Fasnacht - Fremdensitzung in Oberlauda bot wieder ein buntes und unterhaltsames Programm mit viel Lokalkolorit, Tänzen und närrischen Musikbeiträgen

Von Volapük bis hin zu Jägerlatein

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Mit diesem Gewehr von den Amigos dürfte der Jägermeister und Bürgermeister Thomas Maertens beim edlen Waidwerk wohl keine hohe Trefferquote haben. Bei der Fremdensitzung der Narrengesellschaft Oberlauda am Freitagabend musste sich das Stadtoberhaupt nach seiner bestandenen Jägerprüfung auch in Jägerlatein üben. Die Säubochklopfer aus Ratzenheim heizten dem närrischen Publikum kräftig ein.

© Reinhard Haas

Oberlauda. Ein ausverkauftes Haus, närrische und mitreißende Beiträge, ein super Publikum und ein glänzend aufgelegter Präsident Holger Ebert - die Rezeptur stimmte bei der Fremdensitzung der Narrengesellschaft Oberlauda am Freitagabend einmal mehr. Für den entsprechenden musikalischen Rahmen sorgte traditionell die Musikkapelle Oberlauda unter der routinierten Leitung von Josef Backi, die auch mit Schunkelrunden zum Gelingen der Sitzung beitrug.

Nach dem Einzug aller Gastabordnungen war zunächst einmal auf der Bühne schon klar: hier kann wirklich niemand mehr umfallen! Es ging kurzfristig ganz einfach sehr eng zu. Dies hinderte jedoch Holger Ebert in keinster Weise daran, die für ihn typische Einheizphase, diesmal passend zum Valentinstag, durchzuziehen und damit die Narren auf die richtige Betriebstemperatur zu bringen.

Gag der Strumpfkappen

Die Strumpfkappen aus Lauda hatten für ihren Gag die Kunstsprache Volapük des Oberlaudaers Johann Martin Schleyer in Volarootz umgetauft und Strumpfkappenpräsident Stefan Schulz erläuterte mit eben dieser Sprache die Zukunftsaussichten Oberlaudas. Gott sei Dank hatte der Vorsitzende Reiner Seiffert die absolut notwendige Übersetzung ins Hochdeutsche parat. Für den erst im September eingeweihten Volapükplatz hatten sie auch gleich eine neue zweckdienliche Beschilderung und ein zusätzliches Bäumchen mitgebracht.

Das Rootzen-Prinzenpaar Andrea III. und Elmar I. wurde schließlich, flankiert von der Prinzengarde und der Jugendgarde, standesgemäß von den Fränkischen Herolden aus Kützbrunn auf die Bühne geleitet. In seiner Proklamation stellte es sich nicht nur vor, sondern korrigierte auch gleich einige nicht ganz zutreffenden Vermutungen über die eigene Inthronisierung.

Das Tanzmariechen Laura Biz aus Königshofen brauchte für seine Darbietung jeden Zentimeter. Es war einfach klasse, was dieses Talent, sportlich, rhythmisch und tanztechnisch auf das Parkett zauberte.

Zu einem freien Land gehört eine freie Meinung und die darf man auch närrisch und offen vertreten, so der Till aus Franken (Hans Jürgen Esser) in seinem pointenreichen und politisch fein nuancierten Büttenvortrag.

Tolle Gardentänze

Schnee bleibt in diesem Jahr in unseren Breitengraden wahrscheinlich ein Fremdwort - nicht jedoch für die Kindergarde der Rootzen. Wenn es hier schon keinen gibt, dann fliegt man eben dorthin, wo er im Überfluss vorhanden ist. Am Südpol zum Beispiel, oder am Nordpol, oder, wenn man über eigene Piloten verfügt, an beiden Polen. Die Polarexpedition der Kinder gestaltete sich dabei sehr lustig und unterhaltsam, mit viel Musik und noch mehr Tanz, ob bei oder mit den Pinguinen oder den Eskimos und Eisbären. Trainiert werden sie von Martina Mohr und Diana Ebert.

Ein fränkischer Gartenzwerg kann eine närrische Stimmung durchaus noch anheizen, vor allem wenn er Rochus Hammer heißt. Mit Witz und seinem untrüglichen Sinn für Situationskomik zog er das Publikum auf seine Seite.

Die Jugendgarde der NG Oberlauda hat im letzten Jahr eine altersbedingte personelle Veränderung bewerkstelligen müssen - und das zum eigenen Vorteil. Mit ihrem Marschtanz zeigten die Mädchen alles, was eben in einen Marschtanz gehört, routiniert und sicher und vor allem mit Begeisterung, einschließlich der lautstark geforderten Zugabe. Es zeigte sich dabei, dass die Rootzen bei den Garden die geringsten Probleme haben dürften. Trainerinnen sind Diana Bayer und Helga Itzel.

