Osterburken. Mitreißende Klänge schallten durch die Gänge des Schulgebäudes. Schülerinnen der fünften und sechsten Klasse tanzten in der Aula zum Lied „Watch me dance“ von Dua Lipa. Die Feier zum 60-jährigen Bestehen des Ganztagsgymnasium Osterburken (GTO) gestalteten die Schüler am Mittwoch mit. Die Big Band und die Schülerband „Absturzgefahr“ sorgten für gute Stimmung. Auch der Lehrerchor ließ es sich nicht nehmen, zwei Lieder zu singen. Unter anderem performten sie, das auf das GTO umgeschriebene Lied „Auf uns“ von Andreas Bourani.
Lehrerin Elke Autrata betonte, dass es gleich zwei Gründe zum Feiern gebe. Die Gründung des GTO 1965 sowie die Einweihung des neuen Schulgebäudes im Frühjahr. Sie führte durch das Programm. Die Schüler und Lehrer blickten ganz nach dem Veranstaltungs-Motto „Vergangenheit würdigen, Gegenwart feiern und Zukunft gestalten“ auf die Geschichte der Schule und auf zukünftige Entwicklungen.
„Die Gründung des GTO war der Ausdruck eines gesellschaftlichen Aufbruchs“, sagte Schulleiterin Regina Krudewig-Bartel. „Es ging damals darum, den Menschen im ländlichen Raum schulische Chancen wie in den Großstädten zu ermöglichen.“ Das wäre keine einfache Aufgabe gewesen, fasste sie zusammen.
Das Kultusministerium testete damals in der Region die Schüler der Klasse vier, ob sie aufgrund ihrer Leistungen für eine Realschule oder ein Gymnasium geeignet sind. Da es keine weiterführenden Schulen in erreichbarer Nähe gab, wurde entschieden, das GTO zu gründen. Für den Schulstandort hätten sich die Verantwortlichen entschieden, da Osterburken verkehrstechnisch zentral lag, erläuterte Krudewig-Bartel.
Herausforderung bei der Gründung
Die Herausforderung war, ein schulisches Konzept zu entwickeln. Später mussten Lehrer gewonnen werden, um das Ganztagskonzept umzusetzen. „Viele Lehrer wollten nur kurz bleiben. Einige sind ihre gesamte Berufszeit bei uns geblieben“, betonte die Schulleiterin. Ein weiterer Schritt war, die Eltern davon zu überzeugen, ihre Kinder auf eine weiterführende Schule gehen zu lassen. Ein Ausschnitt aus der WDR-Dokumentation „Martin macht Abitur, Paul bleibt sitzen“ aus den 70er-Jahren zeigte, dass Eltern Bedenken hatten, ihre Kinder auf eine weiterführende Schule zu schicken.
Generationen von Lehrern hätten das GTO geprägt und weiterentwickelt, sagte Krudewig-Bartel. Auch die Schüler brachten durch ihre Neugier und ihre Ideen Bewegung in die Flure der Schule. Bildung sei ein wichtiger Grundpfeiler der Gesellschaft.
Lernen sei mehr als das Aneignen von Wissen, sagte Krudewig-Bartel. Zur Bildung gehöre, Persönlichkeit zu entwickeln, Verantwortung zu übernehmen und Gemeinschaft zu leben. Das schulische Konzept, unter anderem mit einer pädagogischen Mittagspause, Mensa und Bewegungsräumen, ermöglicht diesen Anspruch. Das Miteinander steht im Mittelpunkt, um gemeinsam Talente zu entfalten. „Wir wollen unsere Schüler befähigen, kritisch zu denken, kreativ zu handeln und die Zukunft aktiv zu gestalten“, erläuterte sie.
Unverzichtbare Bildungsarbeit in der Region geleistet
Landrat Dr. Achim Brötel hob hervor, dass das GTO eine unverzichtbare Bildungsarbeit in der Region erbracht habe. „An der Schule wurde Pionierarbeit geleistet“, sagte er. Am Anfang wäre die Vision, Bildung nicht nur auf Frontalunterricht am Vormittag zu beschränken, sondern als ganzheitlichen Lebensraum für junge Menschen zu gestalten, sowohl neu als auch mutig gewesen. Laut Brötel sei die Gründung der Schule ein Meilenstein auf dem Weg zu einer Bildungspolitik im Land gewesen.
Bürgermeister Jürgen Galm erinnerte an das Versprechen des Landrats beim 50-jährigen Jubiläum des GTO, die Schule energetisch zu sanieren. Niemand hätte erwartet, dass ein Neubau mit Investitionskosten von 35 Millionen Euro entstehen würde. Die Schule habe das kommunalpolitische Geschehen der Stadt geprägt und bewegt. „Es ist ein besonderes Angebot und Aushängeschild, wenn alle allgemeinbildenden Schulen vor Ort und dazu noch im Ganztagsbetrieb sind“, betonte Galm.
Der Stadt Osterburken war es nicht mehr möglich, die Kosten für den Betrieb der Schule als Träger zu stemmen. Der Landkreis war 1976 bereit, die Verantwortung für die Schule zu übernehmen. GTO und die Römerstadt würden aber nach wie vor im Bewusstsein der Bürger zusammengehören, erläuterte der Bürgermeister. Das Gymnasium sei mit dem Neubau und dem pädagogischen Konzept für die Zukunft gerüstet, fasste Galm zusammen.
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