Gemeinderat Krautheim

Geplante Photovoltaikanlage sorgt für Diskussionen

Planungsbeginn für das Projekt bei Neunstetten trotz Kritik beschlossen. Situation heimischer Wälder dramatisch

Von 
Simon Retzbach
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Solaranlagen stehen an einem Waldstück. Auch in Krautheim ist eine solche Anlage geplant.

Den eigenen Beitrag zur Energiewende leisten, das ist dem Krautheimer Gemeinderat wichtig. Gänzlich reibungslos verläuft der „Startschuss“ für den Solarpark bei Neunstetten dennoch nicht.

Krautheim. Gut besucht war die jüngste öffentliche Sitzung des Krautheimer Gemeinderats im Eugen-Seit-Bürgerhaus. Die Bewohner der Jagsttalkommune äußerten schon im Vorfeld Interesse an dem Thema, das dann auch die ansonsten herrschende Routine und weitgehende Einigkeit im Gremium durchbrach: der von der Firma E.ON geplanten Freiflächenphotovoltaik bei Neunstetten.

Als hätte es hierzu eine inhaltliche Hinführung gebraucht, stellte Revierförster Ralph Heinzelmann den Betriebsplan für das Forstwirtschaftsjahr 2023 vor. Was sehr technisch klingt, wurde letztlich zu einer Bestandsaufnahme der kommunalen Wälder. Und hier ist die Situation durch den Klimawandel verheerend zu nennen: „Der Waldzustand ist schlecht, aber das wird sich ändern. Der Waldumbau ist in vollem Gange“, versicherte Bürgermeister Andreas Köhler einleitend.

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Ausführlich beschrieb Heinzelmann, wie durch die fortschreitende Trockenheit und Schädlingsbefall (hier ist insbesondere der Borkenkäfer zu nennen) im Vorjahr ein großer Anteil ungeplanter Holzeinschlag, also Fällungen aufgrund von Baumschäden, entstand.

„Ich habe mir meine letzten Dienstjahre anders vorgestellt, es sieht echt nicht gut aus. Viele Baumarten sterben einfach vor sich hin“, beschreibt der Förster die Situation. Auch der dank gestiegener Holzpreise erwirtschaftete Gewinn kann so nicht über die problematische Lage der Wälder hinwegtäuschen, ein derzeit begonnener Umbau hin zu hitzeresistenteren Pflanzen benötige noch einige Zeit.

Strom für 9000 Haushalte

Diese letztlich auf den Klimawandel zurückzuführenden Phänomene und die geschilderten Folgen für den Wald bildeten so den idealen Auftakt für die Vorstellung des Solarpark-Projekts bei Neunstetten. Diesem wurde im dortigen Ortschaftsrat bereits zugestimmt, sodass nun im Krautheimer Gemeinderat über den planerischen Startschuss in Form eines Bebauungsplanes entschieden werden sollte.

Vertreter des Energiedienstleisters E.ON waren persönlich anwesend, um das von ihnen beantragte Projekt den Stadträten und dem Publikum zu erläutern. Mit einer Größe von gut 20 Hektar soll die Freiflächenanlage jährlich 23 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren können und so knapp 9000 Haushalte mit Solarstrom versorgen. Doch von den geschilderten Vorzügen des Solarparks ließen sich nicht alle Stadträte überzeugen. Kritik kam Jakob Meyer, der die vorgestellte Möglichkeit zum Weiden von Schafen auf dem Gelände des Anlage kritisch betrachtete. Es sei zwar möglich, jedoch nur mit Festlegung im Vorfeld.

Deutliche Kritik

Diese wenig flexible Vorgehensweise kritisiert Stadtrat Eberhard Stauch ebenfalls mit harten Worten. „Die Bewaidung ist ein zentrales Kriterium, sie riskieren hier, dass wir nicht zustimmen“, macht der Stadtrat klar. Denn die Anlage solle auf relativ guten Böden installiert werden, die der Landwirtschaft entzogen würden. So sieht er das Vorhaben kritisch, wenn dann nicht einmal Bewaidung mehr möglich sei.

Tatsächlich räumen auch die Vertreter von E.ON ein, dass das Kriterium, nachdem weniger als 50 Prozent der Photovoltaik-Fläche auf Böden mit einem Bodenrichtwert über 50 installiert werden soll, nicht erfüllt ist.

Widerspruch kam von Wolfgang Ringeisen, Bernd-Michael Beisel und Thomas Dubowy, die eine solche Anlage befürworten. Photovoltaik sei zukunftsträchtig und eine Bewaidung wäre zwar schön, jedoch nicht realistisch, geben die Stadträte zu bedenken. Zumal eine solche Anlage keinen irreversiblen Eingriff in die Natur darstelle, diese könne grundsätzlich wieder entfernt und die Flächen bewirtschaftet werden, fügt Ringeisen hinzu.

Trotz unterschiedlicher Standpunkte wurde zumindest dem planerischen Beginn in Form des Aufstellungsbeschlusses für einen Bebauungsplan einstimmig zugestimmt. Ob damit die Diskussionen um den Solarpark bereits beendet sind, kann jedoch bezweifelt werden.

Weniger kontrovers die Beschlüsse zu baulichen Maßnahmen: Die Arbeiten zur Sanierung des Dorfverbindungsweges zwischen Oberndorf und Oberwittstadt wurden ebenso einstimmig vergeben wie die für die Eduard-Knoll-Straße, deren zahlreiche Wasserlöcher der Vergangenheit angehören sollen. So werden für beide Bauvorhaben insgesamt circa 1,5 Millionen Euro bereitgestellt. Hinzu kommen noch einmal knapp 14 000 Euro für einen neuen Bodenbelag in den Containern der Krautheimer Realschule.

Auch für Veränderungen in Gommersdorf gab das Gremium den Startschuss. Es sollen planerische Arbeiten durchgeführt werden, damit ein weniger zentral gelegenes Scheunenviertel entstehen kann und so im Rahmen einer Dorfflurbereinigung Platz für neue Wohngebäude im Ortskern entsteht. Diesem Vorhaben wurde bei einer Enthaltung zugestimmt.

Redaktion