Orgelkonzert im Erftaldom

Andächtige Klänge im Gotteshaus

Bezirkskantor und Kirchenmusiker Georg Koch gab ein Gastspiel

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Bezirkskantor und Kirchenmusiker Georg Koch spielte im Erftaldom. © Adrian Brosch

Hardheim. Die Worte „via dolorosa“ bezeichnen den Schmerzensweg Jesu durch Jerusalem nach Golgatha. Als entsprechend schwer, ja fast elegisch-drückend, kann das gleichnamige Orgelkonzert im Erftaldom St. Alban vom Sonntag bezeichnet werden: Georg Koch, Bezirkskantor und Kirchenmusiker aus Singen, brachte die Vleugels-Orgel mit schwerster Literatur zum Klingen. Obgleich die Darbietung höchste Ansprüche erfüllte, erwies sich der Besuch – gerade im Vergleich mit früheren Orgelkonzerten – als dürftig.

Dennoch ließ sich der Zuhörerkreis nicht irritieren: Gebannt lauschte man der Musik, nachdem Bernhard Berberich seitens des „Freundeskreises Erftaldomorgel“ auf die anstehende Generalüberholung des edlen Instruments hinwies und Organist Georg Koch fachkundig in das Programm einführte. Dem Motto des Abends huldigte bereits das erste Stück: 1723 komponiert, wiesen Präludium und Fuge in h-Moll (BWV 544) nach Johann Sebastian Bach einen spannungsgeladenen, aber auch tragend melancholischen Charakter auf.

Organist Koch bewältigte die mächtige Klangwelt mit bemerkenswerter Fingerfertigkeit: Behände huschten seine Hände über die Tasten der Vleugels-Orgel. Gewiss kein leichter Hörgenuss am Rande, sondern eine Aufmerksamkeit erfordernde Angelegenheit war auch das Opus, das dem Konzert seinen Namen lieh: „Via Dolorosa“ von Aivars Kalëjs schuf mit fast bedrohlich grollenden Tönen eine fast apokalyptische, eindringliche Atmosphäre – ein in jeder Hinsicht „gewaltiges“ Stück voll abrupter tonaler Wandlungen.

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erha
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Die tragische Bewandtnis spiegelt sich im Hintergrund des fast zehnminütigen Werks wieder: Der Komponist widmete sein Werk den Opfern des sowjetischen Besetzung Lettlands im Jahr 1940.

Ähnlich schwermütig erklang der „Choral II“, den der Franzose César Franck in seinem Todesjahr 1890 als eines von zwei Spätwerken komponiert hatte. Ein außergewöhnliches Werk von ambivalentem Charakter: Einerseits baute sich dem geneigten Hörer eine schier unüberwindliche, regelrecht abweisende musikalische Mauer auf, andererseits wurde das Ohr von mitreißender Vehemenz erfüllt - zwei Gegensätze, die ein vor latenter Subtilität knisterndes Hörerlebnis versprachen.

Gefühlvolles Spiel

Das Konzert endete mit zwei eher ruhigen, aber ähnlich vereinnahmenden Beiträgen: Bei Gabriel Duponts „Meditation“ erwies sich der Titel als treffend, da betont andächtige Klänge auf den Zuhörer wirkten. Gefühlvoll gespielt von Georg Koch, bildeten die ruhige Komposition aus dem späten 19. Jahrhundert und das „Allegro vivace“ aus der fünften Symphonie (op. 42, No. 1) nach Charles-Marie Widor den markanten Ausklang. Gerade mit Widors Repertoire ist Georg Koch vertraut: Derzeit arbeitet er an einer Neuausgabe des Orgelwerks. ad