Tauberbischofsheim. Wer sich in den vergangenen Tagen in Tauberbischofsheims Innenstadt aufgehalten hat, der wird „fremde Klänge“ wahrgenommen haben. Italienisch in einem Café, Französisch im Supermarkt, Amerikanisch in einem Restaurant. Dazu fielen die vielen Asiaten auf, die sich in den Straßen und in der Fußgängerzone tummelten. Es ist Weltcup-Zeit in Tauberbischofsheim. Florett-Fechterinnen aus der ganzen Welt sind aktuell in der Stadt und im Landkreis zugegen, um an diesem Wochenende um wichtige Punkte für die Weltrangliste zu kämpfen.
„Ausländisches“ fällt irgendwie noch auf mehr als „früher“. Der Grund: Corona-bedingt konnte dieses traditionelle Weltcupturnier, das einzige dieser Waffengattung in Deutschland, zwei Jahre lang nicht stattfinden. Es trainierten und kämpften eben keine Italiener, Franzosen, Amerikaner oder Asiaten in dem weltbekannten Stützpunkt an der Tauber. Damit fehlte der Region nicht nur ein sportliches Großereignis, sondern auch ein wirtschaftlicher Faktor. „Insgesamt bringt dieses Turnier knapp 600 Personen aus 32 Nationen in die Stadt und die Region“, erläutert Klaus Dieter Rupp, Präsident des ausrichtenden Fecht-Clubs.
Wichtiges kurz gefasst
Zeitplan: Die Einzelgefechte beginnen heute um 9 Uhr im Fechtzentrum Tauberbischofsheims. Die Halbfinals sind um 16 Uhr angesetzt. Am Sonntag stehen die Mannschaftswettkämpfe auf dem Programm; sie beginnen ebenfalls um 9 Uhr. Das Halbfinale ist auf 13 Uhr terminiert.
Zutritt: Die Corona-Bestimmungen des Weltfechtverbandes (FIE) sind strenger als die des Landes Baden-Württemberg. Deshalb ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in den Räumlichkeiten jederzeit Pflicht. Zudem müssen alle Besucher einen tagesaktuellen Schnelltest vorweisen. Der Eintritt ist frei.
Empfang: Die Zeit der großen Buffets, bei denen hunderte Gäste verköstigt wurde ist vorbei. Allerdings findet ein VIP-Empfang für geladene Gäste statt. mf
Eine Woche Vorbereitung
Das ist natürlich ein Pfund für die Hotellerie und Gastronomie – nicht nur in der Stadt, sondern im gesamten Main-Tauber-Kreis. Sportler, Trainer, Betreuer, Physiotherapeuten, Offizielle und Obmänner des Weltfechtverbands FIE übernachten und leben tagelang in der Region. Einige sind schon seit über einer Woche hier, um sich auf dieses Turnier vorzubereiten. „Das ist gewiss ein finanzieller Faktor für die gesamte Region“, sagt Rupp.
Dem FC-Präsidenten ist es wichtig, diesen Gesichtspunkt hervorzuheben, denn er weiß, dass das Turnier vor allem in diesem Jahr etwas zurückgeben muss. Rückblende: Im Oktober des vorigen Jahres beantragte der hiesige Fecht-Club bei Stadt und Landkreis einen finanziellen Zuschuss für diesen Weltcup. Zu leer waren die Kassen des Vereins geworden, um dieses sportliche Großereignis alleine zu stemmen. Der Verwaltungsausschuss der Stadt beschloss damals, diesen Weltcup mit 7500 Euro zu bezuschussen. Weitere 7500 Euro kommen von der Bürgerstiftung der Stadt. Als Begründung hieß es damals, dass Tauberbischofsheim seinen internationalen Bekanntheitsgrad in erster Linie dem Fechten zu verdanken habe. Mit dieser Aussage wollte man etwaig aufkommenden Begehrlichkeiten anderer Vereinen aus dem Stadtgebiets gleich im Keim ersticken. Auch vom Landkreis fließen noch einmal 5000 Euro an den Ausrichter.
Insgesamt beziffert Klaus Dieter Rupp die Kosten für die Ausrichtung dieses Weltcups auf 55 000 bis 60 000 Euro. Das ist deutlich weniger als noch zu den „Glanzzeiten“, in denen sich bis zu 1000 Zuschauer in den Hallen des Fechtzentrums tummelten, die anschließend noch kostenlos verköstigt wurden. Diesen Empfang wird es in diesem Jahr nicht mehr geben. „Wir wollen diesen Weltcup mit einer schwarzen Null abschließen“, sagt Präsident Rupp
Genau vorgeschrieben
Zwischen 50 und 60 ehrenamtliche Helfer sind schon seit mehreren Tagen dabei, für den richtigen Rahmen dieses Turniers zu sorgen. Vom Weltfechtverband sind die internationalen Standards für Weltcups genau vorgeschrieben. Zum Beispiel: Wo muss welche Bahnen liegen? Welche Abstände und Zeitpläne müssen eingehalten werden? Wer darf sich wann in welchen Bereichen aufhalten?
Die teilnehmenden Verbände konnten sich vorab über eine extra eingerichtete E-Mail-Adresse melden und wurden dann von den FC-Mitarbeitern an Hotels und Pensionen vermittelt. Organisiert werden musste auch der Transfer von den Flughäfen Frankfurt und Stuttgart nach Tauberbischofsheim – und zurück.
Heimwärts geht es für die Fechterinnen aus aller Welt zumeist am Montag wieder. Und dann wird man in Tauberbischofsheim und Umgebung eine ganze Weile warten müssen, bis man so viel Italienisch, Französisch und Amerikanisch um sich herum hört – und so viele Asiaten sieht. . .