Mit der Einweihung des neuen Ausstellungsraums für mechanische Großuhren hat der Förderverein Museum „Zeit(T)räume“ eines seiner größten Projekte erfolgreich abgeschlossen.
Walldürn. Gut zwei Jahre lang haben engagierte Mitglieder des Fördervereins Museum „Zeit(T)räume“ an der Realisierung des neuen Ausstellungsraums für mechanische Großuhren gearbeitet. Tausende ehrenamtliche Arbeitsstunden von der ersten Idee über die Planung bis hin zur akribischen Ausgestaltung leisteten die Museumsinhaber Beate und Bruno Kaiser sowie das Helferteam des Fördervereins um Bauleiter Armin Pfaff.
Zur feierlichen Einweihung am Sonntag begrüßte Michael Schick mehr als 100 Vereinsmitglieder und Ehrengäste in der Museumsscheune. Passend zum Anlass nahm er sich die nötige Zeit, einen Rückblick auf 34 Jahre Sammelleidenschaft von Beate und Bruno Kaiser zu werfen. In diesen mehr als drei Jahrzehnten sei jedoch nicht nur gesammelt, sondern auch restauriert, präsentiert, geplant und organisiert worden. „Die Ergebnisse sind jetzt im neuen Ausstellungsraum noch schöner und besser präsentiert“, so Schick. Möglich sei dies durch den außergewöhnlichen Einsatz einiger (hyper-)aktiver Mitglieder und die Unterstützung zahlreicher Sponsoren aus Walldürn und der Region geworden. „All dies, was Sie heute sehen und erleben, wäre ohne intellektuelle, ideelle finanzielle, manuelle, tatkräftige Mitwirkung Vieler nicht möglich“, fasste Schick die Dimension des Projekts und den damit verbundenen Quantensprung im Ausstellungskonzept prägnant zusammen.
Türme als Zeichen von Macht
Die Festrede hielt der ehemalige wissenschaftliche Leiter des Odenwälder Freilandmuseums, Thomas Naumann, der zu den Gründungsmitgliedern des Fördervereins Museum „Zeit(T)räume“ zählt und zur Einweihung aus seiner Heimat im Landkreis Regensburg angereist war. In seinem Vortrag mit dem Titel „Von Türmen, Turmuhren und Turmglocken“ skizzierte er den scheinbaren Bedeutungsverlust von Turmuhren, die einst in einer Art Monopolstellung die Zeit verkündet hatten und heute in Konkurrenz mit der digitalen Technik stehen. Die Türme seien jedoch weithin sichtbare Zeichen der Repräsentation und Macht, aber auch markante Orientierungshilfen geblieben. Auch wenn sich das Leben nicht mehr wie früher am Glockenschlag der Turmuhren richte, gebe es noch immer Bereiche, in denen die Autorität öffentlicher Uhren relevant für den Alltag der Menschen sei. Alle traditionellen Uhren verbinde dabei ein Merkmal. „Sie sind dem Verschleiß unterzogen“, sagte Naumann. „Diese Tatsache ist die Voraussetzung dafür, dass sie eben auch einmal im Museum landen können.“ Dass eine solche Sammlung restaurierter Turmuhren im Museum „Zeit(T)räume“ räumlich ansprechend präsentiert werde, sei von privater Hand ungewöhnlich. „So etwas gibt es sonst nur im Bereich öffentlicher Museen“, betonte Naumann und gratulierte neben der Familie Kaiser auch den Mitgliedern des Fördervereins, die die Aktivitäten des Museums in viele kulturelle Bereiche ausgedehnt und zu einer kulturellen Institution gemacht hätten.
„Die Turmuhrensammlung ist ein Alleinstellungsmerkmal für das Museum und damit auch für die Stadt Walldürn“, griff Bürgermeister Markus Günther in seinem Grußwort den Gedanken seines Vorredners auf. Neben technischem Wissen werde auch Kulturgeschichte unterhaltsam vermittelt. Im Rahmen fundierter Führungen erhalte der Besucher interessante geschichtliche Informationen zu Entstehung und Gebrauch der Uhrwerke. „Ein Rundgang durch das Museum gleicht einer Zeitreise im Kleinen“, so Günther. Deshalb wünschte er sich eine Fortsetzung der Sammelleidenschaft, um die Geschichte und das Unverkennbare der Region und ihrer Bewohner zu bewahren.
Viel Liebe zum Detail
Symbolisch seinen Hut zog Landrat Dr. Achim Brötel vor der Leistung des „musealen Familienunternehmens Kaiser“ und der ehrenamtlichen Unterstützung der Mitglieder des Fördervereins. Mit viel Liebe zum Detail seien die Ausstellungsstücke restauriert, gepflegt, aufbereitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. „Beate und Bruno Kaiser haben sich mit ihrem Museum einen Traum erfüllt“, sagte Brötel. „Genauso lassen sie damit aber uns alle in der Welt der Erinnerung ebenfalls wieder ein klein wenig träumen.“ Wie seine Vorredner dankte er dafür der Familie Kaiser und den aktiven Mitgliedern des Fördervereins.
Den kirchlichen Segen sprach anschließend Franziskanerpater Christoph Szachta. „Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit“, zitierte er aus dem Buch Kohelet, Kapitel drei. Verbunden mit der Weihe des Ausstellungsraums wünschte Pater Christoph dem Museum viele Besucher und dem Förderverein weiterhin gutes Gelingen.
Musikalisch spannten zwischen den einzelnen Programmpunkten Alina Stumpf (Gesang) und Jonas Farrenkopf (E-Piano) den Bogen zum Thema Zeit. Gefühlvoll interpretierten die beiden ersten Preisträger beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ bekannte Titel und zum Abschluss einen selbst komponierten Song, ehe die Besucher im neuen Ausstellungsraum auf Entdeckungstour gehen durften.