Leserbrief - Zu „Keine buchstäblichen Anhängsel“ (FN, 1. Februar)

„Machtverhältnisse bilden sich auch in der Sprache ab“

Von 
Ursula Donath, Dr. Falk Braunschweig
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Hier gerät in der Diskussion einiges durcheinander; deshalb sollen einige Fakten kurz erwähnt werden.

In der deutschen Sprache unterscheidet man zwischen einem grammatischen Geschlecht (der Tag, die Nacht) und einem natürlichen Geschlecht (der Maler, die Malerin). Im Plural lautet der Artikel immer die, unabhängig vom grammatischen oder natürlichen Geschlecht des Wortes. Beim Gendern geht es ausschließlich um die sprachliche Darstellung des natürlichen Geschlechts. Eine Zeitlang hat man der männlichen Form das Wort „weiblich“ hinzugefügt: etwa „der weibliche Leser“, wenn man damit ausschließlich Frauen gemeint hat.

Gesellschaftliche Machtverhältnisse bilden sich immer auch in der Sprache ab. Wenn also unter „die Busfahrer“ sowohl männliche als auch weibliche Personen zusammengefasst werden, dann sagt das durchaus etwas über die gesellschaftlichen Machtverhältnisse aus. In diesem Fall werden die Busfahrerinnen einfach nicht dargestellt.

In solchen Fällen spricht man von Diskriminierung. In unserer Gesellschaft haben trotz vieler Fortschritte immer noch die Männer „das Sagen“, Privilegien. Das drückt sich auch in ungleichen Löhnen und Gehältern aus.

Die Menschen, die der privilegierten Gruppe angehören, können darüber nachdenken, wo oder wie sie möglicherweise diskriminieren. Sie sollten keine Aussage darüber machen, was Menschen der benachteiligten Gruppe als Diskriminierung erleben. So wird ein Mann, der weiß ist, auch nicht wirklich verstehen, was Rassismus ist.