Was als Highlight angekündigt worden war, hat sich als Spitzenveranstaltung entpuppt: Die Fremdensitzung der Narrengesellschaft Oberlauda am Freitagabend.
Oberlauda. Ausverkauft, von Gastabordnungen aus dem gesamten Narrenring geadelt und von Spitzenleistungen auf der Bühne gekrönt, wickelte Präsident Holger Ebert seine abendfüllende Fremdensitzung ab ohne auch nur eine Sekunde Langeweile aufkommen zu lassen. Unterstützt wurde er dabei von der einheimischen Musikkapelle unter der Leitung von Maximilian Mohr.
Traditionell geht es bei den „Rootzen“ nach dem Einzug zunächst einmal eng zu: Kleine Bühne, viele Akteure. Kaum waren die Toren der Narrenhochburg geöffnet und das erste „dreifach-kräftige Rootze Helau“ erklungen, bewahrheitete sich, dass sich im Saal bei einigen „Gassenhauern“ nur singfeste Narren befanden.
Dagegen hatte Narrenring- und Strumpfkappenpräsident Stefan Schulz mit einer griesgrämigen Miene keine Chance. Eigentlich wollte er ja Schulz von Oberlauda werden, doch seine großspurigen Wahlversprechen entpuppten sich als nicht realisierbare Luftschlösser. Sogar die Chance, Prinz zu werden, wurde ihm spätestens beim „Night Rootz“ knapp zwei Wochen zuvor genommen. Deshalb erklärte er sich spontan zum König von Oberlauda und proklamierte lautstark „I made Oberlauda great again!“ Als Steuergeschenk gab es dann auch gleich Bonbons für das Volk.
Die Antwort des den gesamten Saal umfassenden Narrenchores war in Anspielung auf das Lied „Wie heißt die Mama von Niki Lauda“ eindeutig: Wie heißt das Dörfchen, viel schöner als Lauda? Oberlauda!
Das Prinzenpaar mit Prinzessin Astrid I. (Hemmrich) und Prinz Rainer I. (Schwab) hielt seinen Einzug, begleitet von der Prinzengarde und den „Fränkischen Herolden“ aus Kützbrunn und die Proklamation ihres Regierungsprogramms war einfach und einprägsam: Spaß und gute Laune für alle.
Das Strumpfkappen-Tanzmariechen Evelyn Reitenbach ist amtierende Narrenringmeisterin und mit ihrer sportlichen und tänzerischen Höchstleistung begann nicht nur das eigentliche Programm des Abends, sie riss das Publikum förmlich mit.
Spontan, nicht geprobt und doch mit Spickzetteln versehen, widmeten sich Stadtrat Werner Kilb und sein Ex Kurt Breitenstein weltpolitischen Themen mit Auswirkungen für Oberlauda, von der Feinstaubbelastung mit Vulkanausbruchtheorie über den Zustand des Rathaus-WCs nach der Dorfweihnacht bis zur engen Taktung von Gottesdiensten in der Seelsorgeeinheit Lauda-Königshofen.
„Öxit“ als Möglichkeit
Eine Lanze brachen sie für Bürgermeister Maertens, den sie als Opfer für Gegner aller Couleur, die irgendwie in die Öffentlichkeit wollten, sahen. Im Notfall bleibe aber immer noch der Austritt aus dem Stadtverband, also der „Öxit“ und den ließen sie sich von den versammelten Narren per Abstimmung auch gleich einmal bestätigen. Für frei werdende Führungspositionen hatten sie, welch ein Zufall, sogar schon Personalvorschläge parat.
Zusätzlich warben sie mit einem Aufruf für das Jahr 2025, wenn das Ende des Bauernkrieges vor 500 Jahren begangen wird. Ihr Plan: 700 nackte Oberlaudaer stürmen, nur mit Gummistiefeln bekleidet, den Schlossberg. Anmeldungen sind willkommen.
Was erlebt ein Tiroler auf Deutschlandtour? Die Kindergarde der NGO erklärte dies tänzerisch vom „König von Deutschland“. Ein organisiertes Gewimmel auf der Bühne mit sichtbaren Spaß für die Mädchen und die zwei Jungs, das immerhin die erste Rakete des Abends nach sich zog,.
Der G8-Abiturient Niklas Hellinger berichtete von den Diskussionen mit seinem Vater, der jetzt wohl wahrscheinlich ein Jahr weniger Kindergeld beziehen wird, von der Breakdance-Aktion der Oberlaudaer Minstranten auf der Königshöfer Messe sowie den Auswirkungen von Frauenpower bei der KJC: Sauberer und aufgeräumter ist es nicht geworden, die Diskussionen dauern länger und die Ausgaben für Dekos sind deutlich höher.
