Osterburken. Zu einem Erziehungsschnittkurs an Jungbäumen haben sich zahlreiche Teilnehmer auf dem Gelände des Bürgerparks in Osterburken getroffen. Hier wurden im Jahre 2020 junge Apfel-und Birnenbäume, allesamt alte Obstsorten in Halbstammform, vom Obst- und Gartenbauverein (OGV) gepflanzt und seither auch gepflegt.
Trotz kalter Witterung konnte Vorsitzender Alfred Bloos hierzu eine stattliche Anzahl von 50 Teilnehmer, darunter auch wieder viele interessierte Frauen, begrüßen
Besonders begrüßte er den Fachreferenten Klaus Rupp vom OGV Eppingen Rohrbach, sowie Bürgermeister Jürgen Galm und den hiesigen kath. Pfarrer Thomas Kuhn. Bevor Rupp auf das Thema „Schneiden“ kam, zeigte er eine mitgebrachte „Marmorierte Baumwanze“, welche vom Osten Asiens eingeschlichen, sich so langsam auch bei uns einbürgert. Bei der Feststellung dieses Schädlings, sollte man solche einsammeln, aber auch das eventuelle Gelege, welches hellgrüne Eier hat, beseitigen.
Infektionen vermeiden
Um bei Schnittmaßnahmen Infektionen von Baum zu Baum zu vermeiden, sollte verwendetes Schnittwerkzeug grundsätzlich desinfiziert werden. Hierzu eignet sich Sagrotan-Maschinenreiniger aber auch Schnaps-Vorlauf.
Um den Sonnenstrahlen entgegenzuwirken, sollte der Stamm gekalkt werden. Ein aufgestelltes Brett in Richtung Süd-West erzielt den Schutz aber auch. Auch führte er aus, dass im Stammbereich eine sogenannte Baumscheibe von jeglichem Bewuchs freizuhalten ist. Von der Abdeckung mit Rindenmulch, direkt aus dem Wald, wird wegen der enthaltenen Säure jedoch abgeraten.
Weiter erläuterte er an den Jungbäumen den richtigen Schnittzeitpunkt und deren Schnittmuster sowie die Wachstumsgesetze. Neben dem Stamm und der Stammverlängerung sollten noch drei bis maximal vier Leit-Äste das Leitastgerüst für die Zukunft ergeben.
Einen Baum im Baum – wie früher oft praktiziert – sollte man tunlichst vermeiden. Nur wenn genügend Licht, Luft und Sonne in den Baum kommt gedeiht dieser richtig und bringt die gewünschten Früchte. Auch sollte der Baum nach Regen schnell abtrocknen können.
In seinen Ausführungen gab er auch sehr viele Details und Tipps zum Besten. So auch „Senkrecht wächst“, „Waagrecht trägt Früchte“, „nach unten bedeutet stirb bald ab“.
Jeder gemachte Schnitt an einem Baum erzeugt eine Reaktion. Auch die Varianten des Schnittzeitpunktes hat Regeln wie: Winterschnitt und „starker Austrieb“, Frühjahrsschnitt ab Anfang März „geringerer Austrieb“ und später Sommerschnitt „wenig Austrieb“.
Um die sogenannten Wasserschossen zu vermeiden, die ohnehin fast alle entfernt werden müssen, sollte man Ende Mai, Anfang Juni den „Juni-Riss“ vornehmen. In dieser Zeit kann man mühelos diese Schosse mitsamt den Adventivknospen entfernen, was bewirkt, dass ein Nachwachsen an dieser Stelle nicht mehr stattfindet. Größere Wunden, die durch Windbruch oder Abreißen eines Astes entstanden sind, sind nach vorherigem Glattsägen mittels angerührter Wasser-Lehmmischung zu bestreichen, was das kostengünstigste Mittel ist.
In Sache Wasserzufuhr gab er zu verstehen, dass es besser ist, einmal in der Woche stark zu gießen, als täglich nur zu läppern. Um das langsame „Einsickern“ zu gewährleisten und Oberflächenabfluss zu vermeiden, haben sich Wassereimer, versehen mit kleinen Bohrlöchern, bestens geeignet.
Anschließend begab man sich noch in die Alte Schule, wo man sich bei Getränken und Kuchen aufwärmte und noch lange fachsimpelte beziehungsweise weitere Fragen von Rupp beantwortet wurden.