Walldürn. Es war ein besonderes Ereignis, zu dem das regional namhafte Vokalensemble "Auftakt" zum Konzert "Zucker zum Kaffee" einlud und dabei eine außergewöhnlich genussvolle Kost zelebrierte, mit passenden melodiösen und gesanglichen Klängen zelebrierte in Verbindung mit bestens abgestimmten Chansons bekannter literarischer Werke, die von erfahrenen Rezitatorinnen im Stil einer gemütlichen Caféhaus-Stimmung vorgetragen wurden. Es gab ansprechende Chorbeiträge, erlesene Soli, begleitet von Edi Farrenkopf am Klavier und in passende Texte eingebunden und einfühlsam interpretiert von Ann-Kathrin Schneider, Susanne Lindlau-Hecht und Johanna Vering.
Alle Plätze belegt
Das Publikum ahnte wohl, was es zu erwarten hatte: alle Plätze in der Aula der Realschule - einschließlich der Stehplätze - waren belegt. Eindrucksvoll war nicht nur die breite Palette des vorgetragenen Liedguts, harmonisch integriert in literarische Texte verschiedener europäischer Kulturepochen, sondern auch die ausdrucksstarke Präsentation des 15-köpfigen Chors mit seinen ausgeprägten Stimmen unter Leitung der Dirigentin Ute Ellenberger.
Die im Halbkreis auf der Bühne formierten Sängerinnen und Sänger begrüßten ihr Publikum schwungvoll mit dem von Nikolaus Brodsky stammenden Song "Du passt so gut zu mir", und Susanne Linda-Hecht interpretierte genüsslich das Gemurmel eines äußerst missgestimmten Kellners (nach Erich Kästner), der wegen eines nervigen Gastes in Rage gerät.
Nach den Stücken, "Pandur andandori" und "Anthem", delikat von Edi Farrenkopf am Klavier begleitet, rezitierte das Dreier-Interpretationsteam die heitere Kindergeschichte "Vom Schlaraffenlande" (Hoffmann von Fallerlsleben), wie ein Hügel Pflaumenmus einen Wunschtraum jählings zerplatzte.
Beim Song "Ich wär so gern ein Star" (Dan Goggin) befeuerte Bianca Teichmann brillant als singende und swingende Krankenschwester die Gäste regelrecht, mit stürmischem Beifall bedacht. Die "Stoßseufzer einer Dame in bewegter Nacht" (Tucholsky) verinnerlichte Ann-Kathrin Schneider mitfühlend in der Erkenntnis: "Schlaf nie in Kompanie". Langanhaltenden Applaus ernteten Franz Fertig beim Soli mit dem "Ich bin nur ein armer Wandergesell"(Eduard Künneke) wie auch Manfred Troll bei seinem Soli "Das Wandern" von Franz Schubert.
Eindrucksvoll gab der Chor den Sprechgesang "Fuge aus der Geographie" (Ernst Toch) wider. Eine "Sachliche Romanze" (Erich Kästner) gab Susanne Lindlau-Hecht gekonnt zum Besten mit der Feststellung: "Als sie einander acht Jahre kannten, kam ihre Liebe plötzlich abhanden - wie anderen Leuten ein Stock oder Hut". Getragen und sinnlich interpretierte der Chor den lyrischen Song "Only Time". Sprachakrobatisch verkünstelte sich der im 17. Jahrhundert wirkende Theologe und Dichter beim Text: "Es zischet der Zukker" (Philipp Zesen), den Ann-Kathrin Schneider, Susanne Lindlau-Hecht und Johanna Vering, künstlerisch perfektionierten.
Im zweiten Teil fühlte sich Ann-Kathrin Schneider im Element beim hinreißenden Gesangssoli "Kann denn Liebe Sünde sein" (Lothar Brühne). Nach dem variationsreich vom Chor präsentierten "Swinging Anna Magdalena" (Bach) und dem getragen und sinnlich dargebotenen "I Seraillets", servierte das Damentrio hinreißend "Das Frühstück" (Heimilo von Doderer), und als Solist interpretierte und adelte Bernhard Heinzmann Goethes geistreiches Gedicht, "Warnung", mit dem Hinweis, nicht allzu dem "Zuckerschlecken" zu frönen. Auf die "präzisen Fragen" (Fritz Grasshoff), hatte Ann-Kathrin Schneider jeweils treffende Antworten parat, und Susanne Lindlau-Hecht sinnierte tiefsinnig und witzig über das "Chanson vom Frühstück einer erfolgreichen Geschäftsfrau" (Fritz Grasshoff).
Nach dem traumhaft verzauberten "Wort- und Buchstabensalat" des "Supercalifragilisticexpialidocious-Songs" des Chors und nach dem vom Frauentrio brillant verarbeiteten Text über "Die Biene Liane" (James Krüss) überraschten die Herren der Schöpfung ehrerbietig ihre Kolleginnen mit bunten Blumengrüßen. Nach den rund 30 erlesenen Programmteilen "erklatschte" die vom "Ensemble-Fieber" befallene Fangemeinde noch mehrere Zugaben von den 16 Akteuren auf der Bühne, die ihr begeistertes Publikum in 90 erhebenden und bewegenden Minuten in die Welt der Chansons entführten. Namens der Konzertgruppe dankte Ann-Kathrin Schneider allen, die zum Gelingen des Konzertes beigetragen haben. Ein Bonmot zum Finale von Schneider brachte es auf den Punkt: "Was der Zucker für einen guten Kaffee bedeutet, das bedeutet unser Publikum für unser Vokalensemble." Im Anschluss unterhielt sich die Akteure noch lange mit ihrer "Fangemeinde" in Gesprächen bei Häppchen und Getränken in der Schulaula. WB
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