bollerwagen kam von Familienurlauben: „Wir machen oft größere Wanderungen und haben dann immer einen Bollerwagen dabei“, sagte sie. Wenn dieser mit Gepäck und Getränkekisten voll beladen ist, wird das Ziehen jedoch mühsam. Mit ihrer Erfindung wollte Amelie genau dieses Problem lösen – und das ist ihr gelungen.

Der Wagen wird von einem 350-Watt-Elektromotor mit Akku angetrieben. Je nach Gewicht reicht eine Akkuladung für etwa zehn bis fünfzehn Kilometer. Der Daumengashebel zum stufenlosen Beschleunigen – ähnlich wie bei einem E-Scooter – befindet sich am Zuggriff, das Kabel verläuft durch die Deichsel. Die Hinterachse des handelsüblichen Bollerwagens wurde komplett überarbeitet: Die feste Verbindung zwischen den Reifen ersetzte Amelie durch eine drehbare Welle, die Räder sind außen zusätzlich gesichert, sodass sie sich mitdrehen. Die Kraftübertragung erfolgt über eine Fahrradkette, ein Freilauf ermöglicht das Ziehen auch ohne Motorbetrieb. Alle technischen Komponenten befinden sich auf einer Holzplatte an der Unterseite des Wagens.

Insgesamt war Amelie achtmal im Unternehmen. Die größte Herausforderung war für sie die Konstruktion der Hinterachse, damit sich beide Räder gleichzeitig drehen. Besonders viel Freude bereitete ihr das Zusammenbauen der Technik. Amelie nahm bereits zum zweiten Mal am Wettbewerb teil – und konnte diesmal noch mehr lernen. „Ich weiß jetzt viel mehr über Motoren und Elektronik. Es hat großen Spaß gemacht, weil ich viel selbst machen konnte.“

Während sie beim ersten Projekt im Duo antrat, arbeitete sie diesmal allein. „So konnte ich noch mehr selbst übernehmen“, erzählte sie. Zwar sei die Jurysitzung allein etwas schwieriger gewesen, „aber ich bin gut im Präsentieren“, sagte sie mit einem Lächeln. Besonders hilfreich fand sie das Präsentationscoaching, bei dem man Dinge lerne, „die man in normalen Schulpräsentationen nicht vermittelt bekommt“. Ihr Vorbild sei die Sendung „Die Höhle der Löwen“.

Amelie zeigte sich sehr zufrieden mit der Unterstützung durch Industronic. Jonas Wukovich lobte ihr Engagement und ihre Eigeninitiative: „Sie hat sich wirklich reingehängt und immer ihre eigene Meinung eingebracht.“ Für den Wettbewerb 2026 hat Amelie bereits neue Ideen – ob sie mitmacht, hängt jedoch von ihrer anstehenden Abschlussprüfung ab.

Der Bollerwagen mit Motor von Amelie Roth erleichtert das Ziehen eines Bollerwagens auch bei langen Touren. Unterstützt wurde sie unter anderem von Fachexperte Jonas Wukovich. © Birger-Daniel Grein

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