Main-Tauber-Kreis.. Die Beere, die Karlheinz Sack gepflückt hat, glänzt gelb-golden in der Sonne. Saftig und süß schmeckt das weiche Fruchtfleisch. An der Rebe hängen die reifen Trauben. „Der Bacchus wird die nächsten Tage gelesen“, sagt der Winzer und blickt zufrieden auf die Weinberge am Altenberg. Daneben gedeihen Kerner und Müller-Thurgau. Das Laudaer Weingut Johann August Sack bewirtschaftet acht Hektar Fläche rund um Lauda-Königshofen.
Wenn Karlheinz Sack zufrieden auf die aktuelle Lese der Trauben schaut, macht er das nicht nur mit Blick auf seinen eigenen Betrieb, sondern auch als Bereichsvorsitzender des Badischen Weinbauverbands in Tauberfranken. Er ist zuständig für die Betriebe zwischen Dertingen und Dainbach, die rund 650 Hektar Fläche bewirtschaften.
Hauptlese hat begonnen
Der Federweiße ist im Keller, die Vorlese beendet. Seit einigen Tagen stehen Müller-Thurgau und Bacchus an. Bei den Rotweinsorten sind es Tauberschwarz und Schwarzriesling, deren Trauben derzeit geerntet werden. Danach folgen sofort die Burgunder-Sorten. Den Grauburger hat der Laudaer bereits gelesen. Die gemessenen 90 Grad Öchsle reichen ihm. „Wir möchten lieber schlanke Weine“, erklärt Sack diesen Schritt, den auch sein Sohn Johannes unterstützt.
Im nördlichsten Teil des Weinanbaugebiets Baden ist die Hauptlese in vollem Gang. Qualität und Menge stimmen für die allermeisten Lagen, ist Sacks erstes Fazit. Der Badische Weinbauverband spricht sogar von einem „Bilderbuchjahrgang“ und „Trauben wie gemalt“. Doch aufgrund von lokalen Hagelereignissen wie etwa in Külsheim haben einzelne Winzer Ausfälle zu verkraften, die Vegetation hinkt fast zwei Wochen hinterher. Das Gros darf sich allerdings auf ein gutes und ertragreiches Jahr freuen.
Wassermangel im August, Regen Anfang September
„Wir wurden in diesem Jahr von Nachtfrösten verschont, die Vegetation war gut“, blickt Sack zurück. Weil das Wetter für die Winzer ein wichtiger Faktor ist, ging der Blick im August und September oft in Richtung Himmel. „Der August war zu trocken, der Regen hat gefehlt. Dazu kam ein permanenter Wind, der die Böden weiter ausgetrocknet hat.“ Bei den Reben hätte dies auf sogenannten „skelettreichen Böden“, also steinigem Untergrund mit wenig durchwurzelbarem Boden, zu Stress-Situationen bei der Wasserversorgung und sogar zu Wassermangel geführt. Auf dem Altenberg hat er selbst eine solche Lage mit Silvaner, in der sich der geringere Wuchs wie ein Band quer durch den Hang zieht.
Die Niederschläge Anfang September mit mehr als 20 Litern pro Quadratmeter lassen die Winzer ebenfalls aufhorchen. Bei Reben mit einer dünnen Beerenhaut wie Tauberschwarz oder Solaris platzt die Haut auf. „Diese Sorten wurden im Turbo-Gang gelesen, damit keine Fäulnis in die Trauben eindringen kann“, erläutert der Bereichsvorsitzende.
Qualität der Trauben ist gut
Sack betont: „Die Qualität auf der Fläche ohne Wetterextreme ist sehr gut.“ Auch der Ertrag stimmt, der je nach persönlichen Vorlieben des Winzers bis zu 8500 Liter pro Hektar betragen kann. Bei seinem Weißburgunder plant er mit 6000 Liter, beim Müller-Thurgau mit 7000 Liter.
Entspannt sieht er auch die aktuelle Marktlage für die edlen Tropfen aus dem Taubertal. In der Region habe man keinen negativen Vermarktungsdruck durch zu hohe Erträge. Die Initiative von Landwirtschaftsminister Peter Hauck, um den Absatz baden-württembergischer Weine zu steigern, begrüßt er. „Aber uns wäre mehr geholfen, wenn sich der Minister dafür einsetzen würde, dass deutsche Winzer ähnliche Produktionsbedingungen bekämen wie die Kollegen im europäischen Ausland.“ Bürokratiehemmnisse, ungleiche Wettbewerbsbedingungen und hohe Auflagen führt er dabei an. Seine Befürchtung: In den nächsten Jahren werden 30 Prozent der Betriebe verschwinden, weil sich die Kosten nicht über den Weinpreis umsetzen lassen.
Fruchtbetonter Weinjahrgang 2025
Mit Blick auf den aktuellen Jahrgang hat Karlheinz Sack für die Weingenießer aber eine frohe Kunde: „Die Beeren an den Stöcken haben ein tolles Aroma. Ich gehe von einem sehr fruchtbetonten Weinjahrgang 2025 aus, mit Eleganz und Leichtigkeit. Wenn der Kellermeister nichts falsch macht, können sich die Verbraucher auf wunderbare Tropfen aus der Region freuen.“
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