Königshofen/Main-Tauber-Kreis. „SOS – Notruf von Lehrkräften!“ - Unter diesem Slogan stand eine Aktion der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Lauda-Königshofen.
Bei einer Kundgebung or der Turmbergschule in Königshofen wiesen die über 40 teilnehmenden Lehrer und Lehrerinnen aus dem Main-Tauber-Kreis zum einen auf Defizite und Belastungen in ihrem Berufsfeld sowie bei den Bedingungen an den Schulen und im Unterricht hin. Zum zweiten artikulierten sie die Forderung nach Sofortmaßnahmen, um die Attraktivität dieses Berufsstandes zu erhöhen sowie um neue fachlich ausgebildete und qualifizierte Lehrkräfte zu erlangen.
Im Vordergrund veranschaulichte eine signalrote Notrufsäule, an der eine überlastete Lehrkraft symbolisch einen Notruf absetzt, die brisante Dringlichkeit der Situation. Flankiert wurde die Aktion von Personalratsmitgliedern der GEW-Fraktion von Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen sowie Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren im Bereich des Schulamts Künzelsau.
Gleichzeitig benannten die Kundgebungsteilnehmer auf Bannern, was Lehrkräfte an den Schulen brauchen und fordern, um die Not zu verringern und sie vor Überlastung zu schützen. Dazu zählen unter anderem mehr ausgebildete Lehrer, mehr Zeit für die Kernaufgaben, kleinere Lerngruppen, Fachkräfte für IT-Support, qualifizierte Psychologen und Therapeuten sowie zusätzliche Schulverwaltungsassistenzen.
„Kinder und Jugendliche ins Leben zu begleiten, ist eine wunderbare Aufgabe – erfüllend, anstrengend, herausfordernd. Viele Kolleginnen und Kollegen haben deshalb den Lehrberuf ergriffen. Für uns ist der Fachkräftemangel im Bildungsbereich eine maßgebliche Zukunftsaufgabe, die es zu bewältigen gilt“, verdeutlichte Jana Kolberg, GEW-Kreisvorsitzende der größten Bildungsgewerkschaft. „Diese Forderungen zeigen, wie groß die Not ist und wie breit das Arbeitsspektrum der Lehrkräfte geworden ist“.
„Die Anforderungen und Belastungen haben sich bei gleichbleibenden Deputaten stetig gesteigert wie zum Beispiel durch die Digitalisierung oder zunehmende Verwaltungsarbeiten“, erklärte Kolberg stellvertretend für die weiteren anwesenden GEW-Akteure. „Wir benötigen mehr ausgebildete Lehrkräfte und für Personen ohne Lehramtsausbildung oder Quereinsteiger fachliche Qualifizierungsangebote mit Perspektive“, verlangte die stellvertretende GEW-Kreisvorsitzende Gabriele Brenner,. „Dies ist notwendig, damit guter Unterricht in jedem Fach für alle Kinder stattfinden kann“, ergänzte Andrea Skillicorn ihre Kollegin, mit der sie die Tarifbeschäftigten vertritt.
„Darüber hinaus müssen weitere Studienplätze geschaffen werden, um den Bedarf an Lehrkräften für die nächsten 15 Jahre zu decken“, appellierten die GEW-Vertreterinnen. Studien gingen davon aus, dass bis zum Jahr 2035 in Baden-Württemberg mindestens 16.000 Grundschullehrkräfte fehlen werden. Ziel müsse daher sein, Lehrkräfte auch über Bedarf auszubilden sowie ein zweijähriges Aufbaustudium Sonderpädagogik auszubauen und attraktiver zu machen.
„Schulleitungen und Schulen benötigen Entlastung von den zahlreichen Verwaltungsaufgaben. Durch die Einstellung von Verwaltungsassistenzen und IT-Fachkräften an jeder Schule könnten wir uns wieder verstärkt auf das Kerngeschäft konzentrieren“, betonte Ruth Zacher von der GEW-Landespersonengruppe Schulleitungen.
„Mit diesen 21 Vorschlägen gewinnen wir Lehrkräfte“ lautet das Motto eines Maßnahmenpakets, das die GEW dem Baden-Württembergischen Kultusministerium bereits übergeben hat. Zu den 21 vorgestellten Punkten zur Lehrkräftegewinnung gehören beispielsweise multiprofessionelle Teams. „Um den Kindern und Jugendlichen gerecht werden zu können, sind zusätzlich kleinere Lerngruppen sowie Psychologen und Therapeuten an den Schulen notwendig“, betonten die GEW-Akteurinnen.
Als weitere Herausforderung nannten sie die demografischen Entwicklungen. „Viele Lehrkräfte gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand, und es gibt zu wenige Absolventen von Lehramtsstudiengängen, um diese Lücke zu füllen“, erläuterte Jana Kolberg. Ein Programm „back to school“ für ehemalige Lehrer könnte einem Lehrkräftemangel zumindest temporär oder ansatzweise Abhilfe verschaffen.
Außerdem liegt dem Kultusministerium bereits seit 2018 ein Vorschlag der GEW für eine Altersermäßigung vor. die Zahl derjenigen, die bis zum Ruhestand durchhalten können, in die Höhe zu schrauben. Dies bedeute, dass Lehrkräfte ab 55 Jahre zehn Stunden ihres Deputats als Altersermäßigung gewährt bekommen könnten. Ebenso fordert die GEW eine weitere Entfristung zeitlich limitiert beschäftigter Lehrkräfte und eine anteilige Bezahlung der Sommerferien für Befristete, die nach dem 31. Dezember eingestellt werden.
„Wir alle wollen auch in der Zukunft qualitativ hochwertigen Unterricht sowie möglichst viele gut vorbereitete und ausgebildete junge Menschen, damit sie später auf dem Arbeitsmarkt den Fachkräftemangel ausgleichen können. Dazu brauchen wir jedoch sowohl fachlich und inhaltlich als auch didaktisch und pädagogisch sehr gut qualifizierte sowie ausgebildete Lehrkräfte“, resümierte GEW-Kreisvorsitzende unisono mit ihren Kolleginnen und Kollegen.
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