Wertheim. "Königin der Wüste" ist am heutigen Dienstag um 18.15 Uhr und am morgigen Mittwoch um 20.30 Uhr in der VHS-Filmreihe im Roxy-Kino in Wertheim zu sehen.
Diese Woche zeigt die VHS Werner Herzogs Abenteuerdrama um Gertrude Bell, die als "weiblicher Lawrence von Arabien" in die Geschichte einging.
Wenn etwas sicher ist in der Laufbahn von Werner Herzog, dann der Umstand, dass man sich nie sicher sein kann, was der 72-jährige Münchner als Nächstes anpacken wird.
Überraschend ist es denn auch nicht, dass der Chronist männlichen Irrlichterns, der Macher von "Aguirre" und "Fitzcarraldo", eine Frau in den Mittelpunkt der Handlung rückt, sondern dass er es auf konventionelle Weise macht.
Sein Drama über die britische Forschungsreisende Gertrude Bell, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts als erste Frau den Orient durchmaß und es verstand, mächtige Männer zu instrumentalisieren, dass sie zwar die Befehle erteilen, Bell aber die strategischen Entscheidungen traf, ist ganz klassisches und schnörkelloses Ausstattungskino.
Es ist ein prächtig anzusehendes Melodram, das dennoch die Handschrift von Herzog offenbart. Wenn er Totalen von Wüstenlandschaften zeigt, in denen die Menschen förmlich im Sand verschwinden, lässt er die Natur zum Abbild von Seelenlandschaften werden, wie man es bei ihm kennt.
Diesmal scheint er zudem Lust auf seine Version von Starkino gehabt zu haben. Denn Nicole Kidman steht in jeder Szene im Mittelpunkt, der ausgewiesene Männerregisseur lässt sie erstrahlen und die Männer - immerhin James Franco, Damian Lewis und Robert Pattinson - um sie tanzen. Sie aber gibt schließlich der Wüste den Vorzug, dem Unbekannten, Gefährlichen: Hier findet Gertrude Bell ihre Bestimmung. Und das ist doch wieder typisch Herzog. Nur dass sie es mit mehr Anmut macht, als es Klaus Kinski jemals möglich gewesen wäre.
(Erstaufführung, frei ohne Altersbeschränkung).