In einem kleinen Dorf wie Oberlauda kann eigentlich nichts verborgen bleiben. Das bewiesen der Stadtrat Werner Kilb und sein Exkollege Kurt Breitenstein mit ihrem Bühnenauftritt. Was vielleicht trotzdem noch nicht alle wussten, das wurde von ihnen närrisch aufbereitet und tränenwirksam an den Mann oder die Frau gebracht. Ans Tageslicht kam dabei, was sonst noch so Schräges passiert war, teils schon wieder vergessen, aber gelungen aufgewärmt mit garantierten Lachsalven.

Präsident Holger Ebert durfte anschließend die seiner Meinung nach hübschesten Beine der Welt ankündigen und die gehörten zweifelsfrei den Mädchen der Prinzengarde Oberlauda. Und die hatten tänzerisch einiges zu bieten bei einem Marschtanz pur mit allen möglichen Figuren und Schwierigkeitsgraden.

Nach einer Pause ging es guggenmäßg laut weiter. Unter der Leitung von Felix Mohr zeigten die Säubochklopfer aus Ratzenheim, dass sie von Jahr zu Jahr besser werden. Sie rissen mit ihrer Musik die Narren förmlich mit.

Schöner kann man die vier Jahreszeiten nicht darstellen, wie es die Krautheimer Garde mit ihrem gleichnamigen Schautanz vorführte.

Neudefinition von ADAC

Wie definiert man den ADAC neu? Die Lösung der Amigos (Holger Ebert, Reiner Ebert, Bernd Haas, Christoph Stang, Marco Stang und als Gast Ernst Ebert): Amigos, Der AlltagsCheck! Und noch eine weitere Deutung hatten sie parat: Der Begriff "Volapük" ist ihrer Meinung nach lediglich die Abkürzung für "Viele Oberlaudaer lachen pausenlos über Königshöfer" und die neue Schlossbergwegtreppe wurde in "Tebartz-van-Elst-Treppe" umbenannt.

Mehr freundliche Zuwendung durfte dagegen Bürgermeister Thomas Maertens erfahren. Zum Lohn für seine bestandene Jägerprüfung überreichten sie ihm einen nigelnagelneuen Jägerstuhl und nachdem er nachträglich sogar die Prüfung im Fach "Jägerlatein" bestanden hatte, durfte er das Lied "Fuchs du hast die Gans gestohlen" anstimmen. Ernst Ebert ließ ihn jedoch danach hören, wie man Gesang noch besser und unvergessener präsentieren kann. Sollte der Bürgermeister jedoch einmal das ihm von den Amigos überreichte Gewehr zur Jagd benutzen wollen, dürfte mit dem vorhandenen Knoten im Lauf der Jagderfolg auf sich warten lassen und bei der mitgelieferten hochprozentigen Munition sowieso. Als dann Reiner Ebert auch noch Heino imitierte, hatte die Stimmung im Saal fast schon den Siedepunkt erreicht.

Als optische Steigerung wirbelten anschließend die Mädchen der Prinzengarde mit ihrem Schautanz unter dem Motto "Stewardessen - wir heben ab" über die Bühne. Flott und immer in Bewegung, wie ein Flug nicht unbedingt sein sollte, waren sie für die Zuschauer ein Erlebnis. Die Mädchen hatten beim Marsch- und beim Schautanz mit den Trainerinnen Nicole Spönlein und Judith Stang beste Arbeit geleistet.

"Der Volapük"

Helmut Schmitt glänzt schon seit einigen Jahren in der Bütt und hat jetzt offensichtlich "seine" Figur gefunden. Als "Der Volapük" hatte er sich auf das Ortsgeschehen fokussiert und das mit hörbarem Erfolg. Irgendwie war auch ihm im Laufe des Jahres nichts entgangen und nichts verborgen geblieben und so wie er es wieder ausgegraben und vorgetragen hat, war er unvergleichlich. Wie wiederholte er sich doch immer wieder? "Volapük ist, wie's im Ort so geht, weil man' manchmal nicht versteht". Diese Figur hat die Option zur Kultfigur.

Es gibt sie seit 50 Jahren, sie sind weltweit gelesen und immer wieder verfilmt worden, die Abenteuer von Asterix, Obelix, Idefix und Co. Der Rootzen-Elferrat hat sich in diesem Jahr dieser gallischen Unbeugsamen angenommen und sie auf seine Weise interpretiert. Heraus kam dabei auf der Suche nach den von den Römer gekidnappten Miraculix und Falbala eine Comic-Reise von Gallien über Rom und Ägypten bis nach Britannien, die auf der Bühne lustiger war als in so manchem Film. Der Elferrat hatte seinen Auftritt mit Unterstützung von Nicole Spönlein selbst choreografiert.

Bevor es an das große Finale ging, durften Hans Ebert und Winfried Mohr, sie sind beide seit 1958 (!) für die Technik zuständig, noch eine Ehrung entgegen nehmen.

Mit "Lustig ist das Zigeunerleben", "Rootze Helau" und "So ein Tag" endete eine Fremdensitzung, die von der Qualität her wegweisend sein dürfte. erha

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