Niklas Hellinger hatte seine Trompete dabei, unterteilte damit seine Einzelbeiträge musikalisch in verschiedene Gruppen und wertete sie so künstlerisch noch auf. Gruselig, spannend und quirlig, wie auf dem Blocksberg, wurde es bei der Jugendgarde der NGO. Als Hexen wirbelten sie über die Bühne, mit und ohne Besen, immer in Bewegung, rastlos und ohne Ende. Es gibt bei Dieter Zirkelbach (Külsheim) keine schlechten Witze und als Familienvater verkauft er selbst bereits bekannte erfolgreich als brandneu.
Benjamin Ambach und Fabian Bayer verkörpern derzeit als „Auguste“ die Traditionsfiguren der Oberlaudaer Straßenfasnacht und präsentierten sich den Narren im neuen Outfit. Die Grundbedingung dafür war allerdings die Verlängerung ihres Vertrages bis 2049. Allerdings darf sich bei den maßgeschneiderten Anzügen nicht viel bei den jeweiligen Körperumfängen ändern.
Die Prinzengarde ist der ganze Stolz mit den unwidersprochen schönsten Beinen der Rootzen und diese überzeugten, nach der Gemeinschaftssitzung des Narrenrings, mit einer Meisterleistung nun auch die Narren vor Ort.
Richtig laut wurde es nach einer kurzen Pause wieder: Die „Säuboochklopfer“ Oberlauda eröffneten die zweite Halbzeit und animierten unter der Leitung von Fabian Bayer zum Mithüpfen, Mitklatschen und Mitsingen und kurbelten das Stimmungsbarometer so richtig an.
Es gehört so langsam zur Tradition, dass der Oberrootz Berthold Renk den jeweiligen Jahresorden per Video vorstellt und er tat dies mit Slapstick pur und mit freundlicher Unterstützung durch Stefan Schulz am Bügelbrett. Da passte es auch, dass Holger Ebert mit Andrea Sack, Diana Bayer und Daniela Ambach gleich drei Frauen in Führungspositionen bei der NGO vorstellte und damit das Thema des Ordens unterstrich.
Amigos erklärten Dachschaden
Marco Stang als Bauchredner und Frank Ebert als kleine Meerjungfrau mit erstaunlichem Eigenleben? Die „Amigos“ machen es möglich. Warum regen sich einige Königshöfer darüber auf, dass auf dem letzten Messe-Flyer drei Oberlaudaer und kein Königshöfer abgebildet waren? Weil keine geeigneten Kandidaten gefunden wurden!
Im Stil des Kabarettisten Rolf Miller erklärten sie auch den Dachschaden an der Turnhalle, viel gesprochen und nichts gesagt, und beschäftigten sich mit dem gefürchteten „Buchsbaumzünsler“, der sogar vor dem Sportplatzrasen nicht Halt machte. Mit Unterstützung von Bürgermeister Maertens beklagten sie die Katzenplage rund um die Kirche, präsentierten das neue Notrufsystem im Falle eines Brandes und bestätigten sich einmal mehr als beste Stimmungsmacher.
Von der Muse geküsst zeigte sich die Prinzengarde mit ihrem Schautanz. In phantasievollen Kostümen ging ihre Zeitreise von der Antike über das Barock bis in die Neuzeit. Er hat das Ortsgeschehen im Blick und deshalb auch sein Ohr ganz nah am Volk, der „Volapük“ Helmut Schmitt. Wem war denn schon bekannt, dass es bei den Vorbereitungsarbeiten zur Dorfweihnacht bei gleichzeitiger Weihnachtsfeier der Frauengemeinschaft zu gravierenden organisatorischen Problemen gekommen war? Oder wer wusste schon von dem Stress der Feuerwehr, die bei zu vielen Einsätzen, zwei an der Zahl, vor verschlossenem Gerätehaus stand? Tatsache war jedoch, dass man die bei einer Großübung der Oberlaudaer Wehr zugedachte Aufgabe mit drei Mann bravourös gemeistert habe.
Beschäftigt hat ihn auch der ungelöste Hühnerklau bei Metzgermeister Harry Ebert und die Reparatur der Sportplatzberieselungsanlage mit mehr Trotteln als Helfern. Sein Fazit: „Volapük ist, wie es bei uns im Ort zugeht, weil man es manchmal nicht versteht.“
Und noch einmal Feuerwehr: Die Tänzer des Elferrates trieben als Floriansjünger auf der Bühne ihr Unwesen, zur allgemeinen Erheiterung und ohne Gefährdung durch Mitwirkende oder Anwesende. Dabei konnte man durchaus sehen, dass die Jungs lange und intensiv geübt hatten und sie hatten sogar ihre eigene „Band“ mitgebracht. In dieser Zusammensetzung ging es nahtlos ins Finale über.
Den Schlusspunkt setzte die Musikkapelle mit verschiedenen Ohrwürmern.
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