Mansplaining bezeichnet herablassende Erklärungen eines Mannes, der davon ausgeht, er wisse mehr über den Gesprächsgegenstand als die – meist weibliche – Person, mit der er spricht.”
Mansplaining war das erste, das mir in den Sinn kam, als ich den Leserbrief unter dem Titel „Damit hat man nun die Büchse der Pandora geöffnet” gelesen habe.
Nur jemand, der sich nicht in der Tiefe mit einem so wichtigen Thema beschäftigt, wie der Gleichberechtigung in der Sprache, stellt seiner Argumentation plakative Beispiele, wie die Aufzählung der weiblichen Politiker voran, um das Gendern in der Sprache als „Bullshit” zu bezeichnen. Die Sprache ist das Fundament einer jeden Gesellschaft und des sozialen Umgangs. Das sogenannte generische Maskulinum, das Genus, ist eine Fiktion.
Genus ohne Sexus gibt es nicht. Das wurde bereits in einer Vielzahl an (psycho-) linguistischen Perzeptionsstudien belegt (unter anderem Irmen/Köhncke (1996); Heise (2000, 2003); Stahlberg/Sczesny (2001); Braun et al. (2007); Rothmund/Scheele (2004); Gygax et al. (2008); Kusterle (2011); De Backer/De Cuypere (2012).
Das zweite Argument, den Feministinnen falle allmählich ihre Nahrungsgrundlage weg, lässt sich auch sehr schnell entkräften: Der Gender Pay Gap mit etwa 19 Prozent, der Frauenanteil in Dax-Vorständen mit 14,7 Prozent (2019), die Unterbezahlung der Sozial- und Pflegeberufe, die zur Erhaltung der deutschen Gesellschaft essenziell und zu 80 Prozent von Frauen besetzt sind, geschweige denn von der unbezahlten Haushalts- und Kindererziehungsarbeit, die immer noch zum größten Teil von Frauen gestemmt wird.
Ich denke, jeder weiß, dass wir noch lange nicht da angekommen sind, dass Feministinnen die Themen ausgehen.
Und zu guter Letzt möchte ich noch folgendes aufgreifen: Sich durch die Bezeichnung „Studierender” in seinem Status herab gewertet zu fühlen, sagt weit mehr über die Person selbst aus, als über die Bedeutung der Sprache.
Status ist, genauso wie das Konzept der menschlichen Rasse, ein von privilegierten Gruppen kreiertes Konzept, um Unterdrückung anderer zu legitimieren oder von anderen zu profitieren.
Das einzige, was ein Mensch ist und ihn bezeichnet in seinem/ihrem Dasein, ist es Mensch zu sein.
Bevor deshalb, das nächste Mal ein Mann eine solche Tirade über strukturelle und notwendige Gleichberechtigungsmaßnahmen von sich gibt, sollte er darüber nachdenken, in welch privilegierter Situation er sich befindet, sich über solche Änderungen aufregen zu können, die seine Situation in keinster Weise verschlechtern, sondern nur die Situation einer/eines anderen verbessern.