Heilbronn/Main-Tauber-Kreisw. , Der Trend zu immer wärmeren Wintern ist keine gute Entwicklung für Allergiker. Die Pflanzenwelt wacht früher auf. Dadurch verkürzt sich die Verschnaufpause, die Betroffene normalerweise in der kalten Jahreszeit haben.
Aktuelle Zahlen der AOK Heilbronn-Franken zur Behandlungshäufigkeit in der Region belegen, dass zahlreiche Menschen im Main-Tauber-Kreis unter Pollenallergien leiden und es immer mehr werden. Bei Behandlungen von AOK-Versicherten wurde von 2017 bis 2021 im Main-Tauber-Kreis ein Anstieg von 22,2 Prozent verzeichnet. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts wird bei 15 Prozent der Erwachsenen im Laufe ihres Lebens ein Heuschnupfen diagnostiziert. Frauen sind mit 16,5 Prozent häufiger betroffen als Männer (13 Prozent). In Baden-Württemberg erhöhten sich die ärztlichen Behandlungen bei AOK-Versicherten von 199.673 im Jahr 2017 auf 236 181 im Jahr 2021. Ein Anstieg von 18,3 Prozent innerhalb von vier Jahren. Im Main-Tauber-Kreis stieg die Zahl der Betroffenen von 2244 auf 2743.
Bei Kindern ist ein ähnlicher Trend zu beobachten. Neun Prozent der Kinder und Jugendlichen leiden aktuell an Heuschnupfen. Damit ist laut RKI die Zahl der Kinder mit Heuschnupfen unverändert hoch geblieben. Im Jahr 2021 wurden in Baden-Württemberg 39 691 AOK-versicherte Kinder und Jugendliche dagegen behandelt. Im Main-Tauber-Kreis waren es 455. Die Zahlen der AOK gelten als repräsentativ, da sie mit über 45 Prozent Marktanteil die größte Krankenkasse des Landes ist.
Durch den Klimawandel verlängert sich die Pollensaison. „Neue Arten wie Ambrosia und Götterbaum können sich zunehmend ausbreiten und immer größere Bedeutung für Allergiker gewinnen.“, so Professor Jan C. Simon, Direktor des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) für Dermatologie, Venerologie und Allergologie. „Bei Pollenallergien zeigen sich die Symptome immer dann, wenn die jeweiligen Auslöser in hoher Konzentration auftreten. Dies ist meist mit Beginn der wärmeren Jahreszeit der Fall. Wichtig zur Vorbeugung ist es, die Allergene zu meiden,“ verdeutlicht AOK-Ärztin Dr. Knapstein und ergänzt: „Bei starkem Pollenflug sollte man beim Fahren die Autofenster geschlossen halten und vor dem Schlafengehen die Haare waschen.“ Hilfreich seien auch Pollenschutzgitter an den Wohnungsfenstern. Auch hätten Studien gezeigt, dass das Inhalieren von ätherischen Dämpfen, salzhaltige Nasensprays, und -Spülungen Erleichterung verschafften.
Zur Behandlung könne eine Reihe von Medikamenten eingesetzt werden. Gut belegt sei auch die Wirksamkeit der spezifischen Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung genannt. Ziel ist es, das Immunsystem an die allergieauslösenden Stoffe zu gewöhnen und den Verlauf der allergischen Erkrankung günstig zu beeinflussen.